Der 37-jährige Kreisläufer beendet nach der Saison seine aktive Handball-Karriere und kehrt in seine Heimatstadt St. Petersburg zurück. Am Sonnabend steht er beim HSV Hamburg im Blickpunkt.

Hamburg. Was denn, einen ganzen Artikel über ihn? Das muss doch gar nicht sein, wendet Dimitri Torgowanow ein. Drei Dinge nur, mehr müsse man über ihn ja gar nicht wissen: "Hat keine Angebote. Geht nach Russland. Tschüss!"

Man würde dem Kreisläufer des HSV Hamburg diesen Wunsch ja gern erfüllen, schon weil Torgowanow (37) zu den Menschen gehört, denen man Wünsche gern erfüllt. Aber ganz so leicht kann man es ihm dann doch nicht machen, immerhin ist es eine große Handballkarriere, die sich nun dem Ende zuneigt. Und von wegen keine Angebote! Natürlich hat er welche bekommen aus der Bundesliga. Aber eben keine, die ihn von dem Vorhaben abgebracht hätten, am Ende dieser Spielzeit, nach 13 Jahren in Deutschland, zu Frau und Kind in seine Geburtsstadt St. Petersburg zurückzukehren.

Was er dann macht, wisse er selbst nicht so genau. Etwas mit Handball wird es wohl sein, "denn das ist mein Leben". Aber bitte schön, es sei ja noch eine Weile hin. Sieben Spiele noch allein in der Bundesliga, angefangen mit dem gegen die HSG Nordhorn-Lingen am Sonnabend (15 Uhr, Color-Line-Arena). Es wird wieder besonders auf ihn ankommen, wo doch Bertrand Gille verletzt ausfällt. Dazu noch möglichst sechs Auftritte in DHB-Pokal und Champions League.

Zu gern würde Torgowanow noch eine Trophäe mit nach Hause nehmen. Die eine oder andere hätte er schon, bei Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften errang er mit der russischen Auswahl die Goldmedaille. Im Verein aber war ihm nicht mehr vergönnt als der Europapokalsieg mit Tusem Essen 2005. Wenn man die russische Meisterschaft einmal ausklammert, die er 1993 mit Newa St. Petersburg gewinnen konnte, am Beginn seiner Karriere.

Der Kreis könnte sich nun also schließen, aber Torgowanow will nicht rückfällig werden. Die russische erste Liga habe allenfalls das Niveau der hiesigen zweiten. Nicht, dass er sich müde fühle. "Aber man muss aufhören, bevor die Leute über einen lachen", sagt er.

Noch lacht keiner, schon gar nicht über den kantigen Abwehrspieler Torgowanow, auch wenn dessen Bewegungen manchmal ulkig ausschauen. Aber das haben sie schon immer, es hat ihm den Spitznamen "Pino" eingebracht. "Mit seinem Körper würde unsereins mit einem Schwerbehindertenausweis in der Bahn sitzen", schmunzelt der sportliche Leiter Christian Fitzek, "aber mit seiner Erfahrung spielt er in unserem System immer noch eine wichtige Rolle."

Trotzdem haben sie sich beim HSV für nächste Saison gegen den Russen entschieden und für den jungen Schweden Nicklas Grundsten. Dimitri Torgowanow hadert nicht damit. "Der HSV ist eine sehr gute Mannschaft. Und er wird noch viel besser sein, wenn ich weggehe", sagt er und lacht schallend. Guter Witz!