Zwei Heimpleiten gab es zuletzt vor 53 Jahren. Die Konstanz fehlt - Defensive als große Problemzone.

Düsseldorf. Auch für Joachim Löw brachte der Abend in Düsseldorf eine neue Erfahrung. Zweimal in Folge hatte der Bundestrainer seit seinem Amtsantritt im August 2006 noch nie verloren. Nach dem 1:2 gegen England in Berlin (19.11.08) nun also das 0:1 gegen Norwegen. Zuletzt war dies Rudi Völler 2002 passiert, als die DFB-Auswahl gegen die Niederlande (1:3) und in Spanien (1:3) patzte.

In Deutschland sind solche Serien allerdings eine echte Rarität. 1956, als die DFB-Elf gegen die Niederlande (1:2) und England (1:3) letztmals zweimal in Folge als Verlierer vom Platz ging, saß noch Sepp Herberger auf der Bank.

Es war aber nicht nur das Ergebnis, sondern die Art und Weise der Niederlage, die für Verstimmung bei Fans (8,6 Millionen Menschen sahen im Fernsehen zu) und Trainern sorgte. In dieser Verfassung ist das Team weit jenseits von Afrika, von der WM 2010.

"Unser Spielaufbau war langsam, behäbig und wenig inspirierend", kritisierte Löw die Offensivabteilung und hob zugleich die Fehler in der Defensive hervor: "Wir haben viele Bälle verloren, waren nicht gut gestaffelt." Ob es das schlechteste Länderspiel in seiner Ära war, wollte der Bundestrainer nicht mit Ja beantworten: "Es hat immer wieder den einen oder anderen Rückschlag gegeben. Gegen England war es ähnlich: Da haben wir es auch nicht geschafft zu agieren und das Spiel in den Griff zu bekommen."

Statt mit einem guten Resultat ruhig und optimistisch in die auf dem Papier einfachen WM-Qualifikationsspiele gegen Liechtenstein (28.3.) und in Wales (1.4.) gehen zu können, verspielte die Nationalmannschaft mit ihrem leidenschaftslosen Auftritt viel Kredit. Während Norwegens Trainer Egil Olsen von einem "halbmotivierten" Gegner sprach, gab Philipp Lahm offen zu: "Bei einem Freundschaftsspiel sind eben die letzten fünf bis zehn Prozent nicht vorhanden, das bekommt man aus den Köpfen nicht heraus."

Dem mit einer guten Beobachtungsgabe ausgestatteten Löw dürfte jedoch bewusst sein, dass er nun in die nächste, bisher schwierigste Phase seine Amtszeit geht. Nachdem der Sommermärchen-Stimmung bei der WM 2006 eine harmonische "Honeymoon"-Atmosphäre folgte - mit herausragenden Spielen in der Slowakei (4:1) und in Tschechien (2:1) -, führte Löw die deutsche Elf im Sommer 2008 zur Vizeeuropameisterschaft. Ein großer Erfolg, obwohl sich nicht nur während des Turniers Defizite offenbarten.

Auch wenn die WM-Qualifikation mit drei Siegen und einem Remis mehr als zufriedenstellend angelaufen ist, so zeigte sich in den Partien gegen Finnland (3:3) und Russland (2:1) überdeutlich die Anfälligkeit der deutschen Defensive, was auch den notwendigen "Umbaumaßnahmen" Löws geschuldet ist. Mit dem schleichenden Abgang des Auslaufmodells Torsten Frings geht auch eine Neustrukturierung der Hierarchie einher, die, wie der vergangene Herbst bewies, nicht immer geräuschlos abläuft.

"Wir werden unsere Lehren daraus ziehen, das kann ich versprechen", sagte Löw, "wir werden die Dinge forcieren, die wir nicht so umgesetzt haben." Aber so nahe, wie die WM 2010 schien, ist sie noch lange nicht.