Der Venezolaner rettete nach erstem Sieg seinen zwölfjährigen Cousin aus den Flammen der brennenden Williams-Box. Untersuchungen der Fia.

Hamburg/ Barcelona. Der Automobil-Weltverband Fia hat nach dem Brand in der Williams-Box im Anschluss an den Sieg von Pastor Maldonado am Sonntag in Barcelona eine Untersuchung eingeleitet. In einem Statement am Montag erklärte die Fia, dass nach dem Feuer insgesamt 31 Personen im Medical Center des Circuit de Catalunya behandelt und sieben von ihnen wegen Verbrennungen und Rauchvergiftungen in lokale Krankenhäuser gebracht worden seien.

Laut eines Statements der katalanischen Regierung sei ein Verletzter mit ernsthafteren Brandwunden per Hubschrauber in ein Krankenhaus in Barcelona geflogen worden. Nach unbestätigten Meldungen sollen 40 Prozent seiner Haut verbrannt sein.

Maldonado, dessen Team gerade den ersten GP-Sieg des Venezolaners feierte, als der Brand ausbrach, hatte seinen 12 Jahre alten Cousin Manuel, der wegen eines gebrochenen rechten Fußes eine Schiene trug und selbst nicht richtig laufen konnte, aus der Box herausgetragen. Auch der im Rollstuhl sitzende Teambesitzer Sir Frank Williams wurde rechtzeitig ins Freie gebracht.

Wie das Williams-Team am Montagabend mitteilte, wurden zwei seiner Mitarbeiter bereits wieder aus dem Krankenhaus entlassen, ein weiterer blieb in medizinscher Behandlung in Spanien und wird in den nächsten zwei Tagen nach Großbritannien zurückkehren. „Ich war glücklich, die Mehrheit des Teams am Morgen begrüßen zu können“, sagte Frank Williams: „Jeder bei uns ist extrem erleichtert, dass der Schaden relativ gering war.“

„Die Flammen wurden schnell unter Kontrolle gebracht, und die Fia arbeitet eng mit den spanischen Behörden zusammen, die den Vorfall untersuchen“, teilte der Weltverband mit. Das Feuer hatte die Williams-Garage mit dichtem schwarzen Qualm gefüllt und dann noch auf die Box von Caterham übergegriffen. Während Williams sich bei den im Fahrerlager benachbarten Teams für ihre Hilfe bei den Löscharbeiten bedankte, äußerte Bob Fearnley, stellvertretender Teamchef von Force India, Kritik an der langsamen Reaktion der Streckenmitarbeiter.

„Es gibt kein Training, keine Abläufe. Ich bin runtergelaufen, um nach meinem Mitarbeiter zu schauen, und ich musste mir meinen Weg freikämpfen. Wir müssen einen ernsten Blick auf das Training der Leute an den Strecken werfen“, sagte Fearnley, aus dessen Team ein Mechaniker verletzt wurde: „Ich bin alles andere als beeindruckt.“

Pastor Maldonado hatte zuvor mit seinem ersten Formel-1-Triumph sein Stigma abgelegt, nicht mehr als ein Paydriver zu sein. Ziel erreicht aber auch für Hugo Chavez: Venezuelas umstrittener Staatspräsident hatte Maldonados Einstieg in die Königsklasse großzügig finanziert und hat nun den schnellsten Botschafter, den er sich wünschen kann. Kein Wunder, dass Chavez nach Maldonados historischem Erfolg in Barcelona gleich überschwänglich twitterte. „Bravo Pastor! Glückwunsch an Dich und dein ganzes kämpferisches Team!“, schrieb Chavez und schloss den Tweet mit dem pathetischen Schlachtruf „Venceremos!“ („Wir werden siegen!“).

Auch in Maldonado hatte sich nach dem ersten GP-Sieg eines Venezolaners in der bis 1950 zurückreichenden Geschichte der Königsklasse der Patriot Bahn gebrochen. „Das ist großartig für Venezuela, nach fast 30 Jahren ohne einen Fahrer in der Formel 1“, sagte der 27-Jährige, der mit einem Schlag die Formel-1-Ergebnisse des früheren Motorrad-Weltmeisters Johnny Cecotto in den Schatten gestellt hat: „Ich kann mich sehr glücklich schätzen, ein ganzes Land hinter mir zu haben.“

Und die Öl-Millionen seines Staatspräsidenten, die ihm 2010 das Cockpit von Nico Hülkenberg bei Williams beschert hatten. Nico Hülkenberg, der kurz zuvor dem britischen Traditionsteam sensationell nach langer Durststrecke endlich wieder eine Pole Position beschert hatte. Nico Hülkenberg, gegen den Maldonado 2009 als Teamkollege in der GP2-Serie absolut chancenlos war. Kein Wunder, dass er sofort als Bezahlfahrer abgestempelt wurde, obwohl er immerhin den GP2-Titel 2010 als Referenz vorweisen konnte.

Den „Paydriver“ wurde er in seiner gesamten Debütsaison, in der er lediglich einen Punkt holte, nicht los. 2012 war er zwar von Beginn an schneller, warf aber beim Auftakt in Melbourne den möglichen sechsten Platz in der letzten Runde selbst weg, als er in die Mauer flog.

In Barcelona schenkte er so ganz nebenbei seinem Teamchef Frank Williams nachträglich zum 70. Geburtstag den ersten Sieg seit fast acht Jahren. Mit einem fehlerfreien Rennen, das sogar den dreimaligen Weltmeister Niki Lauda faszinierte. „Das ist für mich die unglaublichste Leistung der vergangenen Jahre, dass Maldonado dem Druck von Alonso standhielt, ihn so distanzierte und dann gewann“, sagte der Österreicher: „Er hat sich mit einem Schlag in die Top-Liga der Fahrer katapultiert.“

Mit Material von sid