Fußball-Bundesligist Hertha BSC kann in den anstehenden zwei Relegationsspielen gegen Fortuna Düsseldorf die Saison retten.

Berlin. In Düsseldorf servieren die Bäcker bereits «Abstiegs-Berliner». Vor den zwei K.o.-Spielen gegen Hertha BSC ist in der Karnevals-Hochburg am Rhein endgültig erstligareife Fußball-Euphorie ausgebrochen, die ganze Stadt hofft auf einen «tollen Tag» am 15. Mai.

«Wir haben alle Möglichkeiten, uns durchzusetzen. Dazu ist aber eine Riesenleistung des Teams nötig», sagte Fortuna-Manager Wolf Werner, der schon das Erreichen der Relegation als Riesenerfolg wertet: «Ich hätte jeden ins Irrenhaus gebracht, wenn er mir vor Jahren so etwas prophezeit hätte.»

Ein Irrenhaus kam manch einem Beobachter in der Spielzeit mit Blick auf diverse Vorgänge bei Hertha öfter in den Sinn - und dennoch wollen die Berliner am Ende einer Chaossaison das Happy End bejubeln. Dafür setzt die Truppe um Otto Rehhagel vor allem auf das erste der beiden Relegationsspiele am Donnerstag im Olympiastadion. «Jetzt können wir es aus eigener Kraft schaffen», betonte der Trainer-Altmeister, «diese Chancen wollen wir unbedingt nutzen».

Die Hauptstädter hatten den direkten Abstieg erst im letzten Match - dank der Schützenhilfe des FC Bayern in Köln - vermieden und hoffen auch gegen Düsseldorf auf das jüngste Erfolgsrezept Abschottung. Am Mittwoch zog das Team wie schon vor dem Hoffenheim-Spiel vor die Tore Berlins, in ein Hotel ins abgeschiedene Sommerfeld. «Wenn wir uns konzentrieren wollen, machen wir das», sagte Rehhagel. Ritual Nummer zwei: Wie schon vor knapp einer Woche stieg das Abschlusstraining der Rehhagel-Mannschaft am Mittwochnachmittag im Olympiastadion.

+++ Rehhagel gegen Meier – Lehrmeister trifft Lehrling +++

Taktische Überraschungen sind von dem 73-Jährigen in seinem wohl vorletzten Bundesligaspiel nicht mehr zu erwarten, die «kontrollierte Offensive» soll es wieder einmal richten. Im defensiven Mittelfeld vertraut er den «zwei Stabilisatoren» Peter Niemeyer und Lewan Kobiaschwili, im Sturm soll Adrian Ramos den verletzten Toptorjäger Pierre-Michel Lasogga würdig vertreten. «Er weiß jetzt selbst, dass er die Nummer eins ist und die Hoffnungen auf ihm ruhen.»

Die Düsseldorfer flogen am Mittwoch optimistisch nach Berlin - zumal eine Zeitung nur «noch 6 Tage bis zum Aufstieg» zählte. Der Glauben an die Rückkehr in die Eliteliga nach 15 Jahren Abstinenz ist groß. «Es sind Topleistungen nötig, um gegen Hertha zu bestehen», sagte Trainer Norbert Meier, der in den 80er Jahren unter Rehhagel in Bremen gespielt hatte. «Jetzt gibt es Freude auf die Spiele, die Mannschaft soll sie genießen - aber nicht blind und blauäugig», warnte der 53-Jährige. Das Wiedersehen mit seinem Lehrmeister spielte er nicht herunter. «Jetzt sprechen einige von Norbert Meier gegen Otto Rehhagel. Aber keiner von uns steht auf dem Platz.»

Dass die Fortuna das Rückspiel am 15. Mai in heimischer Arena austragen kann, wertet Meier als Vorteil. Denn: «16 Mal sind wir in der Rückrunde in Rückstand geraten, aber wir haben nur viermal verloren. Wir sind also immer in der Lage, ein Spiel zu drehen.» Für die Berliner spreche laut Meier dagegen, dass sie «den Umkehrdrive» in der Bundesliga geschafft haben.

Einen Favoriten gibt es wohl nicht. Während für Weltmeister Günter Netzer der Berliner Klassenverbleib «ein mittelgroßes Wunder» wäre, sagte Düsseldorfs Stürmer Sascha Rösler: «Wir sind Außenseiter und haben nichts zu verlieren. Das wird ein ganz enge Kiste.»