Der Niederländer Luhukay war bis vor kurzem Coach beim FC Augsburg, hatte die Bayern aber trotz des Klassenverbleibs vorzeitig verlassen.

Berlin. Jos Luhukay wird neuer Trainer bei Fußball-Bundesligaabsteiger Hertha BSC. Die Berliner bestätigten am Donnerstagabend die Verpflichtung des 48 Jahre alten Niederländers als Nachfolger von Otto Rehhagel. Luhukay unterschrieb einen Zweijahresvertrag bis zum 30. Juni 2014, der angesichts der durch den Einspruch gegen die Wertung des zweiten Relegationsspiels gegen Fortuna Düsseldorf noch nicht endgültig geklärten Ligazugehörigkeit der Hertha für beide Klasse gilt.

„Wir sind sehr froh, dass wir Jos Luhukay für die kommenden zwei Jahre unter Vertrag nehmen konnten“, sagte Hertha-Geschäftsführer Michael Preetz. „Ich freue mich auf die extrem reizvolle Aufgabe bei Hertha BSC und in Berlin. Ich habe Michael Preetz meine Zusage deshalb ganz bewusst für beide Ligen gegeben“, sagte Luhukay, der im vorigen Jahr nach Borussia Mönchengladbach auch den FC Augsburg in die Bundesliga geführt und dort auch den Klassenerhalt gefeiert hatte.

Danach war der Niederländer nach dem letzten Spieltag der abgelaufenen Saison Anfang Mai zurückgetreten. Luhukays Vertrag beim FCA lief eigentlich noch bis 2013.

Ob er in Berlin künftig eine Erst- oder Zweitligamannschaft trainieren wird, ist noch offen. Das 2:2 im Relegationsrückspiel bei Fortuna Düsseldorf hatte den Absturz der Hertha sportlich besiegelt - aber die Hauptstädter wollen am Grünen Tisch ein Wiederholungsmatch erstreiten. „Mit einem sportlichen Geschehen hatte dies nichts mehr zu tun“, sagte Manager Michael Preetz zu den Vorfällen vom Dienstag, als Fortuna-Fans schon vor dem Abpfiff den Rasen gestürmt hatten. „Die Spieler hatten Angst. Es ging nicht mehr um das sportliche Geschehen, sondern um die eigene Sicherheit.“

Hertha-Anwalt Christoph Schickhardt ist zuversichtlich, dass der Deutsche Fußball-Bund (DFB) dem Protest gegen die Spielwertung stattgeben wird. „Wir haben eine große Chance. Das Sportgericht wendet einfach die eigene Satzung an. Und da steht klipp und klar drin, dass ein Spiel, das unter solchen Umständen stattfindet, nicht gewertet wird und wiederholt wird“, sagte der Anwalt.

Am Freitag um 15.00 Uhr wird in Berlin nun wieder trainiert. Kurios: Zeitgleich tagt das DFB-Sportgericht, um über das Anliegen der Berliner zu beraten. Die mündliche Verhandlung beginnt um 13.30 Uhr in der Frankfurter Verbandszentrale. Gegen eine Entscheidung des Sportgerichts können beide Vereine aber nochmal Einspruch einlegen, das Verfahren würde dann vor das DFB-Bundesgericht gehen.

Allerdings droht Hertha wegen der chaotischen Schlussphase von Düsseldorf auch Ungemach: Der DFB-Kontrollausschuss leitete Ermittlungen gegen die Profis Lewan Kobiaschwili, Thomas Kraft, Christian Lell und Andre Mijatovic ein. Kobiaschwili wird nach DFB-Angaben vom Mittwochabend vorgeworfen, Schiedsrichter Wolfgang Stark nach Spielschluss in den Nacken geschlagen zu haben. Seine drei Teamkollegen sollen den Referee nach dem Abpfiff beleidigt haben.

Für Otto Rehhagel hätte die Berliner Rettungsmission, die grandios zu scheitern droht, nicht turbulenter enden können. Wobei der Altmeister von einem Ende noch nicht sprechen will. „Jetzt zählt nur noch Hertha und der Protest!“, sagte Rehhagel der „Bild“-Zeitung. In der Vorwoche hatte der Coach verkündet, nach dem Relegationsrückspiel in den Urlaub zu fahren. Zu den chaotischen Szenen in Düsseldorf sagte er: „Die Begleitumstände sind natürlich eine Katastrophe.“

Sollte nicht noch ein sportjuristisches Wunder geschehen, fällt Berlin in die Peinlichkeit zurück, einzige Hauptstadt Europas ohne Erstliga-Verein zu sein. Und ob die Bundesliga-Rückkehr wie nach dem Abstieg vor zwei Jahren erneut auf Anhieb gelingt, scheint mehr als fraglich. Hertha muss sparen, dem Team droht der Ausverkauf. Statt 25 Millionen stehen dem von 37,5 Millionen Schulden gedrückten Verein künftig noch etwa zehn Millionen Euro für das Personal zur Verfügung.

Bei einem Abstieg gilt als sicher, dass vor allem die teuren Südamerikaner Raffael, Ronny und Adrian Ramos nicht zu halten sein werden. Ein Neuaufbau um den neuen Anführer Thomas Kraft und Peter Niemeyer ist die Herkulesaufgabe des Managers, der nach dem Willen von Präsident Werner Gegenbauer weiter Michael Preetz heißen soll - dagegen formiert sich aber bereits seit längerem Widerstand im Präsidium. Das Chaos in Berlin scheint noch länger anzudauern. (sid/dpa)