Mit einem Sieg über den SC Freiburg würde der BVB die Rekordmarke von 81 Punkten erreichen. Danach gibt es auf dem Rasen die Meisterschale.

Dortmund. Die „Salatschüssel“ vor Augen, den Allzeit-Rekord im Visier und das Double in Sichtweite: Die Saison der Superlative von Meister Borussia Dortmund steht vor einem weiteren Höhepunkt. Die Emotionen werden erneut hohe Wellen schlagen, wenn Kapitän Sebastian Kehl am Sonnabend vor 80.720 Zuschauern nach dem Saisonfinale gegen den SC Freiburg (15.30 Uhr/im Liveticker auf abendblatt.de) zum zweiten Mal in Folge im Konfettiregen die „Schale“ in die Höhe stemmen wird.

Emotionen verriet im Vorfeld bereits BVB-Präsident Reinhard Rauball. In seiner Funktion als Liga-Präsident wird er wie im Vorjahr die elf Kilogramm schwere und mit 50.000 Euro versicherte Silber-Trophäe überreichen. „Es ist grundsätzlich eine große Ehre, den deutschen Meister zu ehren. Aber wenn es dann auch noch der Verein ist, dem man seine Seele verschrieben hat, dann ist das, abgesehen von privaten Höhepunkten, eines der Highlights in meinem Leben“, sagte der 65-Jährige.

Verlässt Kagawa den Meister? Entscheidung nach Pokalfinale

Etwa 18.000 Fans, die bei der Verlosung der Tickets für das letzte Heimspiel der Saison leer ausgegangen waren, werden die Zeremonie in der benachbarten Westfalenhalle verfolgen. Die Innenstadt ist für eine ähnlich ausgelassene Party gerüstet wie vor zwei Wochen, als der BVB die achte Meisterschaft der Klub-Historie mit einem 2:0 gegen Borussia Mönchengladbach perfekt machte.

Schon vor dem 34. und letzten Spieltag sind sich die Fans in der selbsternannten Fußball-Hauptstadt sicher: Der jüngste deutsche Meister der Bundesliga-Geschichte aus dem Vorjahr wird ein neues Kapitel in der 49-jährigen Geschichte des deutschen Oberhauses schreiben.

Denn mit einem Sieg kann der BVB sein Punktekonto auf 81 erhöhen und damit die Bestmarke von Bayern München aus den Spielzeiten 1971/72 und 1972/73 (79 Punkte - umgerechnet auf die Drei-Punkte-Regel) übertreffen. Zudem würden die Westfalen die Saison mit dem Rekord von 28 Spielen in Folge ohne Niederlage (zuletzt 1:2 bei Hannover 96 am 18. September 2011) beenden.

Abschied aus Dortmund: Barrios wechselt nach China

Das alles findet Meistercoach Jürgen Klopp „verrückt und einfach Wahnsinn“. „Wir können die beste Saison unseres Lebens spielen“, sagte der 44-Jährige und ergänzte mit Blick auf das Pokalfinale eine Woche später (12. Mai) in Berlin gegen Bayern München: „Das Schicksal meint es gut mit uns. Wenn man schon mal die Chance aufs Double hat, ist es von Vorteil, wenn zwischen feststehender Meisterschaft und Pokalendspiel die Spannung hoch gehalten wird. Dies ist wegen der Aussicht auf den Punkterekord gegeben.“

Bei aller Begeisterung über das Erreichte und noch Erreichbare steht Klopp vor der Qual der Wahl: „Das größte Problem eines Trainers einer großartigen Fußballmannschaft ist es, einem Jungen, der sich alles abverlangt und nichts falsch gemacht hat, der ein guter Typ ist und nicht stänkert, zu sagen, wir haben ein dolles Spiel am Wochenende, aber leider bist du nicht im Kader. Das ist der dreckige Teil eines wunderschönen Berufs, den ich ausüben darf.“

In zwei Fällen wird ihm die Entscheidung abgenommen. Der gebürtige Hamburger Patrick Owomoyela (Riss in der Muskelhülle) wird ausfallen. Lucas Barrios möchte sich trotz einer Wadenblessur möglichst mit einem Kurzeinsatz in Richtung China zu Guangzhou Evergrande verabschieden. Der erwartete Abschied von Shinji Kagawa ist zumindest verschoben, denn der Japaner, der das Angebot des BVB für eine Vertragsverlängerung über 2013 hinaus bisher ignoriert hat, will sich erst nach dem Pokal-Endspiel entscheiden.

Es wird dennoch ein harmonischer Tag werden in Dortmund. Dazu Klopp: „Ich freue mich auf das Spiel, weil es ausschließlich darum geht: Wer hat mehr Lust aufs Gewinnen? Was gibt es Schöneres im Sport, als keine Angst vor dem Verlieren haben zu müssen?“ Die Freiburger würden das, was am Sonnabend passiere, aufsaugen und eine Riesenlust entwickeln, ein richtig geiles Fußballspiel zu absolvieren - und anschließend für den Meister Spalier zu stehen, wenn Liga-Boss Rauball seinem BVB die Schale überreicht. (sid)