Vor Beginn des Derbys in Flottbek besuchte Janne Friederike Meyer das Abendblatt und sprach auch über Auswirkungen der Dopingskandale.

Hamburg. Normalerweise schauen Janne Friederike Meyer die Menschen bei der Arbeit zu. Bei den Turnieren im Sattel ihrer Pferde und manchmal auch zu Hause auf dem Gelände ihres Stalls in Schenefeld vor den Toren Hamburgs. Kurz vor Beginn des Spring- und Dressurderbys in Klein Flottbek an diesem Donnerstag drehte die Springreit-Weltmeisterin nun einmal den Spieß um und blickte den Sportredakteuren des Hamburger Abendblatts über die Schulter. "Was ich mache, wisst ihr ja. Aber jetzt weiß ich endlich auch mal, wie ihr so arbeitet", sagte die 30-Jährige bei ihrem Redaktionsbesuch in der Innenstadt.

Ein solcher Vor-Ort-Termin ist für die gebürtige Hamburgerin noch immer etwas Ungewöhnliches, auch wenn die Medienanfragen seit ihrem Triumph mit der deutschen Mannschaft im vergangenen Herbst bei der WM in Kentucky deutlich zugenommen haben. "Ich hatte danach so viele Interviewwünsche, dass ich gar nicht allen gerecht werden konnte", erzählte Meyer. Auch manchem Veranstalter von Galaabenden oder anderen Festivitäten musste die Amazone in den vergangenen Monaten aus Zeitgründen absagen. Der Leistungssport und ihr Ausbildungsbetrieb gehen vor.

Die Reiterin hätte auch keine andere Wahl. Denn obwohl das Interesse an ihrer Person stetig gewachsen ist, schlägt sich dies kaum auf der Einnahmenseite der Sportlerin und Geschäftsfrau nieder. Sie arbeitet weiter mit den Sponsoren zusammen, die sie schon seit Jahren begleiten. Sie tut dies gern, vermittelt glaubhaft, dass sie ihren Unterstützern mit ihren aktuellen Erfolgen auch etwas zurückzahlen möchte. Andererseits hätte sie auch nichts dagegen, wenn plötzlich ein großes Unternehmen bei ihr anklopfen würde, um sie als Werbefigur zu gewinnen. Eine "Heidi Klum für Arme" möchte Meyer allerdings nicht werden. Die Reiterin hat konkrete Vorstellungen, welche Produkte zu ihr passen würden: "Süßigkeiten zum Beispiel, Kaffee wäre auch super." Doch dafür, so glaubt die Norddeutsche, müsste es in den Chefetagen schon jemanden mit einer besonderen Affinität zum Pferdesport geben. "Sponsoren haben häufig Probleme, sich an einen bestimmten Sportler zu binden", erklärte Meyer. Vor allem wenn es wie in ihrer Sportart Dopingskandale in der jüngeren Vergangenheit gegeben habe. Bei den Unternehmen sei die Angst da, dass wieder negative Schlagzeilen auftauchten. Es brauche Zeit, das durch die Vergehen anderer zerstörte Vertrauen wieder aufzubauen.

Meyer selbst möchte Sponsoren auch durch ihren Umgang mit den Pferden für sich begeistern, dazu mit konstanten Leistungen überzeugen. Die Weltmeisterschaft bleibe eine "gewaltig große Erinnerung. Ein sportlicher Erfolg, den man nicht mit Geld aufwiegen kann." Doch jetzt gelte es, sich auch auf den Turnieren immer wieder neu zu beweisen. In Klein Flottbek wird sich Meyer vor allem auf die Deutschland-Etappe der Global Champions Tour am Sonnabend konzentrieren, bei der es um ein Gesamtpreisgeld von 285 000 Euro geht. Beim Derby am Sonntag (105 000 Euro) ist die Lokalmatadorin nach schlechten Erfahrungen mit den besonderen Hindernissen nicht am Start. 2005 war Meyer beim Traditionsspringen an einer Planke schwer gestürzt und bewusstlos liegen geblieben. In den kommenden Derbytagen, so hofft sie, wird in den Zeitungen Schöneres über sie berichtet werden.