Regensburg hat in der Relegation dank großer kämpferischer Leistung den Karlsruher SC aus der 2. Bundesliga verdrängt. KSC-Fans randalierten.

Karlsruhe. Nach dem Abstieg des Karlsruher SC aus der 2. Fußball-Bundesliga ist es am Montagabend und Dienstagmorgen zu schweren Ausschreitungen rund um das Wildparkstadion gekommen. Dabei wurden nach Angaben der Polizei insgesamt 76 Personen verletzt, davon 18 Beamte. 73 Verletzte mussten vor Ort von Sanitätern behandelt werden. 109 Krawallmacher wurden kurzzeitig in Gewahrsam genommen und nach der Feststellung der Personalien mit einem Platzverweis wieder entlassen. Es kam auch zu vereinzelten Festnahmen. Den Festgenommenen drohen Anzeigen wegen Körperverletzung und Landfriedensbruch.

Der Einsatz der Polizei, die mit 200 Beamten im Einsatz war, endete erst um 3.00 Uhr am Dienstagmorgen. Die Polizei, die während des Einsatzes mit Prügeln, Plastikständern, Pflastersteinen sowie Flaschen beworfen wurde, setzte Pfefferspray und Hiebwaffen gegen die Randalierer ein. Abseits der Ausschreitungen wurde eine Frau schwer verletzt. Sie stürzte aus noch ungeklärten Umständen drei Meter in die Tiefe und erlitt Rückenverletzungen.

Nach dem 2:2 der Karlsruher im Relegations-Rückspiel gegen Jahn Regensburg, durch das die Badener zum zweiten Mal nach 2000 in die 3. Liga abgestiegen sind, war es gleich an mehreren Stellen am Stadion zu Krawallen gekommen. Zunächst wurde im Karlsruher Fanblock Pyrotechnik gezündet, dann stürmten KSC-Anhänger den Platz. Die Polizei konnte die sogenannten Fans allerdings relativ zügig zurückdrängen. Anschließend griffen rund 300 gewaltbereite Karlsruher vor dem Stadion die Regensburger Fans an. Auch in diesem Fall musste die Polizei massiv einschreiten.

Gleichzeitig belagerten 300 bis 500 Randalierer, die zum Teil vermummt waren, die Geschäftstelle sowie die Spieler- und Medienbereiche in der Haupttribüne. 150 Krawallmacher brachen dabei ein Tor auf stürmten den Platz vor der Tribüne. Als die Polizei einschritt, flogen Feuerwerkskörper und Wurfgeschosse in Richtung der Beamten. Erst als KSC-Manager Oliver Kreuzer und mehrere Profis das Gespräch suchten, beruhigte sich die Lage.

Die Spieler von Jahn Regensburg feierten dagegen zusammen mit ihren 100 mitgereisten Fans ausgelassen den Aufstieg in die 2. Bundesliga. Dank der mehr erzielten Auswärtstore zählt der Klub aus der Oberpfalz nach der Saison 2003/2004 zum zweiten Mal in seiner Geschichte zu den besten 36 Vereinen Deutschlands, der KSC ist dagegen zum zweiten Mal nach der Saison 1999/2000 nur noch drittklassig. Das Hinspiel hatte 1:1 geendet.

Regensburg setzte am Montag die Erfolgsserie der Drittligisten in der Relegation fort. In allen vier bisherigen Relegationsduellen behielt der zuvor niederklassigere Klub die Oberhand. Vor 24.463 Zuschauern erzielten Oliver Hein (28.) und Andreas Laurito (67.) für Regensburg sowie Klemen Lavric (32.) und Elias Charalambous (56.) für Karlsruhe die Tore.

„Das ist der bitterste Moment“, sagte ein enttäuschter KSC-Sportdirektor Oliver Kreuzer. „Wir haben heute im Endeffekt zu wenig getan. Wie es mit der Mannschaft nächstes Jahr aussieht, steht noch in den Sternen.“ Dagegen freute sich Regensburgs Sportdirektor Franz Gerber: „Wir haben immer daran geglaubt, dass es klappen kann.“

Der KSC hatte den besseren Beginn für sich. Makhtar Thioune setzte sich in der 15. Minute am rechten Flügel durch, seine Hereingabe erreichte Lavric, der aber unbedrängt aus sieben Metern hoch über das Tor schoss.

Den ersten Treffer der im Vergleich zum Hinspiel deutlich niveaureicheren Partie erzielten die Gäste. Das 1:0 durch Oliver Hein in der 28. Minute stellte den Spielverlauf auf den Kopf. Nach einer Ecke nahm Hein, der unmittelbar zuvor KSC-Torhüter Dirk Orlishausen schon geprüft hatte, an der Strafraumgrenze ein zweites Mal Maß und zimmerte den Ball ins lange Eck. Wieder hatte der KSC nach einer Standardsituation ein Tor kassiert.

Die Badener ließen sich von dem Rückstand nicht beirren und antworteten prompt. Vier Minuten nach dem Gegentor glich der KSC bereits aus. Nach einer Flanke von rechts von Kapitän Alexander Iaschwili war Lavric mit dem Kopf zur Stelle und bugsierte den Ball zum 1:1 über die Linie zum Pausenstand.

Nach dem Wechsel drängten beide Mannschaften auf die Entscheidung. Jubeln durfte zunächst in der 56. Minute der KSC. Nach einer Ecke von Pascal Groß verlängerte Linksverteidiger Charalambous, der dem KSC durch seinen Siegtreffer im letzten Rundenspiel gegen Eintracht Frankfurt die Relegation gerettet hatte, per Kopf zum 2:1. Die Freude währte bei den Badenern nicht lange. Wieder nach einer Ecke, diesmal von Selcuk Alibaz von links getreten, drückte Laurito den Ball in der 67. Minute per Kopf ins Netz. Der KSC versuchte es danach mit dem Mute der Verzweiflung, hatte aber keinen Erfolg mehr.

In den hektischen Schlussminuten flogen noch die Regensburger Tim Erfen mit Gelb-Rot (87.) und Jim-Patrick Müller wegen rohen Spiels in der Nachspielzeit mit Rot vom Platz, aber es reichte auch mit am Ende neun Akteuren für den SSV Jahn.

Die Statistik

Karlsruhe: Orlishausen - Schiek, Aquaro, Rada, Charalambous - Staffeldt (76. Ngwat-Mahop), Groß - Thioune (71. Terrazzino), Krebs (86. Calhanoglu) - Iashvili, Lavric. - Trainer: Kauczinski

Regensburg: Michael Hofmann - Neunaber, Laurito, Nachreiner, Binder (46. Erfen) - Hein, Ziereis - Jim-Patrick Müller, Alibaz (72. Schlauderer), Klauß (60. Kialka) - Schweinsteiger. - Trainer: Markus Weinzierl

Schiedsrichter: Felix Zwayer (Berlin)

Tore: 0:1 Hein (28.), 1:1 Lavric (32.), 2:1 Charalambous (56.), 2:2 Laurito (66.)

Zuschauer: 24.463

Beste Spieler: Iashvili, Groß - Hein, Alibaz

Rote Karte: Müller wegen groben Foulspiels (90.+2)

Gelb-Rote Karte: Erfen wegen wiederholten Foulspiels (87.)

Gelbe Karten: Charalambous, Iashvili, Lavric, Krebs - Stefan Binder, Laurito, Hein, Neunaber

Mit Material von sid, dpa und dapd