Das britische McLaren-Duo Hamilton und Button war in beiden Einheiten am schnellsten. Adrian Sutil krachte in eine Streckenbegrenzung.

Istanbul. Sebastian Vettel blickte nach dem ersten Date mit seiner PS-Partnerin „Randy Mandy“ zufrieden. Mit dem Plätzen fünf und drei in den ersten beiden Trainingseinheiten zum Großen Preis der Türkei in Istanbul schaffte der Red-Bull-Pilot am Freitag mit seinem neuen Auto einen passablen Einstand. „Das war nicht allzu schlecht“, meinte er. Für die Zeiten des McLaren-Duos Lewis Hamilton und Jenson Button reichte es für den Formel-1-Vizeweltmeister nicht. „Die sehen hier sehr gut aus“, sagte der 22-Jährige.

Am Vormittag hatte Ex-Weltmeister Hamilton auf dem 5,338 Kilometer langen „Istanbul Park Circuit“ in 1:28,663 Minuten die beste Zeit erzielt und Weltmeister Button um 0,962 Sekunden aufRang zwei verwiesen. Dritter war Mercedes-Pilot Michael Schumacher vor seinem Teamkollegen Nico Rosberg geworden.

Im zweiten Abschnitt am Nachmittag lag dann Rosberg als Sechster einen Platz vor dem 41-jährigen Formel-1-Senior. „Ein schwieriger erster Tag für uns – aber wir haben viel gelernt und unsere Pace im Renntrimm auf den weicheren Reifen sah am Ende ganz passabel aus“, zog Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug Bilanz.

Das zweite Training dominierte Button, Zweiter wurde der WM-Führende Mark Webber im zweiten Red Bull. Allerdings verlief bei dem Australier, der im ersten Training noch Achter gewesen war, nicht alles nach Wunsch: Fünf Minuten vor Ende der zweiten Session am Freitagnachmittag blieb der WM-Führende Webber mit einem Motorschaden liegen. Glück für ihn:Das Aggregat war alt und fällt nicht in das Motoren-Kontingent für diese Saison.

Immerhin hat sich seinTeamkollege Vettel, der seinen Autos Frauennamen gibt, mit „Randy Mandy“ („Scharfe Mandy“) schnell angefreundet. Das bisherige Chassis seines mit dem Namen „Luscious Liz“ („Leckere Liz“) war wegen eines Defekts nach dem Monaco-Rennen aus dem Verkehr gezogen worden.

Weniger Freude als „Mandy“ löste bei Vettel der erstmals eingesetzte F-Schacht aus. Viele Teams – neben Red Bull unter anderem Mercedes und Force India – nutzten das Training, um das System zu testen.

„Es hat nicht 100 Prozent funktioniert. Wir hatten noch nicht den erwünschten Effekt“, meinte Vettel, der in seinem 50. Grand Prix endlich das erste Mal die WM-Führung übernehmen will.

Mit dem F-Schacht kann der Pilot während der Fahrt die aus einem Einlass am vorderen Teil des Autos strömende Luft gezielt zum Heckflügel lenken. Dies führt zu einem Strömungsabriss und zu einem geringeren Abtrieb. Je niedriger der Abtrieb, desto schneller ist der Bolide auf der Geraden. In schnellen Kurven benötigen die Wagen wieder mehr Abtrieb, um nicht von der Strecke zu fliegen. McLaren hatte die Konstruktion eingeführt. Der Entwicklungsvorsprung machte sich zumindest am Freitag in Istanbul bemerkbar. Vor dem siebten Lauf der Saison am Sonntag (14.00Uhr MESZ/Sky und RTL) führen Webber und Vettel das Klassement mit je 78 Punkten an. Alonso (75) liegt Vor dem 800. Grand Prix aufRang drei. Rosberg (56) ist Achter vor Schumacher (22).

Die Zahlen drücken nur unzureichend die Red-Bull-Dominanz aus. Die Konkurrenz rätselt und arbeitet fieberhaft daran, den Vorsprung zu verringern. Doch im Moment scheint das Team nur sich selbst schlagen zu können. „Red Bull fährt in einer eigenen Welt“, hat schon Rekordweltmeister Michael Schumacher festgestellt. McLaren hat am Freitag die Hoffnung geschürt, zumindest in Istanbul in die Red-Bull-Welt einzudringen.