Die Qualifikanten Julian Reister aus Hartenholm und Tobias Kamke aus Lübeck erreichen bei den French Open der Tennisprofis die zweite Runde

Paris. Zwei rotzfreche Qualifikanten, formstarke Hoffnungsträgerinnen und eine nur knapp verpasste Sensation: Die deutschen Tennisprofis sind turbulent in die French Open in Paris gestartet. Für die größten Überraschungen sorgten in Roland Garros die Nobodys Julian Reister (Hartenholm) und Tobias Kamke (Lübeck). Nach drei Matchs in der Qualifikation hatte Reister zum ersten und sein Sandkastenfreund Kamke zum zweiten Mal überhaupt den Sprung ins Hauptfeld eines Grand-Slam-Turniers geschafft. Und die Kumpels setzten beim mit 16,8 Millionen Euro dotierten Turnier ihren Siegeszug unbeirrt fort.

Julian Reister schlug den starken Spanier Feliciano Lopez klar

Ein wie entfesselt aufspielender Reister erteilte dem an 27 gesetzten Spanier Feliciano López beim 6:1, 7:6 (7:5), 6:2 eine Lehrstunde. "Ich bin überglücklich und genieße diesen Sieg. Er kannte mich wohl nicht, ich ihn schon. Es kamen schon sehr viele Glückwünsche per SMS", sagte der Weltranglisten-166. aus Schleswig-Holstein, der vor ein paar Tagen noch mit 39 Grad Fieber gespielt hatte. Sollte Reister gegen Olivier Rochus (Belgien) gewinnen, würde als "Belohnung" das Duell mit Titelverteidiger Roger Federer warten. Der Schweizer meisterte seine erste Aufgabe souverän, er besiegte den Australier Peter Luczak 6:4, 6:2, 6:1. Reister: "Das wäre ein Traum." Sein Trainingspartner Kamke siegte ebenfalls unerwartet 6:0, 6:4, 6:3 gegen den Franzosen Stéphane Robert. Für den 154. der Rangliste war es der bislang größte Erfolg, sein nächster Gegner ist der Spanier Albert Montañés.

Die große Tennisbühne mit namhaften Gegnerinnen wartet bereits in der zweiten Runde auf eine Frauen-Troika: Die deutsche Nummer eins Andrea Petkovic (Darmstadt) blickte nach ihrem Dreisatzsieg gegen die Russin Jelena Wesnina (4:6, 6:1, 6:4) voller Vorfreude auf das Duell mit Titelverteidigerin Swetlana Kusnezowa (Russland). "Ich glaube, ich werde dort meine Chancen bekommen", meinte die Nummer 41 der Weltrangliste. Fed-Cup-Teamchefin Barbara Rittner sagte: "Jetzt muss Andrea cool bleiben und zupacken. Sie hat gute Chancen."

Auch auf Julia Görges wartet ein harter Brocken. Die 21-Jährige aus Bad Oldesloe spielt nach dem 6:2, 6:3 über Melinda Czink (Ungarn) gegen Branchenführerin Serena Williams (USA). "Das heißt nicht, dass das Turnier für mich vorbei ist", sagte Görges selbstbewusst. Die Kielerin Angelique Kerber bekommt es nach dem 5:7, 7:6, 6:4 gegen Anna Tschakwetadse (Russland) mit Geheimfavoritin Aravane Rezaï aus Frankreich zu tun, die zuletzt das Turnier in Madrid gewonnen hatte.

Daniel Brands hatte den Franzosen Tsonga am Rand einer Niederlage

Für Schlagzeilen sorgte am Pfingstwochenende auch Daniel Brands, 22. Der Deggendorfer verpasste die erste große Überraschung des Turniers nur knapp. Brands hatte den an Position acht gesetzten Melbourne-Halbfinalisten Jo-Wilfried Tsonga (Frankreich) beim 6:4, 3:6, 2:6, 7:6 (7:2), 5:7 am Rande einer Niederlage. "Das war der Wahnsinn. Am Ende war ich aber müde und deshalb oft zu spät am Ball", erklärte Brands. Der Weltranglisten-89. zwang Tsonga auf dem Court Philippe Chatrier mit platzierten Grundschlägen immer wieder in die Defensive. Das französische Publikum honorierte die starke Vorstellung mit stehenden Ovationen.

Der Stuttgarter Andreas Beck (4:6, 6:3, 6:2, 6:2 gegen Paolo Lorenzi aus Italien) gab sich bei seinem Auftaktmatch keine Blöße. Dagegen war für Philipp Petzschner (Bayreuth), der einen 2:0-Satzvorsprung gegen den Australier Carsten Ball nicht nutzen konnte, Rainer Schüttler (Korbach), Tatjana Malek (Bad Saulgau) und Kristina Barrois die erste Runde Endstation. Die gebürtige Saarländerin Barrois vergab dabei im zweiten Satz gegen die Italienerin Tathiana Garbin drei Matchbälle und unterlag noch 6:1, 6:7 (7:9) und 3:6.

Ein Quartett um Deutschlands Spitzenspieler Philipp Kohlschreiber (Augsburg) steigt erst heute ins berühmteste Sandplatzturnier der Welt ein. Kohlschreiber trifft auf den Slowaken Karol Beck, der Hamburger Mischa Zverev muss sich gegen den Franzosen Nicolas Mahut behaupten.