Es war ein letzter Satz, wie er besser zu den Diskussionen rund um einen hochinteressanten Boxabend nicht hätte passen können. “Ich gehe jetzt erst...

Kiel. Es war ein letzter Satz, wie er besser zu den Diskussionen rund um einen hochinteressanten Boxabend nicht hätte passen können. "Ich gehe jetzt erst einmal nach Hause und esse Bratkartoffeln", sagte Arthur Abraham, Mittelgewichts-Weltmeister nach Version der IBF aus dem Berliner Sauerland-Team. Auf sein Leibgericht hatte der gebürtige Armenier viele Wochen verzichten müssen, um am Vortag seiner Titelverteidigung gegen Lajuan Simon (30, USA) das geforderte Gewichtslimit von 72,574 kg zu bringen. Weil er es in der Nacht zu Sonntag vor 8000 Fans in der Sparkassen-Arena und durchschnittlich 5,79 Millionen in der ARD nicht schaffte, seine K.-o.-Quote von fast 80 Prozent auszubauen, sondern den zähen und mutigen Simon lediglich einstimmig (118:109, 117:110, 117:110) nach Punkten besiegte, beherrschte rund um den Ring ein Thema die Gespräche: Wie lange steckt der 29-Jährige das Gewichtmachen weg?

Fünf Kilo hatte Abraham mit extremen Schwitz- und Entwässerungskuren in den fünf Tagen vor dem Kampf abgenommen. Zwar ging er durch intensive Flüssigkeitszufuhr nach dem Wiegen am Freitagmittag mit rund 78 kg in den Ring, "der Substanzverlust", so gab er zu, "ist jedoch für den Körper extrem belastend." Maximal ein Jahr wolle er sich diese Tortur noch antun, "dann gehe ich ins Supermittelgewicht". Dort liegt das Limit bei 76,203 kg, und die Schlaghärte, um sich in dieser Klasse durchzusetzen, hat Abraham schon diverse Male unter Beweis gestellt.

Dass der Wahl-Berliner überhaupt noch im Mittelgewicht antritt, hat nur einen Grund: Er will unbedingt gegen WBC/WBO-Champion Kelly Pavlik (USA) boxen. Weil dessen Management jegliche Bemühungen Sauerlands mit dem Hinweis auf Abrahams fehlende Bekanntheit in Nordamerika abbügelt, wird dieser im Juni in den USA gegen Vernon Forrest antreten. Der WBC-Weltmeister im Halbmittelgewicht steigt dafür seinerseits eine Gewichtklasse auf. "Mit diesem Kampf wollen wir Arthurs Bekanntheitsgrad steigern, damit Pavlik keine Ausreden mehr hat", sagt Sauerland-Geschäftsführer Christian Meyer.

Über den Kampf, den die deutschen Fans noch immer am liebsten sehen würden, wurde in Kiel kein Wort verloren. Das Duell zwischen Abraham und WBA-Weltmeister Felix Sturm aus dem Hamburger Universum-Stall ist ob der zu hohen finanziellen Forderungen der Kämpfer kein Thema mehr. Zu Duellen zwischen den beiden größten deutschen Ställen wird es in den nächsten Monaten allerdings trotzdem zuhauf kommen.

Den Auftakt bildet am 9. Mai in Bielefeld die Titelverteidigung von Cruisergewichts-Europameister Marco Huck (Sauerland) gegen Firat Arslan. Bis Juli soll es dann zwei extrem interessante Schwergewichts-Paarungen geben. Bis Anfang April will der Weltverband WBA die Börsenversteigerung für den Rückkampf zwischen dem russischen Riesen Nikolaj Valuev (Sauerland) und dem Usbeken Ruslan Chagaev abgeschlossen haben. Beide werden derzeit als Weltmeister geführt, Chagaev hatte das erste Duell im April 2007 nach Punkten gewonnen. Sollte Sauerland den Kampf einsteigern, würde er am 30. Mai stattfinden, Universum möchte ihn gern am 11. Juli am Vorabend des Formel-1-Rennens auf dem Nürburgring veranstalten.

Am 21. April wird zudem die vakante EM im Schwergewicht versteigert, zu der der Ukrainer Alexander Dimitrenko (Universum) gegen den Russen Alexander Povetkin antreten soll. Beide Ställe haben großes Interesse an dem Duell, der Sieger geht als Pflichtherausforderer für WBO/IBF-Weltmeister Wladimir Klitschko (Ukraine) ins Rennen. Als mögliche Daten werden der 6. und 27. Juni gehandelt.

Weitere mögliche Duelle gibt es Mittelgewicht zwischen Europameister Koren Gevor (Universum) und Sebastian Sylvester sowie im Supermittelgewicht zwischen EM-Titelträger Karo Murat (Sauerland) und Dimitri Sartison. An beiden Kämpfen haben beide Ställe Interesse, verhandelt wurde jedoch noch nicht.