Es sind Tage wie diese, über die Martin Schwalb einmal gesagt hat, dass man ihretwegen diesen Beruf ergriffen habe. Schwalb ist Trainer. Und am heutigen Sonnabend steht eines jener Spiele an, die entscheiden, ob die Arbeit eines Jahres den Respekt erhält, den sie verdient. Eigentlich sind dem 47 Jahre alten Familienvater derartige Zuspitzungen zuwider. Die Entwicklung einer Mannschaft, stellt er in Gesprächen bisweilen klar, sei ihm wichtiger als ein Ergebnis, diesem oft unkalkulierbaren Produkt aus Glück und Pech, Unabwägbarkeiten und Zufällen.

Dabei lockt süßer Lohn. Wenn die Handballer des HSV im Spitzenspiel der Bundesliga gegen den THW Kiel nicht verlieren, hat Schwalb seine Mission, die er am 22. Oktober 2005 in Hamburg antrat, fürs Erste erfüllt. Dem HSV wäre die deutsche Meisterschaft, die erste in der achtjährigen Vereinsgeschichte, wohl nicht mehr zu nehmen. Der Trainer wäre ein gefeierter Mann.

Ein nachdenklicher ist er längst. Erfolg, weiß Schwalb, erfordert Geduld. Die Erwartungen aber waren in den vergangenen fünf Jahren in Hamburg oft sein größter Gegner, Anspruch und Realität zu vereinbaren sein aufreibendstes Arbeitsfeld. Wer Martin Schwalb bei den HSV-Spielen an der Seitenlinie toben sieht und schreien hört, der ahnt, welcher Anspannung er ausgesetzt ist, wie hilflos einer ist, dessen berufliche Reputation in Tagen wie diesen vor allem von der Leistung anderer abhängig ist; und vom Glück - und den Pfiffen der Schiedsrichter.