Rettet sich Hertha BSC im Finale furioso in die Relegation oder steigt die „Alte Dame“ zum sechsten Mal aus der Bundesliga ab? Für einige Personen steht viel auf dem Spiel..

Berlin. „König“ Otto Rehhagel fürchtet um seinen Ruf, die Spieler kämpfen um ihren Arbeitsplatz, und Manager Michael Preetz würde Lautsprecher Markus Babbel zu gerne das Maul stopfen: Für die Hauptakteure von Hertha BSC steht am Sonnabend im Abstiegsfinale gegen 1899 Hoffenheim (15.30 Uhr/Sky und Liga total!) viel auf dem Spiel. Am härtesten würde der Super-GAU jedoch den Verein treffen, denn eine baldige Rückkehr wäre kaum zu erwarten.

„Die finanziellen Möglichkeiten, um den sofortigen Wiederaufstieg anzupeilen, sind beim Verein nicht vorhanden“, sagte Herthas Vize-Aufsichtsratschef Andreas Schmidt. Der Etat würde von knapp 60 auf 30 Millionen Euro sinken, Leistungsträger wie Adrian Ramos und Raffael müssten angesichts des Schuldenbergs von 35 Millionen Euro verkauft werden. „Im Zweifelsfall muss man sich auf mehrere Jahre 2. Liga einstellen“, sagte Schmidt.

Doch zuvor wollen die Herthaner ihre allerletzte Chance nutzen, die ihnen der Fußball-Gott eingeräumt hat, wie Rehhagel sagte. „Die Jungs haben gut trainiert. Ich bin überzeugt, dass sie das Bestmögliche aus sich rausholen“, sagte er. Sein Team braucht einen Sieg, und der 1. FC Köln darf gegen Bayern München nicht gewinnen - nur so kann der Sprung auf den Relegationsplatz noch gelingen.

Rehhagel wirkt immer noch fokussiert, obwohl der einstige Meistermacher seinen Zauber längst verloren hat. Nach nur zwei Siegen aus elf Spielen droht dem Europameister-Coach von 2004 der zweite Bundesliga-Abstieg nach 1979 mit Arminia Bielefeld. Ein schwarzer Fleck in seiner Vita zum Ende der Karriere, auf den „König Otto“ gerne verzichtet hätte. Für Michael Preetz wäre es der zweite Abstieg in zwei Jahren. Der Manager darf aber wohl trotzdem bleiben.

Der 44-Jährige musste sich in der vergangenen Woche viele Attacken vom Ex-Trainer Babbel gefallen lassen. Hertha habe „keine Demut“ und den „Abstieg verdient“, wetterte Babbel. Schützenhilfe werde es von Hoffenheim auf keinen Fall geben. Dennoch will Preetz ihm die Hand nicht verweigern: „Das wird dann passieren, wenn wir uns über den Weg laufen. Aber es wird passieren.“

Babbel gab sich am Ende einer wortgewaltigen Woche sogar versöhnlich. Er wünsche dem Verein „auf keinen Fall den Abstieg“. Vielleicht lag es daran, dass Hertha zwischenzeitlich einen Anwalt eingeschaltet hat, der Babbel auf seine Verschwiegenheitsklausel im Auflösungsvertrag erinnern sollte.

Herthas Spieler indes haben zwei Tage vor dem Spiel urplötzlich eine Mitschuld an der Misere eingestanden. In einem offenen Brief an die Fans gaben sie zu, dass sie „in vielen Spielen absolute Scheiße gespielt haben“. Man könne den Frust der Anhänger verstehen, hieß es. Gleichzeitig forderte die Mannschaft ihre Fans in eindringlichen Worten auf, ins Stadion zu kommen: „Helft uns 90 Minuten lang, seid 90 Minuten für uns da.“

Personell sieht es beim Hauptstadt-Klub wieder besser aus. Kapitän Lewan Kobiaschwili, der am Samstag sein 336. Bundesligspiel bestreitet und mit dem Brasilianer Ze Roberto als Rekord-Ausländer in der Bundesliga gleichzieht, und Peter Niemeyer rücken nach ihren Sperren wieder ins Team. Christian Lells Einsatz blieb wegen einer Fußprellung fraglich. Keeper Thomas Kraft (muskuläre Probleme) und Pierre-Michel Lasogga (Knieprobleme) haben ihre Blessuren auskuriert. Kraft hatte Mitte der Woche erklärt, er bleibe auch im Abstiegsfall.