Die Profi-Leihgaben Albert Streit und Marcel Ndjeng sorgen für den entscheidenden Qualitätsvorteil im Derby zwischen dem HSV II und Altona 93. AFC-Trainer Thomas Seeliger bleibt in seiner Amtszeit weiterhin ohne Punktgewinn.

Hamburg. Torsten Fröhling, bis 25. Februar Trainer bei Altona 93, hatte für seine Mannschaft immer Zwischenziele ausgegeben. Für das Monatsende März standen 31 Punkte auf dem Plan. Sicher ging auch unter Fröhling nicht immer alles auf, aber unterm Strich stehen nun weiterhin 22 Punkte. Und die holte alle Fröhling. Für Nachfolger Thomas Seeliger setzte es gegen die zweite Mannschaft des HSV mit 1:3 die fünfte Niederlage in Folge und den Sturz auf Rang 16.

Damit gibt es wenigstens für eine Hamburger Mannschaft wieder Hoffnung im Abstiegskampf. "Albert Streit hat den Unterschied ausgemacht", freute sich Trainer Rodolfo Cardoso über die Verstärkung aus dem Profikader. "Es ist eine Charakterfrage, mit welchem Engagement man in der 4. Liga zu Werke geht", schloss der Coach auch Marcel Ndjeng in seine Lobeshymne ein.

In der Tat waren beide Verstärkungen und sorgten dafür, dass der HSV wesentlich selbstbewusster und kompakter als zuletzt auftrat. So war nach einer frühen Drangperiode bereits das 0:1 verdient, als Schulz einen Eckball von Streit einköpfte. Erst nach einer Viertelstunde löste sich Altona aus der Umklammerung - und das gleich mit Erfolg: Einen Freistoß aus dem Halbfeld von Stefan Siedschlag erwischte Stefan Richter acht Meter vor dem Tor leicht mit dem Scheitel und überraschte damit HSV-Keeper Raphael Wolf zum 1:1. Danach verflachte das Spiel bis zur 43. Minute, als Jürgen Tunjic nach einem Pass von Pierre Becken frei auf Wolf zulief, den Torwart überlupfen wollte, aber der Ball über die Latte strich.

Nach der Pause war nichts mehr vom AFC zu sehen. Saft- und kraftlos ergaben sich die Spieler in ihr Schicksal und kamen nicht mehr in die Zweikämpfe. Das nutzte der trotz des quasi unbespielbaren Rasens fußballerisch bessere HSV konsequent aus. Besonders durch die glänzenden Standardsituationen von Albert Streit keimte immer wieder Gefahr auf. Streit war es auch, der das 1:2 vorbereitete, als er auf dem linken Flügel drei Altonaer düpierte und sehenswert auf den freistehenden Dani Schahin flankte, der aus fünf Metern per Kopf traf. Und als AFC-Keeper Oliver Hinz Schahin wenig später im Strafraum von den Beinen holte und Rafael Kazior per Elfmeter das 1:3 besorgte, war die Partie gelaufen. Bei Altona machte sich in der Schlussphase Frust breit, der sich in vier Gelben Karten, zwei Platzverweisen und einem Bank-Verbot für Seeliger niederschlug. Nun hat Altona, in der Hinrunde eines der fairsten Teams der Liga, plötzlich auch noch ein Disziplinproblem.

Der Sieg des HSV geriet nur noch einmal in Gefahr - durch Cardoso höchstpersönlich. Als sich Abwehrrecke Kai-Fabian Schulz verletzte, sollte Boris Leschinski aufs Feld, Stadionsprecher Peter Kraft hatte sogar schon die Auswechslung durchgesagt. Doch Leschinski wäre der vierte Spieler gewesen, der älter als 23 ist. Drei sind nur erlaubt, so dass die Punkte weg gewesen wären. Doch Co-Trainer Sven Marr intervenierte, Cardoso ließ lieber zwei Minuten mit zehn Mann spielen und nahm dann Routinier Kazior zusätzlich vom Feld, um Leschinski zu bringen.

"Wir wussten, dass es in so einem Derby schwer werden würde, deshalb ein großes Kompliment an meine Jungs", sagte Cardoso, während Seeliger zunehmend ratloser wird: "Wenn man solche Tore kassiert, verliert man verdient." Präsident Dirk Barthel erklärte trotz der "Vorstand raus"-Rufe der Fans: "Wir tun von unserer Seite alles, um die Regionalliga zu halten." Dazu gehört auch, dass bis Mittwoch die Wirtschafts-Planungen für den Lizenzantrag beim DFB eingereicht werden.


Tore: 0:1 Schulz (4.), 1:1 Richter (15.), 1:2 Schahin (51.), 1:3 Kazior (62., FE). SR: Willenborg (Osnabrück). Z.: 1305. Gelb-Rot: Warnick (AFC, 75.). Rot: Westphal (AFC, 90., wg. Nachtretens).