Austragung der deutschen Meisterschaften bleibt umstritten

Hamburg. Zum fünften Mal werden in Hamburg am Sonntag deutsche Marathon-Meisterschaften gelaufen, zum vierten Mal seit 1986 im Rahmen des internationalen Rennens. Die Vergabe der Titelkämpfe an Elbe und Alster hat sich für den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) gleich doppelt ausgezahlt. Erstens kassiert der DLV für die nächsten drei Jahre eine sechsstellige Lizenzgebühr von der veranstaltenden Agentur Act, zweitens hat sich die Zahl der Anmeldungen gegenüber dem Vorjahr in Mainz mehr als verdoppelt. Rund 800 Läufer stehen am Sonntag um neun Uhr am Millerntorplatz/Ecke Reeperbahn im Startblock. "Hamburg ist eben ein Klassiker, und das flache Streckenprofil lässt gute Zeiten zu", sagt Tono Kirschbaum, leitender Bundestrainer Lauf (ab 800 Meter).

Die Wertigkeit deutscher Marathon-Meisterschaften ist allerdings selbst im DLV umstritten. Ronald "Ron" Weigel, 51, in den 1980er- und 1990er-Jahren einer der weltbesten Geher, seit vergangenem Herbst Bundestrainer für Gehen und Marathon, sagte dem Abendblatt: "Bei deutschen Marathon-Meisterschaften startet inzwischen meist nur die zweite Garnitur - wie an diesem Sonntag in Hamburg. Die Topläufer, besonders unsere besten Frauen, gehen verständlicherweise dorthin, wo es richtig was zu verdienen gibt. Schließlich leben sie vom Laufen. Unser Ziel muss es deshalb sein, unsere Titelkämpfe wieder attraktiver und lohnender für die Athleten zu machen."

Vorschläge will Weigel demnächst erarbeiten, vorstellen kann er sich eine Verbindung aus höheren Prämien und Nominierungskritierien für WM, EM und Olympia. Eine Irina Mikitenko, 38, wäre wohl auch damit nicht nach Hamburg zu locken. Die deutsche Rekordhalterin (2:19:19 Stunden), Vierte der ewigen Weltbestenliste, verlangt für ihre Starts mindestens 100 000 Euro an garantierten Prämien. In Hamburg können die schnellste Frau und der schnellste Mann maximal 40 000 Euro verdienen, 20 000 Euro Siegprämie plus 20 000 Euro Zeitprämie (unter 2:06:30/Männer, 2:23:30/Frauen). Für die besten Deutschen, die beiden Meister, sind jeweils 2000 Euro ausgelobt.

Wolfram Götz, der Renndirektor des Haspa-Marathons, begrüßt dennoch die Integration der nationalen Titelkämpfe. "Dadurch wird unser Marathon aufgewertet, weil wir jetzt sehr viele Läufer haben, die zwischen 2:20 Stunden und drei Stunden ins Ziel kommen werden. Der Lauf wird schneller und interessanter - für Breitensportler und die Zuschauer an der Strecke." Favoriten bei den Männern sind Titelverteidiger Dennis Pyka (bd. Regensburg), Stefan Koch (Rheine) und Maciek Miereczko (Erftstadt), bei den Frauen Fakja Hofmann und Steffi Volke aus Regensburg. Titelverteidigerin Bernadette Pichlmaier (Tegernbach) fehlt wegen eines Ermüdungsbruchs.