Nicht jeder traut Oliver Kahn das Manager-Amt bei den Schalkern zu. Doch die bisherigen Gespräche sind vielversprechend.

Die früheren DFB-Teamchefs Franz Beckenbauer und Rudi Völler trauen Ex-Nationalkeeper Oliver Kahn den Managerjob bei Fußball-Bundesligist Schalke 04 zu, doch das königsblaue Urgestein Rudi Assauer ist skeptisch. "Der Klub ist zuletzt dermaßen aus den Fugen geraten, dass er eigentlich einen Meister oder mindestens Gesellen und keinen Lehrling für den erfolgreichen Neuanfang braucht", sagte Assauer der Bild am Sonntag.

Beckenbauer sieht das anders. "Dass er es könnte, steht für mich fest. Oliver Kahn ist ein junger und intelligenter Mensch, der mit Uli Hoeneß 14 Jahre lang den besten Lehrmeister hatte", schrieb er in seiner Bild-Kolumne über den ehemaligen Bayern-Kapitän. Kahn ist bei Schalke Favorit auf die Nachfolge des unlängst beurlaubten Andreas Müller und führte unter der Woche bereits vielversprechende Gespräche mit Schalkes-Aufsichtsrats-Chef Clemens Tönnies.

Anders als Assauer glaubt Bayer Leverkusens Sportchef Völler, dass Kahn der Aufgabe gewachsen ist. "Zu heiß? Ach was. Das macht doch einem Souverän wie Olli nichts aus", sagte er der WZ - und gab Kahn einen Rat: "Ich weiß nicht, was daraus wird und kenne auch die konkreten Ziele von Oliver Kahn nicht. Aber wenn er solche Pläne tatsächlich verfolgt, dann sollte er nicht so lange warten. Du gerätst schnell in Vergessenheit."

Bei Kahn ist das momentan noch nicht der Fall, er galt zuletzt auch als möglicher Erbe von Bayern-Manager Uli Hoeneß. Hoeneß sagte dazu nach dem 1:0-Sieg der Münchner gegen den Karlsruher SC: "Wenn er bei Schalke unterschreibt ist das nicht für 100 Jahre, sondern für drei, wie ich meine. Ich weiß aber nicht, warum man sich auf ihn fokussiert, wenn es um meine Nachfolge geht. Ich glaube nicht, dass nur Oliver Kahn dafür in Frage kommt."

Bayern-Vorstandschef Rummenigge hat Kahn als Hoeneß-Nachfolger aber offenbar schon abgeschrieben, jedenfalls gratulierte er S04 zu einer "hervorragenden Wahl". Bei Premiere ergänzte er: "Kahn hat ohne Frage die Qualitäten, Schalke wieder auf die Bahn zu bringen, wie man es sich wünscht."

Obwohl er skeptisch ist und zu bedenken gibt, dass Kahn "ja überhaupt noch keine Erfahrung in dem Job hat", attestiert auch Assauer dem Kandidaten Qualitäten. "Seine Erfolgsbesessenheit, seine sicherlich glänzenden Kontakte im Fußballgeschäft und seine Intelligenz. Er kann es auf Schalke packen", sagte der frühere Manager der Knappen.

Doch Assauer gab auch zu bedenken, dass besonders Kahn den schnellen Erfolg brauche, "weil Oliver von den 'verhassten' Bayern kommt. Und weil viele Anhänger immer noch ganz tief in der Birne haben, dass vor allem er uns 2001 den Titel in der letzten Sekunde weggeschnappt hat."

Wohl auch deshalb wäre es aus Beckenbauers Sicht "mutig von Clemens Tönnies, wenn er sich für einen Neuling im Geschäft entscheiden sollte". Dem langjährigen Bayern-Profi Kahn täte ein Tapetenwechsel laut Beckenbauer gut. "Neue Umgebung, neue Mannschaft - das kann hilfreich sein bei einem Start in eine neue Karriere."