Vor fast 29 Jahren machte er den Sprung seines Lebens - nun staunt Lutz Dombrowski über den Super-Satz von Sebastian Bayer. “Das ist Wahnsinn! 8,71...

Hamburg. Vor fast 29 Jahren machte er den Sprung seines Lebens - nun staunt Lutz Dombrowski über den Super-Satz von Sebastian Bayer. "Das ist Wahnsinn! 8,71 Meter. Ein Riesending! Irre. Deutschland hat endlich wieder einen Weltklasse-Weitspringer. In den letzten 30 Jahren war das ja eher ein Trauerspiel", sagte der Sachse am Montag in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa.

Er hatte immer gehofft, versichert Dombrowski, dass ihn nach fast drei Jahrzehnten mal endlich einer überflügelt. Wirklich abgelöst hat ihn "Turbo-Basti" aber (noch) nicht: Mit 8,54 Meter im Freien hält Olympiasieger Dombrowski immer noch den ältesten deutschen Leichtathletik-Rekord in einer olympischen Disziplin. "Es ist wohltuend, dass die Leichtathletik mal für positive Schlagzeilen auf Seite Eins sorgt."

An den 28. Juli 1980 erinnert sich Dombrowski noch genau - als wäre es erst gestern: Bei den Boykott-Spielen in Moskau holt er für die DDR und den SC Karl-Marx-Stadt Olympia-Gold. Damals der weiteste Sprung im "Flachland", weiter kommt er danach nie mehr. Auch sein "Enkel" Sebastian Bayer, so prophezeit es Dombrowski, wird nun ein Leben lang an diesem 8,71-Meter-Flug von Turin gemessen werden.

"Damit ist er der Favorit für die Weltmeisterschaften in Berlin. Ich hoffe nur, dass er mit diesem Rucksack leben kann. Ich freue mich jedenfalls riesig für ihn und hoffe, dass er im Sommer dann auch meine 8,54 killen kann", sagt Dombrowski, der an seinem 50. Geburtstag - am 25. Juni - vielleicht schon kein deutscher Rekordhalter mehr sein wird.

"Sebastian ist 22, ich war in Moskau 21 Jahre alt. Ich glaube, er ist auch so cool drauf. Dass er so ein 'Gerät' rauslässt - einfach Wahnsinn. Aber er muss den Ball jetzt flach halten. Halle und Freiluft, das ist schon ein Unterschied", erklärt Dombrowski, der sich in Moskau en passant auch den Europarekord holte. Seit 1992 arbeitet der 49-Jährige als Trainer und Sportlehrer bei der LG Staufen in Baden-Württemberg.

Sebastian Bayer ist auf dem Sprung, und Lutz Dombrowski drückt ihm die Daumen. "Ich hoffe, dass er sich von den 8,71 Metern nicht erdrücken lässt. Er kann sich jetzt aber nicht mehr in die zweite Reihe stellen", sagt der Rekordmann - und kann sich eine spitze Bemerkung dann doch nicht verkneifen: "Ich wurde wegen der 8,54 Meter immer nach Doping gefragt, der DLV wollte die Rekordlisten neu schreiben. Heute, bei 8,71 Meter, scheint das aber kein Thema zu sein."