Der FC St. Pauli hat das mit Spannung erwartete Nordderby gegen Hansa Rostock mit 3:2 gewonnen. Morike Sako und David Hoilett mit einem Doppelpack drehten das Spiel nach dem frühen 0:2-Rückstand. Pauli springt in der Tabelle vorübergehend auf Platz sechs. Damit ist das Aus von Hansa-Trainer Dieter Eilts perfekt. Vor und nach der Partie kam es zu schweren Ausschreitungen zwischen Rostocker Anhängern und der Polizei. Bilder vom Spiel. Bilder von den Krawallen vor und nach dem Spiel.

Nach nur 104 Tagen Dienstzeit ist Dieter Eilts seinen Trainerposten beim Fußball-Zweitligisten FC Hansa Rostock schon wieder los. Das 2:3 (2:0) beim FC St. Pauli besiegelte am Freitagabend nicht nur die Entlassung des Europameister von 1996, sondern stürzt die Mecklenburger immer tiefer in den Abstiegssumpf. Der neue Manager Rene Rydlewicz bestätige die Demission. Die Vereinsführung hatte Eilts das Ultimatum "Siegen oder Fliegen" gestellt. "Nur wenn Dieter Eilts gewinnt, kann er weiter arbeiten", hatte Rydlewicz vor dem Anpfiff gesagt. Hansa-Boss Dirk Grabow war nach der Partie "erschüttert. Wir haben in der zweiten Halbzeit keinen Zweikampf gewonnen. Das ist einfach schlecht."

Vor 22 138 Zuschauern im Hamburger Millerntor-Stadion hatten Henri Myntti (2.) und Fin Bartels (5.) die Gäste sogar mit 2:0 in Führung gebracht und für Hoffnung nicht nur bei Eilts gesorgt. Doch Morike Sako (53./Foulelfmeter), der in der Nachspielzeit die Gelb-Rote Karte sah, und David Hoilett (72./84.) machten diese zunichte und sorgten für Eilts Rausschmiss. Zu allem Überfluss überschatteten wie im Hinspiel meistens von Hansa-Fans angezettelte Ausschreitungen die "Hochsicherheitspartie". Die Rostocker schweben nach der zwölften Saisonniederlage in akuter Abstiegsgefahr. Unter Eilts holten die Mecklenburger nur fünf von 30 Punkten.

Die Rostocker zeigten anfangs Fußball mit Herz - ein Plädoyer für ihren kritisierten Trainer. Scheinbar unbeeindruckt von ihrer Negativserie - zuvor wurde von 14 Spielen nur eins gewonnen - waren die Gäste im ersten Durchgang das dominierende Team. Nach den Treffern von Myntti und Bartels hatte Kevin Schindler (20.) sogar die Chance zum 3:0, doch sein Kopfball prallte an die Latte.

Nachdem die Hansa-Fans zunächst mit Transparenten wie "Lieber mit der Kogge in Seenot als auf der Alster im Tretboot" die Hamburger Anhänger gereizt hatten, eskalierte die Situation in der Pause. Hooligans zündeten bengalische Feuer und Leuchtraketen, das ganze Stadion war voller Rauch und ein Großaufgebot der Polizei zog vor dem Hansa-Block auf. Nachdem Eilts die Rostocker Fans beruhigt hatte, pfiff Referee Markus Wingenbach (Diez) die Partie verspätet an.

Nach Hamburger Polizei-Angaben seien vor der Spiel zudem auf einem Vorplatz eines U-Bahnhofs Wasserwerfer und Pfefferspray gegen Rostocker Fans eingesetzt worden. Einen Anhänger von St. Pauli habe die Polizei schon am Hamburger Hauptbahnhof festgesetzt, weil er einem Hansa-Fan eine Gaswaffe an den Kopf gehalten habe. Die Polizei nahm rund ein halbes Dutzend Fans aus Rostock und Hamburg in Gewahrsam genommen, wie eine Sprecherin sagte. Insgesamt wurden bei den Ausschreitungen vor Beginn der Partie drei Beamte und mehrere Fans vor allem durch Pfefferspray verletzt.

In der zweiten Halbzeit bestimmten die Gastgeber dann das Geschehen und drehten das bereits verloren geglaubte Spiel. Sechs Minuten vor dem Ende narrte Hoilett Hansa-Schlussmann Jörg Hahnel bei seinem zweiten Treffer an diesem Tag und machte damit das Hansa- Desaster perfekt. "Wir haben den Trainer im Stich gelassen", bekannte Kevin Schindler.

Nicht mehr an Bord in Rostock ist auch der Aufsichtsrats- Vorsitzender Adalbert Skambraks, der kurz vor der Partie zurückgetreten war. Als Gründe für seinen Rücktritt gab der Landwirt Probleme mit den Medien an: "Weil Medienvertreter es nicht schaffen, mich auf ihre Linie zu bekommen. Deshalb sind Nebenschauplätze entstanden." Neuer Hansa-Aufsichtsrats-Vorsitzender wird Medien- Macher Hans-Ulrich Gienke.