Vier Jahre nach dem Zwangsabstieg kehren die HSV Hamburg Blue Devils am Sonnabend in die erste deutsche Footballliga zurück.

Hamburg. Vor dem abendlichen Videostudium standen die HSV Hamburg Blue Devils am Mittwochnachmittag selbst vor der Kamera. "Football in 99 Sekunden" heißt der Film, den der viermalige deutsche Meister im Studio Hamburg von Studenten der privaten Hochschuleinrichtung "die medienakademie" im Rahmen der crossmedialen Kampagne "Devil Inside - Weck' den Teufel in dir" produzieren ließ. Er soll die wichtigsten Regeln des Spiels in aller Kürze vermitteln. "Damit können wir den Sponsoren künftig eine Vorstellung von unserem Sport vermitteln", sagt Marketingchef Julian Spohr.

Vier Jahre nach dem Zwangsabstieg aus der Bundesliga haben sich die Blue Devils der Grundlagenarbeit verschrieben - und das nicht nur, wenn es darum geht, neue Geldgeber und Sympathisanten zu gewinnen. Die meisten Spieler, die an diesem Sonnabend um 18 Uhr beim Auftaktspiel gegen den alten Rivalen New Yorker Lions Braunschweig in die Adolf-Jäger-Kampfbahn einlaufen, entstammen der eigenen Jugend und standen noch nie in der German Football League (GFL) auf dem Platz.

"Es wird etwas härter und schneller zugehen als in der Zweiten Bundesliga", verspricht Chefcoach Maximilian von Garnier. Er hat vorsichtshalber den Klassenerhalt als Saisonziel ausgerufen: "Wir machen uns keinen Stress. Wenn wir ein paar Etablierte ärgern können, sind wir sehr zufrieden."

Von Garnier, 41, hat die Glanzzeiten der Blue Devils von der Vereinsgründung vor 20 Jahren an als Spieler mitgeprägt. Nach dem Absturz in die Drittklassigkeit nahm er den Neuaufbau als hauptamtlicher Trainer in Angriff. Statt in teure Starspieler wird das Geld nun verstärkt in den Nachwuchs investiert. Im Rahmen des Förderprogramms wurden 16 junge Talente aller Altersklassen vom Vereinsbeitrag befreit, mit Ausrüstung und einer Jahresmitgliedschaft im Elbgym versorgt, einem Fitness- und Leistungszentrum, in dem sogar Trainingsgeräte aus der US-Profiliga NFL zur Verfügung stehen.

Für seine erste Mannschaft muss von Garnier mit drei US-Amerikanern auskommen, zweien weniger, als den Lions zur Verfügung stehen. Runningback Tory Cooper kommt von den Berlin Adlern, Quarterback Paul Roberts und Passverteidiger Jeromy Jones gehörten bereits 2011 zum Kader. Der Ticketverkauf dürfte Spielraum für weitere Verpflichtungen eröffnen - zum Vorbereitungsspiel gegen Osnabrück strömten bei Regen 2600 Zuschauer zur Griegstraße. Aber anders als früher werden die Einnahmen nicht im Etat eingeplant. Er soll durch Mitgliedsbeiträge und Sponsoring gedeckt werden.

+++ HSV Blue Devils wollen "Favoriten ein Bein stellen" +++

Robert Huber, Präsident des deutschen Verbands AFVD, nimmt die finanzielle Defensivtaktik wohlwollend zur Kenntnis: "Hamburgs Vereinsführung scheint zu wissen, was sie tut." Das war offenbar nicht immer so. Nach der Goldgräberstimmung der späten 90er-Jahre, als 30 000 Zuschauer zum German-Bowl-Finale gegen die Lions in den Volkspark pilgerten, waren die Blue Devils zum heimatlosen Krisenklub geworden, der von einer Insolvenz in die nächste taumelte. Anfang 2009 musste man die GFL-Lizenz schließlich nach 14 Jahren zurückgeben.

Es war ein weiterer schwerer Rückschlag für den Footballstandort Hamburg. Zwei Jahre zuvor hatte bereits die Profiliga NFL Europa den Spielbetrieb eingestellt und die Sea Devils aufgelöst. Dass seither der Sport großen Zulauf verzeichnet und die Zahl der Vereinsmitglieder bundesweit von 24 000 (2007) auf 41 000 im vergangenen Jahr stieg, hält Huber nicht für zufällig: "Die NFL Europa hat sich als Premiumprodukt im Markt positioniert und unsere Grundlagen beschädigt."

Inzwischen gebe es deutlich mehr Vereine in der Spitze, die sich auf vergleichbarem Niveau messen könnten. Die GFL ist deshalb zu dieser Saison von zwölf auf 16 Vereine erweitert worden. Zuletzt konnten auch die Lübeck Cougars noch als Aufsteiger nachrücken. Mönchengladbach hatte die Lizenz zurückgeben müssen. Diese Zeiten sind in Hamburg hoffentlich vorbei.