Unfall: Der Schlitten der WM-Vierten Yvonne Cernota wurde von der Bahn geschleudert

Königssee. Der tödliche Trainingsunfall von Bobfahrerin Yvonne Cernota hat tiefe Betroffenheit im deutschen Sport ausgelöst. Die 24 Jahre alte Studentin der Biochemie aus Halle/Saale war am Freitag auf der Kunsteisbahn am Königssee mit ihrem Bob verunglückt.

Nach Angaben der Polizei in Traunstein war der Schlitten, den die etatmäßige Anschieberin von Europameisterin Cathleen Martini aus dem sächsischen Oberbärenburg steuerte, in der so genannten Echowand umgekippt und danach aus der Bahn katapultiert worden. Cernotas drei Jahre älterer Bremser Stefan Grandi, der aus der Nähe von Murnau kommt, zog sich eine Armverletzung zu und liegt im Krankenhaus Berchtesgaden.

"Dieser Unfall ist höchst bedauerlich. Mein tiefstes Mitgefühl gilt den Angehörigen, dem Bob-Club und dem Landesverband. Es zeigt aber einmal mehr, dass Bobfahren ein Rennsport ist, bei dem immer ein hohes Risiko mitfährt. Gerne wird dies unterschätzt, vor allem wenn man eine unfallfreie Weltmeisterschaft hinter sich gebracht hat", sagte der Präsident des Bob- und Schlittenverbandes für Deutschland (BSD), Klaus Kotter.

Wie es zu dem tragischen Unfall auf der als weniger schwierig geltenden Bahn kommen konnte, war zunächst unklar. Erfahrene Piloten in Königssee halten es "praktisch nicht für möglich", dass ein Bob aus der Bahn geschleudert wird. Da müsse schon ein sehr gravierender Fahrfehler vorliegen. Nach Polizei-Angaben waren die beiden Athleten gegen 10.30 Uhr in der Echowand umgekippt, zunächst gegen die Innenbande gekracht und dann aus der Bahn geschleudert worden. Nach Angaben des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) wurde der Bob regelrecht zerrissen. Drei Notärzte hätten sich sofort um die Verletzten gekümmert. Yvonne Cernota sei auf dem Flug mit dem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus gestorben.

Yvonne Cernota und Nachwuchsfahrer Stefan Grandi absolvierten am Donnerstag und Freitag eine so genannte Bob-Schule, in der interessierte Athleten zu Piloten ausgebildet werden. Auf der ältesten Kunsteisbahn der Welt, die auf einer Länge von 1250 Metern 13 Kurven hat, starteten sie die Fahrt in der S-Kombination, die "Schlangengrube" genannt wird. Sie absolvierten also nur rund zwei Drittel der Gesamtstrecke. Nach einer langen Geraden, wo eine Geschwindigkeit von rund 65 km/h erreicht wird, geht es dann in einen Kreisel. Danach nehmen die Schlitten noch einmal etwas Fahrt auf und erreichen in der "Echowand" Geschwindigkeiten um 75 km/h.

Der bislang letzte tödliche Unfall im Bobsport ereignete sich 1990 in Altenberg. Der Zinnwalder Pilot Peter Förster verunglückte bei Trainingsfahrten mit seinem Zweierbob im Zielbereich. Yvonne Cernota, die von den Kollegen nur "Lütte" genannt wurde, ist das 46. Todesopfer im Bobsport seit Aufnahme ins olympische Programm 1924.