Die Häme von der Südtribüne klang Jürgen Klinsmann in den Ohren. Spätestens als die Fans Udo Lattek und sogar Lothar Matthäus mit Sprechchören feierten.

München. Die Häme von der Südtribüne klang Jürgen Klinsmann in den Ohren. Spätestens als die Fans Udo Lattek und sogar Lothar Matthäus mit Sprechchören feierten, bekam das Rückspiel im Viertelfinale der Champions League gegen den FC Barcelona für den Trainer von Bayern München eine ähnlich demütigende Note, wie sie das epochale 0:4 im Hinspiel bereits sportlich bereitgehalten hatte.

Die Situation beim deutschen Rekordmeister gleicht nach dem vierten Viertelfinal-Aus seit dem Titelgewinn 2001 einem Pulverfass. Erst recht, nachdem sich Klinsmann in der schwersten Zeit seiner noch kurzen Trainerlaufbahn eine neue Strategie für seine Verteidigung zurechtgelegt hat: Nicht mehr alles weglächeln, sondern auch mal beißen. Nach dem 1:1 gegen den FC Barcelona zeigte er nicht mehr nur auf Sündenbock Michael Rensing, sondern erstmals auch ganz unverblümt auf die Chefetage.

"Wir sind gegen eine Mannschaft ausgeschieden, die eine Klasse besser ist. Was Barcelona uns voraus hat, ist eine zusammenhängende Philosophie", sagte Klinsmann und kritisierte damit die gewachsene Struktur des FC Bayern: "Bei Barca hat jeder diese Philosophie verinnerlicht, der U-17-Trainer, der Trainer der zweiten Mannschaft und Trainer Josep Guardiola haben alle dieselbe Philosophie."

Folgen ließ der 44-Jährige die Forderung nach neuem Personal: "Wir müssen den Kader überprüfen, ihn für die nächste Saison verbessern. Wir müssen nachlegen, wenn wir in der nächsten Saison weiterkommen wollen als bis ins Viertelfinale." Schließlich wolle man doch dahin kommen, "wo Barcelona jetzt schon ist".

Und dann war da noch Punkt drei in Klinsmanns Plädoyer in eigener Sache: der Stürmermangel. Mindestens drei hochkarätige Angreifer müsse man haben, "vielleicht sogar vier", forderte er. "Meine Befürchtungen sind eingetreten. Ich hatte vor dem Spiel schon Bammel davor, dass Luca Toni etwas passiert. Dann spielen wir ohne Stürmer gegen den FC Barcelona. Das schaut natürlich unmöglich aus", sagte Klinsmann und erinnerte bei der Gelegenheit also noch einmal an die Stürmerdebatte des Winters, die mit einem klaren "Nein" der Chefs zu Landon Donovan beendet worden war.

Geld für punktuelle Einkäufe wäre vorhanden gewesen. Insgesamt 45 Millionen Euro nahmen die Bayern in der Champions League ein. Doch die Baustellen sind vielfältig: Im Tor deutet vieles auf eine neue Nummer eins hin. Robert Enke gilt als heißer Kandidat. In der Abwehr genügen Christian Lell und Massimo Oddo den hohen Ansprüchen nicht. Im Mittelfeld ist Franck Ribery in Sachen Kreativität oft auf sich alleine gestellt. Neuzugang Anatoli Timoschtschuk (kommt von Zenit St. Petersburg) dürfte Stabilität ins Team und Konkurrenzkampf in die Schaltzentrale bringen. Im Angriff kommt Ivica Olic für Lukas Podolski, doch drei Angreifer - Olic, Klose und Toni - sind einfach zu wenig.

Dass er diese Umbaumaßnahmen überhaupt selbst in Angriff nehmen kann, davon ist Klinsmann fest überzeugt: "Das ist ein Zweijahresvertrag, und den werde ich erfüllen. Minimum erfüllen", sagte der Trainer über seine Zukunft.