Krise: Der Galopprennsport in den neuen Bundesländern ist kaum überlebensfähig.

Berlin. Den Anfang machte Leipzig. Der Rennclub, der 2003 sein 140-jähriges Bestehen feierte, ist am Ende. 300 000 Euro Schulden treiben ihn in die Insolvenz. Auch sonst sieht es schlecht aus.

Hoppegarten (Brandenburg)

Veranstalter Union-Klub. Nur zehn Renntage 2004, so wenige wie nie zuvor. Dank der Aktivitäten des im Juni 2001 als Präsident gewählten ehemaligen Regierungssprechers Peter Boenisch (78) hat die Rennbahn wieder einen beträchtlichen Aufschwung genommen. Boenisch konnte die Automobilbauer Porsche und VW als starke Partner gewinnen, einmal kam sogar Bundeskanzler Gerhard Schröder. Allerdings ist die finanzielle Situation gegenwärtig sehr angespannt, 500 000 Euro jährlich für die Betriebskosten können nicht erwirtschaftet werden. 180 Pferde werden von zwölf Berufs- und vier Besitzertrainern vorbereitet.

Dresden (Sachsen)

Veranstalter Rennverein Dresden, die Rennbahn im Osten mit der größten Kontinuität und Wirtschaftlichkeit. Seit 1990 steht Christoph Winkler als Präsident an der Spitze. Dresden hat 2003 je einen Renntag von Halle und Magdeburg übernommen, da beide Bahnen wegen des Hochwassers von 2002 noch nicht benutzbar waren. Fünf Berufs- und vier Besitzertrainer haben rund 65 Rennpferde in Obhut.

Leipzig (Sachsen)

Die Rennbahn liegt in zentraler Lage der Messestadt. Das große Problem: die Verbindlichkeiten bei der Leipziger Volksbank. Deshalb muß der Club jetzt Insolvenz anmelden. Die große Frage: Wird es für die einst umsatzträchtigste Rennbahn im Osten eine Zukunft geben? Denn ohne die Sanierung der Tribüne mit Gastronomie geht es ohnehn nicht weiter. Das soll 2,1 Millionen Euro kosten, wofür ein Investitionsplan vorliegt. Allerdings sind 400 000 Euro Eigenmittel seitens des Clubs erforderlich (die er nicht hat). Eine Initiative namhafter Bürger will sie beschaffen. In diesem Jahr waren nur sechs Renntage geplant. Einst waren es 28. Zwei Trainer bereiten 37 Pferde vor.

Halle (Sachsen-Anhalt)

Veranstalter Rennclub Halle. Die Anlage nahm nach der Wende viele Jahre eine positive Entwicklung. Die gute Linienführung und das gepflegte Geläuf locken Trainer und Besitzer aus dem ganzen Land an. Das schlimme Hochwasser zu Silvester 2002 brachte den Veranstalter in arge Bedrängnis.. Die dabei angerichteten Schäden auf der Rennbahn bezifferten sich auf eine halbe Million Euro. Diese Summe stellte jedoch die Stadt Halle im April 2003 bereit, bekannte sich den Worten des Präsidenten Klaus Düchting nach in einer Ratssitzung zur Rennbahn. So konnten im Oktober wieder zwei Renntage durchgeführt werden. Sieben Renntage stehen 2004 auf dem Programm. Einziger Trainer ist Angelika Glodde, sie bereitet mit großen Erfolgen 32 Pferde vor.

Magdeburg (Sachsen-Anhalt)

Veranstalter Magdeburger Renn-Verein. Idyllische Anlage im Herrenkrug am Rande der Stadt. Sie liegt für viele Trainingszentralen verkehrstechnisch günstig (Bremen, Hannover, Berlin, Leipzig, Halle). Verheerende Auswirkungen der Jahrhundertflut im Sommer 2002 haben alle Pläne für 2003 zunichte gemacht. Doch die Stadt als Rennbahn-Eigentümer ließ mit 1,2 Millionen Euro die Anlage wieder herrichten. So konnte nach fast zweijähriger Zwangspause am 20. Mai 2004 der Rennbetrieb wieder aufgenommen werden. Der einzige, der in Magdeburg etwas bewegt, ist Präsident Karl-Heinz Daehre (Minister für Bau und Verkehr in Sachsen-Anhalt). Am 11. September gehen die Rennen weiter.

Gotha (Thüringen)

Veranstalter Rennverein Gotha-Boxberg, einzige Galopprennbahn in Thüringen, sehenswerte, familienfreundliche Anlage in einer architektonisch einmalig schönen historischen Tribüne, die noch so erhalten geblieben ist wie zur Eröffnung der Rennbahn im Jahre 1878. So feierte Gotha im September 2003 sein 125-jähriges Jubiläum. In der Zeit nach 1990 ging es auf und ab, viele Jahre fanden keine Rennen statt, seit 2000 in neuem Besitz. In dieser Saison wieder drei Renntage vorgesehen, zwei inzwischen absolviert.

Bad Doberan (M.-Vorpommern)

Veranstalter Doberaner Rennverein, älteste deutsche Galopprennbahn (seit 1822). Nach dem Zweiten Weltkrieg ruhte die Rennbahn rund 40 Jahre, wurde 1993 zu neuem Leben erweckt. Auch in diesem Jahr gilt das Ostsee-Meeting vom 28. Juli bis 1. August als Attraktion.