Trotz vieler Ausfälle schließt das Team von Trainer Martin Jol bis auf einen Punkt zu Tabellenführer Hertha auf. Paolo Guerrero traf erneut doppelt. Bilder vom 25. Spieltag.

Gelsenkirchen. Diesen HSV kann in dieser Saison offenbar nichts aufhalten - weder Strapazen noch Krankheiten oder noch so viele Verletzungen. Obwohl sich vor dem gestrigen Bundesligapartie auch noch Ivica Olic wegen einer Grippe abmelden musste und in der ersten Halbzeit Alex Silva mit einer Muskelverletzung ausfiel (siehe Bericht unten), erkämpfte der HSV bei Schalke 04 mit dem letzten Aufgebot und einer beeindruckenden Moral ein 2:1 und verkürzte den Rückstand auf Tabellenführer Hertha BSC auf nur noch einen Punkt. Willkommen zurück im Titelrennen, HSV!

Dabei sah es lange nicht danach aus, als ob der HSV in der Veltins-Arena, es war das 39. Pflichtspiel der Saison, seine jüngste Serie bei Schalke(zehn Punkte in vier Bundesligaspielen) weiter ausbauen könnte. Der Mannschaft schien nach den Ausfällen von Petric und Olic vorn der Killerinstinkt zu fehlen, um die nach den unruhigen Wochen mit dem Rauswurf von Manager Andreas Müller als Höhepunkt stark verunsicherten Schalker zu bezwingen. Paolo Guerrero konnte sich lange Zeit nichts Zwingendes herausarbeiten.

Während die Schalker in ihrer Agonie versanken und das weitgehend stille, fast lethargische Publikum für eine zuweilen gespenstische Atmosphäre sorgte, beschränkten sich die Hamburger lange Zeit darauf, das Zunull zu sichern. Die Devise war klar: Kompakt stehen, auf die Chance lauern. Die Spielweise drückte sich auch in Statistikwerten auf: Auf nur 35 Prozent Ballbesitz sollten es die Hamburger am Ende bringen.

Doch die Taktik von Martin Jol, der aus der Not eine Tugend machte und neben der vorderen Spitze Guerrero rechts Jonathan Pitroipa und links Marcell Jansen aufbot sowie Mickael Tavares als zusätzlichen Stabilisator im Mittelfeld aufbot, weshalb David Jarolim in offensiverer Position agierte, ging am Ende voll auf. Die Aktionen der Schalker konnten früh unterbunden werden, und die Heimmannschaft machte den erhofften Fehler. Erst lud Torwart Manuel Neuer Paolo Guerrero per Kopfballvorlage zum 1:0 ein, das 2:0 bereiteten dann Pitroipa und Jansen vor.

"Wir haben gut gestanden, nicht so viele Chancen zugelassen und im richtigen Moment zugeschlagen, das haben wir taktisch super gemacht", analysierte Kapitän David Jarolim treffend. "Solche Spiele sind wichtig, wir haben gegen Schalke und bei Galatasaray Istanbul eine riesige Moral gezeigt. Hut ab. Wir sind überall dabei, das ist unfassbar und sensationell."

Nach den Niederlagen in Mönchengladbach und Wolfsburg ist der HSV in die Erfolgsspur zurückgekehrt. Martin Jol verwies stolz auf die 48 Punkte: "Letzte Saison hat der HSV am Ende 54 Punkte geholt, aber mit Rafael van der Vaart, Vincent Kompany und Nigel de Jong." Jetzt sind es Namen wie Aogo, Gravgaard, Benjamin oder Pitroipa, die die Chance der Hamburger von einem Titel am Leben halten.

Marcell Jansen wollte sich jedoch nicht locken lassen: "Wir fangen jetzt doch nicht wieder mit diesem Spielchen an. Nach den zwei verlorenen Spielen wurden sofort andere Stimmen laut, aber die Mannschaft hat immer an sich geglaubt."

In der zweiwöchigen Länderspielpause können sich die Nicht-Nationalspieler des HSV nun etwas erholen, die Reisenden haben zumindest eine normale Trainingswoche vor sich. "Wir können uns sammeln, dann geht es wieder volle Pulle los", sagte Jansen. "Wir haben noch so viel zu tun." Stimmt genau.