Nach langer Leidenszeit ist die Hockeyspielern vom Uhlenhorster HC nah an ihrer Bestform und will sich für das Nationalteam empfehlen.

Hamburg. Das Viertelfinale im European Club Champions Cup war gerade beendet, als Jana Teschke ein Erlebnis hatte, das sie die bittersten Monate ihrer Karriere für einen Moment vergessen ließ. 1:5 hatte die 20-Jährige mit den Hockeydamen des Uhlenhorster HC gegen Hollands Topteam Laren verloren, als ihre Gegenspielerin auf sie zukam, ihr die Hand reichte und allergrößten Respekt dafür zollte, dass sie sie das gesamte Spiel über nicht zur Entfaltung hatte kommen lassen. Diese Gegenspielerin war keine geringere als Naomi van As, Superstar der Niederlande, und an jenem Ostermontag wusste Jana Teschke, dass sie wieder zurück ist auf der großen Hockeybühne.

Die Zweifel daran, das nicht mehr zu schaffen, hatten in den ersten Monaten des Jahres an der Mittelfeldspielerin genagt. Im März 2010 hatte sie sich bei ihrem ersten Einsatz für die A-Nationalmannschaft, im ersten Training des Lehrgangs in Argentinien, das Kreuzband gerissen, ohne Fremdeinwirkung, einfach durch eine unglückliche Bewegung. Zwei Wochen später, bei der Rückkehr nach Deutschland, wurde zudem noch ein Anbruch des Schienbeins diagnostiziert. Ende April wurde sie operiert, eine monatelange Reha-Phase lag vor ihr.

„Ich war zum ersten Mal in meiner Karriere verletzt und wusste nicht, was mich erwartet. Ich hatte immer gedacht, dass es mich schon nicht erwischen würde“, sagt sie. Umso quälender war die Zeit, in der die Fortschritte nur Trippelschritte waren. Hilfreich war, neben der professionellen Betreuung am Olympiastützpunkt durch Reha-Spezialist Norbert Sibum, dass mit der am Schambein verletzten Lisa Hahn eine Mannschaftskollegin die gleichen Erfahrungen machte. „Dennoch waren diese Monate das Schlimmste, was mir passieren konnte“, sagt die Lehramtsstudentin, die zwei Dinge gelernt hat: „Ich nehme es nicht mehr als selbstverständlich, dass der Körper funktioniert. Und ich versuche, gelassener mit Druck und Ansprüchen umzugehen.“

Leicht fällt ihr das allerdings nicht, schließlich galt sie vor der Verletzung als eins der größten deutschen Talente. Umso härter war es, nach der Hallensaison, auf die sie in Absprache mit Trainer Kais Al Saadi noch verzichtete, die Erfahrung zu machen, viele Dinge neu lernen zu müssen. Bis heute ist sie nicht auf dem Stand vom März 2010, „mir fehlt noch die Geschwindigkeit auf den ersten zehn Metern, und auch die Ballannahme ist noch nicht so wie früher“, aber sie fühlt sich nicht mehr so, als wäre sie ein Fremdkörper. Sie selbst hatte in einem Telefonat mit dem Trainer auf ihre Rückkehr bestanden, weil es ihr nicht passte, „eine Sonderbehandlung zu bekommen und geschont zu werden“. Doch erst seit Ostern ist der Spaß am Hockey wieder da.

Seit sie Naomi van As ausschaltete, hat die Blondine, die sich bis dato am liebsten um die offensive Spieleröffnung gekümmert hatte, auch Gefallen an der Zerstörung des gegnerischen Aufbaus gefunden. Im Viertelfinale der deutschen Meisterschaft gegen den Club an der Alster duellierte sie sich erfolgreich mit Nationalspielerin Tina Schütze. In der Halbfinalserie gegen Titelverteidiger Berliner HC, die am Sonnabend (12 Uhr, Wesselblek) ihre Fortsetzung findet, ist es ihr Job, BHC-Idol Natascha Keller auszuschalten. Im ersten Spiel der Best-of-three-Serie funktionierte das zwar gut, dennoch schoss Keller das 1:0-Siegtor, was die ehrgeizige Bewacherin maßlos ärgerte.

Weil die UHC-Damen jedoch immer dann am stärksten sind, wenn sie mit dem Rücken zur Wand stehen, verspricht Teschke ein heißes Wochenende. „Wir müssen jetzt endlich emotionaler werden und ein Feuerwerk abbrennen“, sagt sie. Immerhin wäre der Lohn für zwei Siege, bei der Endrunde am 4./5.Juni das Endspiel auf der heimischen Anlage austragen zu dürfen, da der UHC Gastgeber ist. „Natürlich ist das ein zusätzlicher Ansporn“, sagt Teschke.

Für sie ist es allerdings gleichgültig, wo die Spiele stattfinden, sie will jede Gelegenheit nutzen, um sich zu beweisen und bei Bundestrainer Michael Behrmann für den A-Kader anzubieten. „Ich scharre mit den Hufen und wünsche mir sehr, dass ich eine neue Chance bekomme“, sagt sie. Olympia 2012 in London ist das Fernziel, doch auch die EM Ende August in Mönchengladbach hat sie noch nicht abgeschrieben. „Ich will mich mit den Besten messen, um zu wissen, wo ich stehe“, sagt sie. Das nächste Mal soll Naomi van As in einem Länderspiel Jana Teschkes Opfer werden.