Wann er das letzte Mal zwölf Tore gemacht hatte, daran konnte sich Marcin Lijewski auch nicht mehr erinnern.

- Beim HSV Hamburg, für den der Pole seit Saisonbeginn spielt, war ihm das jedenfalls noch nicht gelungen. Aber ob zwei oder zwölf Tore, im Grunde sei das auch völlig egal, fand Lijewski: "Wichtig ist nur, dass wir gewonnen haben." Das pflegen Handballprofis so zu sagen, und wahrscheinlich stimmt es auch, sonst wäre Lijewski vielleicht eingefallen, dass er etwa beim WM-Hauptrundensieg 2007 gegen Slowenien auch im Dutzend eingenetzt hatte.

Natürlich waren die viel wichtigeren Zahlen dieses Sonnabends andere: Mit 36:32 (17:14) rangen die Hamburger den insolventen Zwangsabsteiger HSG Nordhorn-Lingen nieder. Im Kampf um die drei sicheren Champions-League-Startplätze der Bundesliga zwei wertvolle Punkte, nach deren Zustandekommen bald schon niemand mehr fragen wird, ebenso wenig wie nach Lijewskis zwölf Toren. Dem HSV steht schließlich Großes bevor: morgen schon das Nordderby bei der SG Flensburg-Handewitt (20.15 Uhr/DSF), am Sonnabend in eigener Halle das erste Champions-League-Halbfinale gegen Titelverteidiger Ciudad Real.

"Wenn wir da wieder so auftreten, kann es ganz bitter werden", erkannte Pascal Hens, der sich selbst mit fünf Toren (aus neun Versuchen) gegen den Trend verbessert zeigte. In vielen Aktionen aber lieferte der HSV seinen Fans die Erklärung nach, warum es unter der Woche bei den Rhein-Neckar Löwen einen Rückschlag gegeben hatte. 33 Fehlwürfe oder technische Fehler hatten sich am Ende in den Statistikspalten summiert, entschieden zu viel für die eigenen Ansprüche.

"Unsere Abwehr war nicht so sattelfest", bemängelte HSV-Trainer Martin Schwalb, "und die Nordhorner haben sich niemals hängen lassen." Das verdient Erwähnung, weil das Spiel für die Gäste aus Niedersachsen, die erst eine halbe Stunde vor Anpfiff eintrafen, nicht mehr als eine Trainingseinheit für ihr Europacup-Halbfinale gegen Schaffhausen am nächsten Wochenende war.

"Solche Gegner sind die schwierigsten", sagte Lijewski hinterher, "die wollten Spaß haben, und wir mussten gewinnen." Den Auftrag setzte der Ausnahmekönner im rechten Rückraum schließlich im Alleingang um. Er habe einfach drauflosgeballert, gab Lijewski preis: "Ich konnte ja nicht ausgewechselt werden, weil mein Bruder draußen saß."

Spätestens gegen Ciudad Real soll der am Sprunggelenk verletzte Krzysztof Lijewski, ebenso wie Torsten Jansen (Adduktorenprobleme) und Bertrand Gille (Rippenbruch), wieder aufs Parkett zurückkehren. Hoffentlich wird das Marcin Lijewski nicht davon abbringen zu werfen. (leo)

Tore, Hamburg: M. Lijewski 12, Lindberg 8 (2), Hens 5, Lackovic 4, Torgowanow 2, G. Gille 2, Grundsten 2, Niemeyer 1; Nordhorn-Lingen: Stoijkovic 10 (3), Przybecki 6, Myrhol 5, Sprem 4, Weinhold 3, Szücs 2, Verjans 1, Karlsson 1. Schiedsrichter: Ehrmann-Wolf/Künzig (Odenthal/Karlsruhe). Zuschauer: 10 384. Zeitstrafen: 3; 4.