Völlig verunsichert und fast schon hilflos hat Handball-Rekordmeister THW Kiel den ersten Matchball zum Gewinn des 15. Titels vergeben. Beim überraschend deutlichen 27: 34 (13:19) beim TBV Lemgo lagen die Nerven bei den „Zebras“ zeitweise sichtlich blank, die Manipulationsvorwürfe der vergangenen Wochen haben offenbar auch bei den Profis ihre Spuren hinterlassen.

Völlig verunsichert und fast schon hilflos hat Handball-Rekordmeister THW Kiel den ersten Matchball zum Gewinn des 15. Titels vergeben. Beim überraschend deutlichen 27: 34 (13:19) beim TBV Lemgo lagen die Nerven bei den "Zebras" zeitweise sichtlich blank, die Manipulationsvorwürfe der vergangenen Wochen haben offenbar auch bei den Profis ihre Spuren hinterlassen. Immerhin haben die Kieler nach der ersten Saisonniederlage mit nun 55:3 Punkten schon am Mittwoch die Chance, mit einem Punktgewinn gegen die HSG Wetzlar in eigener Halle als erste Mannschaft überhaupt den fünften Titel in Folge einzufahren.

Im Gerry-Weber-Stadion von Halle/Westfalen, darunter Bundestrainer Heiner Brand und DFB-Präsident Theo Zwanziger, trat die Mannschaft von Trainer Alfred Gislason allerdings wenig meisterlich auf. Gegen eine gute TBV-Abwehr und einen überragenden Torhüter Martin Galia leisteten sich Nikola Karabtic und Co immer wieder zu schnelle Abschlüsse und Abspielfehler. Auf der anderen Seite liefen die Gastgeber einen erfolgreichen Tempogegenstoß nach dem anderen.

Unrühmlicher Höhepunkt der Partie war die 27. Minute, als nach einem Foul von Kiels Henrik Lundström an Florian Kehrmann ein Tumult im Kieler Torraum ausbrach. THW-Keeper Thierry Omeyer und Lemgos Vignir Svavasson mussten jeweils mit Roter Karte vom Platz - und für Kiel der 17 Jahre alte A-Jugendtorhüter Morten Michelsen für den Rest des Spiels ins Tor. So brachten die Lemgoer um die früheren Weltmeister Holger Glandorf und Michael Kraus ihren Vorsprung souverän nach Hause und der THW verhinderte trotz Kampfes seine erste Bundesliga-Niederlage seit dem 1. Dezember 2007 nicht.

Eine große Schrecksekunde erlebten Zuschauer und Spieler noch in der 37. Minute, als der frühere Lemgoer und jetzige THW-Toptorschütze Filip Jicha bei einer Abwehraktion gegen Glandorf zu Boden ging. Minutenlang wurde er noch auf dem Spielfeld behandelt und schließlich mit einer Wirbelstütze um den Hals unter aufmunterndem Applaus der Fans auf einer Trage weggebracht.

Mit nun 55:3 Punkten steuern die Kieler, die weiter ohne Kim Andersson (Mittelhandbruch) auskommen müssen, aber weiter der Bundesliga-Rekordbilanz seit Einführung der 18er-Liga 1999/2000 von 62:6 Punkten entgegen. Der THW in den Jahren 2005 und 2006 sowie der TBV Lemgo 2003 waren mit dieser Punkteausbeute bislang die besten Meister. Auch das Triple aus Meisterschaft, DHB-Pokal und Champions League ist trotz allem weiter möglich.

Die Lemgoer bleiben nach ihrem Sieg und nun 41:15 Punkten weiter hinter dem HSV Hamburg (43:13) und den Rhein-Neckar Löwen (42:14) auf dem vierten Platz. Die Hamburger hatten den zweiten Platz durch einen 36:32 (17:14)-Erfolg gegen die HSG Nordhorn bereits am Samstag gefestigt. Hätte der HSV gegen die nach ihrer Insolvenz als Zwangsabsteiger feststehenden Nordhorner nicht gewonnen, hätte der THW bereits am Samstagabend als Meister festgestanden.

Die Löwen gewannen 43:31 (17:17) gegen MT Melsungen, Neuzugang Jackson Richardson steuerte zwei Treffer bei. Im Kampf um einen Europacup-Platz punktete die SG Flensburg-Handewitt (36:20) durch einen 36:30 (16:12)-Erfolg beim TV Großwallstadt und setzte sich vor den punktgleichen SC Magdeburg auf den sechsten Platz.

Im Tabellenkeller trennten sich Aufsteiger TSV Dormagen und GWD Minden 23:23 (12:13). Der neben der HSG Nordhorn ebenfalls wegen Insolvenz als Absteiger feststehende Tusem Essen kassierte derweil im 28. Spiel die 26. Niederlage. Gegen den VfL Gummersbach gab es ein 30:40 (15:22). Der Stralsunder HV, der wohl dritter Absteiger aus der Bundesliga sein wird, verlor 16:31 (7:13) gegen die HSG Wetzlar und bleibt mit 4:52 Punkten Vorletzter vor Schlusslicht Essen (3:53).