Martin Jols Auswahl hat als einziges deutsches Team noch realistische Chancen, drei Titel zu gewinnen. Welcher ist am wahrscheinlichsten? Sehen Sie Bilder aus der HSV-Historie.

Hamburg. Müde waren sie nach dem gestrigen Training. Aber gut gelaunt. Bis auf Frank Rost, der sich noch immer über die lasche Spielweise einiger Kameraden in der zweiten Halbzeit beim 2:1-Sieg im Viertelfinale des DFB-Pokals gegen Zweitligaklub Wehen Wiesbaden sowie seinen Fehler beim Gegentor ärgerte. Dabei zählt der Torwart zu den Führungsspielern einer Mannschaft, die sich nichts vorzuwerfen hat. Schließlich hat der HSV als einziges deutsches Team noch realistische Chancen auf ein Titel-Triple. Werder Bremen könnte es theoretisch auch schaffen, hat aber in der Meisterschaft schon 15 Punkte Rückstand.

"Wir haben alles gut gemacht", resümiert Trainer Martin Jol, "allerdings nur bis heute." Schließlich könnte sich alles schneller relativieren als gedacht. "Unsere Ausgangslage ist großartig", sagt Torjäger Mladen Petric, "und mit einem Titel würden wir aus einer sehr guten eine herausragende Saison machen. Ohne Titel könnte es in der Wahrnehmung schnell eine normale Serie sein." Das Abendblatt analysiert die Titelwahrscheinlichkeiten des HSV

Die Meisterschaft:

Lediglich einen Punkt Rückstand hat der HSV auf Tabellenführer Hertha BSC, allerdings auch nur drei Punkte Vorsprung auf den Tabellenfünften Bayern München. "Wir haben eine so gute Heimbilanz, dass alles möglich ist", sagt Petric, und Rost ergänzt: "Wenn wir auswärts ähnlich konsequent auftreten, ist diese Saison alles drin." Schaut man sich das Restprogramm an, stimmt das. So kommen neben den Berlinern noch Cottbus, Hoffenheim, Hannover, Bochum und Köln nach Hamburg. Auswärts müssen die Hamburger noch nach Gladbach, Schalke, Stuttgart, Dortmund, Bremen und Frankfurt. "Unser Programm ist nicht leicht und der Weg noch lang", sagt Petric. "Beim derzeitigen Verletzungspech kann für uns die Dreifachbeschäftigung auch schnell zum Verhängnis werden. Wir haben das Potenzial für ganz oben - aber nicht den breiten Kader anderer Spitzenteams."

Abendblatt-Prognose: Petrics Worten ist nichts hinzuzufügen. Sie zeigen aber auch, wie untippbar die Meisterschaft dieses Jahr ist. Meisterschaftswahrscheinlichkeit: 50 Prozent.

DFB-Pokal:

"Der Pokal ist der kürzeste Weg ins internationale Geschäft und bietet sicherlich die größte Chance auf einen Titel", sagt Petric, der in der vergangenen Saison mit Borussia Dortmund erst im Finale gegen Bayern München mit 1:2 verlor. Neben dem HSV sind noch Zweitligaklub Mainz 05, Werder Bremen und Bayer Leverkusen im Wettbewerb. Zwei Siege würden reichen, um den ersten Titel seit 1987 nach Hamburg zu holen. "Der Gedanke daran und an die Stimmung rund ums Endspiel motiviert zusätzlich", so der Kroate, der alles außer ein Auswärtsspiel bei Werder als Ergebnis der von Bundestrainer Joachim Löw vollzogenen Halbfinal-Auslosung am Sonnabend (22.45 Uhr im ZDF-Sportstudio) gutheißen könnte.

Abendblatt-Prognose: Mainz zuhause wäre das beste Los, alles andere aber auch machbar. Titelwahrscheinlichkeit: 70 Prozent.

Uefa-Cup:

Gegen Galatasaray Istanbul muss der HSV schon im Achtelfinal-Hinspiel am kommenden Donnerstag (18 Uhr, Nordbank-Arena) ein gutes Ergebnis vorlegen. Jol warnt: "Das Rückspiel wird die Hölle." Sollte dennoch die nächste Runde erreicht werden, warten Spitzenteams wie Schachtjor Donezk, ZSKA Moskau, Dynamo Kiew, Paris St. Germain, Werder Bremen, Udinese Calcio, Zenit St. Petersburg, Manchester City, Aalborg BK, Olympique Marseille oder Ajax Amsterdam. "Alle schlagbar", sagt Petric, "aber ein langer, harter Weg. Wenn wir ohne große Verletzungssorgen bleiben, ist allerdings auch da alles drin." Aber wohl nur dann. Das Spiel gegen Wehen hat gezeigt, dass der HSV ob der starken Belastung der andauernden englischen Wochen Verschleißerscheinungen aufweist.

Abendblatt-Prognose: Der Uefa-Cup wäre der absolute Bonus - allerdings wohl der schwerste Weg zu einem Titel. Titelwahrscheinlichkeit: 15 Prozent.


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