Friedrich wohnte auch der Innenministerkonferenz bei, die das Thema “Gewalt im Zusammenhang mit Fußballspielen“ als einen Schwerpunkt hatte.

BERLIN. Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich hält in der Debatte um Gewalt in Fußball-Stadien an seinem harten Kurs fest und schließt selbst den Einsatz von Fußfesseln nicht mehr aus. «Ich bin immer dafür, dass wir die Instrumentarien möglichst so ausweiten, dass wir auch in Extremfällen reagieren können», sagte der 55-Jährige angesprochen auf die umstrittene Maßnahme dem rbb-Inforadio.

Friedrich wies aber auch darauf hin, dass der Einsatz der Fußfesseln nur in extremen Fällen möglich sei. «Dies wäre natürlich ein sehr starker Eingriff in den präventiven Bereich», sagte der CSU-Politiker dem TV-Sender ntv. Zudem müssten dafür «erst die Gesetze geändert werden, insbesondere das Polizeiaufgabengesetz».

Friedrich wohnte als Gast auch der Innenministerkonferenz (IMK) im mecklenburgischen Land Fleesensee bei, die das Thema «Gewalt im Zusammenhang mit Fußballspielen» als einen Schwerpunkt hatte. Als Ergebnis der dreitägigen Sitzung forderten die Innenminister der Länder die Deutsche Fußball Liga (DFL) auf, die Handlungsempfehlungen der Task Force Sicherheit (bessere Videotechnik, qualifiziertere Ordnungskräfte, etc.) konsequenter umzusetzen und vor allem das Abbrennen von Pyrotechnik im Stadion stärker zu sanktionieren.

Innenminister erhöhen Druck auf Fans und Klubs

Generalbundesanwalt fordert die Fußfessel für Hooligans

«Ich erwarte, dass die Vereine deutlich mehr für die Sicherheit tun. Die Konzepte liegen auf dem Tisch. Bei deren Umsetzung gibt es aber noch erhebliche Defizite», sagte NRW-Innenminister Ralf Jäger. Die Politiker forderten die DFL auch auf, die Mehreinnahmen durch die neuen Fußballübertragungsrechte zur Finanzierung von Fanprojekten zu verwenden. Sollten die Forderungen der IMK nicht umgesetzt werden, behalten sich die Innenminister vor, auch eine finanzielle Beteiligung der Vereine für entstehende Zusatzkosten bei der Gewährleistung der Sicherheit zu prüfen.

Zu mehr Sachlichkeit in der Debatte riefen indes die Fanbeauftragten von acht Fußball-Bundesligisten auf. «Wir treten mit Nachdruck für eine Versachlichung der Diskussion, eine Abkehr vom Populismus und die gemeinsame Arbeit an Lösungen für die wirklich vorherrschenden Probleme ein», hieß es in einer Mitteilung. Die von einigen Politikern geforderte Abschaffung von Stehplätzen wiesen die Fanbeauftragten zurück: «Stehplätze haben in Deutschland eine lange Tradition, sie sind wichtig für die soziale Gleichheit im Stadion und erfüllen damit eine wichtige gesellschaftliche Funktion.»

Die Bundesliga-Vertreter unterstrichen, dass die deutschen Stadien weiterhin zu den sichersten Arenen Europas gehörten und kritisierten den hysterischen Ton, den die Diskussion habe. «Alle Seiten fühlen sich in einem Handlungszwang, der zu überstürzten und nicht überlegten Handlungen führen kann, die uns, dem Fußball und am Ende auch der Gesellschaft schaden.»

(sid/abendblatt.de)