Ein Kommentar von Jens Meyer-Odewald

Die erste Hälfte der Reitertage von Klein Flottbek macht Lust auf das Finale: Aller Voraussicht nach manifestiert das Deutsche Springderby erneut seinen Nimbus als Hoch im Hamburger Sportkalender. Zwar mangelt es der Dressur am ganz großen Glanz, doch wird der Anspruch auf dem Grasparcours umso sehenswerter umgesetzt: Nicht nur in der Reiterwelt ist das Blaue Band in vieler Munde.

Bei aller Freude über ein hochkarätiges Ereignis darf der marode Zustand der altehrwürdigen Anlage nicht übersehen werden. Der Richterturm ist antik, die Haupttribüne schlicht und ergreifend Schrott. Ein bisschen Kitt und der notdürftige Anstrich alle Jahre wieder können das bauliche Desaster nicht übertünchen. Passiert nicht alsbald einiges, dürften die Husarenritte zwischen Elbchaussee und Botanischem Garten bald der Vergangenheit angehören. Denn die Konkurrenz holt auf.

Natürlich müssen Reiterverein und Veranstalter in die Tasche greifen. Doch sollte auch die Stadt finanziell in die Hufe kommen - trotz klammer Kassen. Die Lösung könnte einen Stadtteil weiter liegen. Bekanntlich will der Senat die Bahrenfelder Trabrennbahn dem Wohnungsbau widmen und ein Hippodrom für Galopper und Traber in Horn schaffen.

Der Rechnung zufolge bliebe ausreichend Geld, die Zukunft des Derbyparks in Klein Flottbek zu sichern. Man muss nur Visionen haben. Und wollen. Da passt es, dass Innensenator Michael Neumann am Sonntag zum Derby kommt und dass Bürgermeister Olaf Scholz im Bezirk zu Hause ist.