Hamburgs Profiboxer Alexander Alekseev und Firat Arslan kämpfen am Freitag um den EM-Titel im Cruisergewicht. Beide waren einst Stallkollegen.

Hamburg. Eins der größten Probleme von Profisportlern ist es, den Spagat hinzubekommen zwischen dem, was man vor Augen hat, und dem, was sich im Kopf abspielt. Bestens zu besichtigen ist das dieser Tage an den Profiboxern Alexander Alekseev und Firat Arslan. Der Russe von der Hamburger EC Boxpromotion und der Deutschtürke vom Hamburger Universum-Stall kämpfen am Freitag (21 Uhr/Eurosport) in Göppingen um Alekseevs EM-Titel im Cruisergewicht. Und obwohl beide nicht müde werden zu verkünden, dass ihre Planungen nicht über den 11. Mai hinausgehen, schwebt ein Name wie ein Geist über ihnen: Marco Huck.

Der Sieger des EM-Duells, das erstmals zwei Sportler der freundschaftlich verbundenen Hamburger Ställe gegeneinander in den Ring treibt, darf sich berechtigte Hoffnungen machen, in nicht allzu ferner Zukunft den WBO-Weltmeister herausfordern zu dürfen. "Derjenige, der am Freitag gewinnt, wird der nächste Pflichtherausforderer von Huck", sagt EC-Chef Erol Ceylan. Zwar hat Huck, der am vergangenen Sonnabend in Erfurt seinen Titel durch ein Remis gegen den Briten Ola Afolabi verteidigte, zunächst eine Pause und im Oktober eine leichte freiwillige Titelverteidigung geplant, doch 2013 könnte für Arslan oder Alekseev die Chance kommen, von der sie träumen.

Arslan kennt das Gefühl, Weltmeister zu sein. Von November 2007 bis September 2008 hielt der Süßener den Titel des Weltverbands WBA. Er hat allerdings mehr zu verlieren, denn im Alter von 41 Jahren wäre eine Niederlage gegen Alekseev gleichbedeutend mit dem Ende aller Träume von einer Rückkehr in die Weltspitze. Sein zehn Jahre jüngerer Kontrahent scheiterte dagegen im Januar 2009 gegen den Argentinier Victor Emilio Ramirez beim Angriff auf die Interims-WM und musste sich nach einer weiteren Niederlage in einem WM-Ausscheidungskampf gegen den Russen Denis Lebedev 18 Monate später ganz hinten anstellen. Auch den Russen würde eine neuerliche Pleite weit zurückwerfen, er könnte jedoch eher einen vierten Anlauf nehmen.

+++ Marco Huck bleibt Weltmeister im Cruisergewicht +++

Mit einer Niederlage möchte sich selbstverständlich keiner der beiden Kämpfer beschäftigen. "Ich bin in Topform und werde mit allem, was ich habe, kämpfen", sagt Arslan, der körperlich stets in vorbildlicher Verfassung ist und durchaus das Zeug hat, gegen den technisch brillanten Alekseev über die Runden zu kommen. "Firat ist der stärkste Gegner, den ich je hatte, aber wenn ich ganz nach oben will, muss ich solche Leute schlagen", sagt Alekseev, dessen schwaches Kinn angesichts von Arslans nicht allzu ausgeprägter Schlaghärte keine entscheidende Rolle spielen dürfte wie bei den Niederlagen gegen Ramirez und Lebedev.

Vor seinem Wechsel zum EC-Stall Ende 2010 waren Alekseev und Arslan Stallkollegen. Gemeinsam trainiert haben sie jedoch nie. Der Gewinner des Duells soll, so haben es Ceylan und Universum-Chef Waldemar Kluch besprochen, von beiden Ställen unterstützt werden, gemeinsam will man dann versuchen, den Kampf gegen Huck, den Star des Berliner Sauerland-Teams, zu ersteigern. Allerdings rüstet sich Alekseev auch für ein "Auswärtsspiel". Nachdem er im Februar in Frankfurt am Main gegen Lokalmatador Enad Licina Europameister wurde, tritt er in Göppingen zum zweiten Mal in Folge im Wohnzimmer des Gegners an. "Mich stört das nicht, ich möchte überall auf der Welt gewinnen", sagt der studierte Jurist, der auf prominente Unterstützung bauen kann. Auf seinen Wunsch hin steht sein früherer Cheftrainer Fritz Sdunek in der Ecke, der aktuelle Coach Oktay Urkal rückt ins zweite Glied. Wenn nun noch Huck am Ring säße, wäre die Motivation perfekt.