Julia Görges aus Bad Oldesloe sowie die Qualifikanten Tobias Kamke (Lübeck) und Julian Reister (Reinbek) erreichen Runde zwei.

Paris. In Abwesenheit der verletzten Topspieler setzt die junge deutsche Garde zum Auftakt der French Open Ausrufezeichen. Am Pfingstwochenende nahmen Andrea Petkovic, Angelique Kerber, Julia Görges, Andreas Beck und die beiden Qualifikanten Tobias Kamke und Julian Reister ihre Auftakthürden. Der Deggendorfer Tennisprofi Daniel Brands verpasste am Sonntagabend dagegen nur knapp eine Überraschung: Der Weltranglisten-89. musste sich gegen den an acht gesetzten Lokalmatadoren Jo-Wilfried Tsonga erst nach 3:42 Stunden mit 6:4, 3:6, 2:6, 7:6 (7:2), 5:7 geschlagen geben. „Das war der Wahnsinn, auf so einem großen Platz zu spielen. So etwas habe ich noch nicht erlebt“, sagte Brands nach seinem couragierten Auftritt gegen Publikumsliebling Tsonga auf dem Center Court von Paris.

Wermutstropfen aus deutscher Sicht waren das Erstrunden-Aus wie im Vorjahr für Routinier Rainer Schüttler und die unglücklichen Auftaktniederlagen von Philipp Petzschner (Bayreuth) und Kristina Barrois. Der zuletzt körperlich angeschlagene Petzschner gab beim 6:3, 7:6 (7:4), 2:6, 5:7, 7:9 gegen den australischen Wild-Card- Spieler Carsten Ball eine 2:0-Satzführung aus der Hand. Straßburg- Finalistin Barrois (Bous) ließ beim 6:1, 6:7 (7:9), 3:6 gegen die Italienerin Tathiana Garbin im zweiten Satz sogar drei Matchbälle ungenutzt.

„Ich bin einfach nur total enttäuscht“, sagte Barrois nach dem Spiel unter Tränen. Ihre Fed-Cup-Kollegin Tatjana Malek aus Bad Saulgau scheiterte an der Schweizerin Timea Bacsinszky 2:6, 3:6; „Lucky Loser“ Dieter Kindlmann verkaufte sich teuer bei seiner 3:6, 5:7, 7:6 (7:5), 2:6-Niederlage gegen den an 13 gesetzten Franzosen Gael Monfils. Der Münchner war für den an einem Magen-Darm-Virus erkrankten Bayreuther Florian Mayer nachgerückt.

Auch nicht allzu enttäuscht war Schüttler nach dem 5:7, 4:6, 2:6 gegen den Spanier Guillermo Garcia-Lopez, seinem ersten Saison- Match auf der ungeliebten Asche. Der Wimbledon-Halbfinalist von 2008 blickte bereits mit Vorfreude auf die Rasensaison und denkt nach wie vor nicht ans Aufhören. „Wieso sollte ich? Solange ich Spaß habe und noch in die großen Turniere reinkomme...“, sagte der 34-Jährige.

Petkovic bot beim 4:6, 6:1, 6:4 gegen Jelena Wesnina aus Russland unterdessen phasenweise eine Klasse-Vorstellung. Die Weltranglisten- 41. aus Darmstadt bekommt es beim zweiten Grand-Slam-Turnier des Jahres nun mit Vorjahressiegerin Swetlana Kusnezowa (Russland) zu tun, die aber in dieser Saison auf Sand eine 2:3-Matchbilanz hat. 1:1 steht es im direkten Vergleich.

Auch auf Kerber und Görges warten ganz harte Brocken: Die 22- jährige Kielerin Kerber, die etwas überraschend die Russin Anna Tschakwetadse 5:7, 7:6 (7:2), 6:4 schlug, trifft auf die Madrid- Siegerin und französische Turnier-Geheimfavoritin Aravane Rezai. Fed- Cup-Kollegin Julia Görges (Bad Oldesloe) bezwang die Ungarin Melinda Czink mit 6:2, 6:3 und muss sich nun mit der Nummer eins der Tenniswelt, Serena Williams (USA), auseinandersetzen. „Dass ich jetzt gegen Serena Williams spiele, heißt nicht, dass das Turnier jetzt für mich zu Ende ist“, kündigte Görges forsch an. Auch Branchenprimus und Titelverteidiger Roger Federer (Schweiz) kam beim 6:4, 6:1, 6:2 gegen den Australier Peter Luczak locker weiter.

Bisher noch „Nobodys“ auf der internationalen Bühne waren die beiden 24 Jahre alten Schleswig-Holsteiner Freunde Kamke (Lübeck) und Reister (Reinbek): Beide zogen erstmals in ihrer Karriere in die zweiten Runde eines Grand-Slam-Turniers ein. Der Weltranglisten-158. Kamke gewann 6:0, 6:4, 6:3 gegen den Franzosen Stephane Robert. Die noch größere Überraschung gelang dem auf Platz 165 geführten Reister mit seinem 6:1, 7:6 (7:5), 6:2 über den an Nummer 27 gesetzten Spanier Feliciano Lopez. „Das ist unglaublich, und so fühl mich auch“, sagte Reister, der überhaupt erstmals im Hauptfeld eines der wichtigsten vier Turniere steht.

Davis-Cup-Spieler Andreas Beck fuhr gegen den Italiener Paolo Lorenzi nach Anlaufschwierigkeiten am Ende einen sicheren 4:6, 6:3, 6:2, 6:2-Erfolg ein. Insgesamt waren bei den mit 16,8 Millionen Euro dotierten French Open 17 deutsche Profis im Hauptfeld gestartet – der Stuttgarter Michael Berrer stand am Montagabend noch gegen den US- Amerikaner Mardy Fish auf dem Platz. Am Dienstag greift noch ein deutsches Herren-Quartett um den an Nummer 30 gesetzten Philipp Kohlschreiber (Augsburg) ins Geschehen ein.