Sportchef Paul Schockemöhle über die Bilanz in Klein Flottbek, EM-Pläne und sein Pferd Totilas

Hamburg. Paul Schockemöhle, 67, Sportchef und Mitveranstalter des Spring- und Dressurderbys in Klein Flottbek, zieht eine positive Bilanz der Hamburger Derbytage. Dennoch sieht er Handlungsbedarf.

Hamburger Abendblatt:

Herr Schockemöhle, das Dressurderby konnte abermals nicht die ganz großen Namen der Szene aufbieten. Warum war Ihr Wunderpferd Totilas nicht vor Ort? Es hätte sicher weitere Zuschauer angelockt.

Paul Schockemöhle:

Totilas bereitet sich auf die Deutschen Meisterschaften vor, die in rund eineinhalb Wochen in Balve ausgetragen werden. Außerdem ist er auch Deckhengst und hat sozusagen einen Doppeljob. Man sollte ihn nicht überlasten. Die richtig guten Reiter werden ihre Pferde hier sowieso nicht ins Viereck schicken, weil sie die Tiere nicht Pferdewechseln aussetzen wollen.

Wäre es eine Option, diese Prüfungsart aufzugeben?

Schockemöhle:

Nein. Wir haben uns bewusst für den traditionsreichen Pferdewechsel im Finale entschieden. Und solange ich Mitveranstalter des Derbys bin, bleibt die Prüfung bestehen.

Gibt es denn beim Derby überhaupt keinen Handlungsbedarf mehr?

Schockemöhle:

Luft nach oben ist natürlich immer. Bei jeder Veranstaltung. Wir müssen uns auch dieses Mal Gedanken machen, was man verbessern könnte. Ich denke aber, dass wir vor allem im sportlichen Bereich vollkommen zufrieden sein können. Auch das Derby, das lange Zeit nicht so viel Zuspruch erfuhr, hat seine Magnetwirkung bewiesen. Bei den Qualifikationen sind je 60 bis 70 Reiter angetreten. Das ist großartig. Einzig an den Rahmenbedingungen im Derbypark könnte man noch feilen. Vor allem im Hinblick auf eine mögliche EM-Bewerbung.

Gibt es diesbezüglich konkrete Pläne?

Schockemöhle:

Durchaus. Wir würden die Europameisterschaft 2017 gerne nach Hamburg holen. Das geht aber nur, wenn man weiter in die Anlage, die maroden Tribünen und auch den Richterturm investiert. Dabei ist natürlich auch die Stadt Hamburg gefordert. Volker Wulff (Turnierchef, d. Red.) und ich sind dabei, Gespräche mit Vertretern des Senats zu führen. Abgesehen davon stimmen die Strukturen am Derbypark. Die Zuschauerzahlen bestätigen das.

Zuschauer ist ein gutes Stichwort: Hamburg hat viele prominente Bewohner. Beim Derby sieht man allerdings kaum ein bekanntes Gesicht.

Schockemöhle:

Ich halte nichts davon, auf Teufel komm heraus irgendwelche Promis an den Parcours zu locken und dafür möglicherweise auch noch Geld zu bezahlen. Für mich steht ganz klar der Sport im Fokus.

Für Politiker muss man nicht zahlen. Aber auch die lassen sich selten blicken.

Schockemöhle:

Das ist richtig. Die Politiker könnten sich schon ein bisschen mehr um die Veranstaltung kümmern. Und damit meine ich auch den Hamburger Senat. Vielleicht ändert sich im kommenden Jahr zumindest daran etwas.