Der Finalsieg gegen Madrid macht das Triple perfekt. Heuberger: “Eine sehr respektable Leistung.“ Berlin beendet Turnier auf viertem Platz.

Köln. Nach der Krönung einer sensationellen Saison fielen sich die Handball-Stars des THW Kiel jubelnd in die Arme, tanzten ausgelassen im Kreis und nahmen „Teufelskerl“ Thierry Omeyer in die Mitte. Vor allem dank einer Weltklasseleistung des französischen Torwarts besiegte der deutsche Rekordmeister im Champions-League-Finale in Köln BM Atletico Madrid mit 26:21 (13:10) und setzte sich nach 2007 und 2010 zum dritten Mal die europäische Handball-Krone auf. Nach dem Durchmarsch zum Gewinn der deutschen Meisterschaft und dem Sieg im DHB-Pokal ist es für die überragenden Kieler das zweite Triple der Vereinsgeschichte nach 2007.

Vor 20.000 Zuschauern in der ausverkauften Kölner Arena war der schwedische Nationalspieler Kim Andersson mit sieben Toren bester Werfer der Mannschaft von Erfolgstrainer Alfred Gislason, die in einem Halbfinal-Krimi dank elf Toren des überragenden Filip Jicha die Füchse Berlin mit 25:24 ausgeschaltet hatte. Die Füchse landeten bei ihrer Premieren-Saison in der europäischen Königsklasse nach einem 21:26 gegen den dänischen Meister AG Kopenhagen auf Platz vier und mussten sich mit 150.000 Euro trösten. Kopenhagen hatte in der Vorschlussrunde des Final Four mit 23:25 gegen Madrid verloren.

„Das ist vielleicht die beste Kieler Mannschaft aller Zeiten, das war ein super Spiel, wir sind einfach nur überglücklich“, sagte THW-Kapitän Marcus Ahlm, und auch Top-Torschütze Andersson war außer sich vor Glück: „Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Es war ein knackiges Spiel mit wenigen Toren, aber wir haben um diesen Sieg gekämpft. Das ist unglaublich schön, hier jetzt als Sieger stehen zu dürfen.“

Neben dem Pokal dürfen sich die Kieler, die in der Liga in 32 Spielen 32 Siege gefeiert haben und vor einem Rekord für die Ewigkeit stehen, auch über die Siegprämie von 350.000 Euro freuen. Durch den Kieler Triumph untermauerte auch die Bundesliga ihre internationale Vormachtstellung eindrucksvoll. Mit der Champions League (Kiel), dem EHF-Cup (Göppingen) und dem Europacup der Pokalsieger (Flensburg-Handewitt) gewannen die Bundesligavertreter die drei wichtigsten europäischen Wettbewerbe.

Vor den Augen des spanischen Fußball-Superstars Raul taten sich die favorisierten Kieler gegen den Nachfolge-Klub von Ciudad Real zunächst schwer. In der Anfangsphase leistete sich der THW im Angriff ein paar ungewohnte Ballverluste, zudem hielt Atletico-Schlussmann Arpad Sterbik zunächst stark. Die Folge des nervösen Auftakts war ein 3:5-Rückstand nach zehn Minuten.

Auch der im Halbfinale überragende ehemalige Welthandballer Jicha kam zunächst nicht ins Spiel. Doch wieder einmal machte es sich bezahlt, dass der THW auch in der Breite glänzend aufgestellt ist. Rückraum-Ass Andersson übernahm Verantwortung und erzielte zunächst den Ausgleich (6:6/17. Minute) und zwei Minuten später die erste Kieler Führung.

Die Spanier blieben allerdings der erwartet unangenehme Gegner. Doch Omeyer im Kieler Tor und ein toller Schlussspurt in der ersten Halbzeit wendeten das Blatt. Nach dem 7:9 warf Kiel sechs Tore in Folge (13:9/29.) und ging mit einem Drei-Tore-Polster in die Pause.

Auch nach dem Wechsel blieb das Spiel extrem umkämpft, die Tore mussten sich beide Teams hart erarbeiten. Andersson spielte trotz einer Fingerverletzung, die er sich kurz vor der Pause zugezogen hatte, weiter.

Mehr als sechs Minuten lang warf der THW kein Tor, doch Omeyer sorgte mit fantastischen Paraden dafür, dass Kiel in dieser kritischen Phase vorne blieb und sich nach zwei Toren von Nationalspieler Dominik Klein wieder auf drei Tore absetzte (16:13/43.). Nach dem 17:13 durch Jicha (46.) war eine Vorentscheidung gefallen, zumal im Gegenzug auch Joan Canellas vom Siebenmeter-Strich Omeyer nicht überwinden konnte. Schon zwei Minuten vor dem Ende sangen die THW-Fans „Oh, wie ist das schön!“