Der Reflex war vorhersehbar. Da gibt es einen ehemaligen Tour-de-France-Sieger, der ein umfassendes Doping-Geständnis ablegt. Und schon nennt ihn die Branche "einen Lügner" - der er natürlich auch jahrelang war - und will von seinen Enthüllungen nichts wissen. Eigentlich müsste sich der Radsport-Weltverband glücklich schätzen, über einen Kronzeugen wie Floyd Landis zu verfügen, der eine detaillierte Dokumentation über seinen "Spritzensport" mitbringt. Stattdessen zweifeln sie seine Motive an. Ein Schicksal, das schon die deutschen Profis Jörg Jaksche und Patrik Sinkewitz erlebt haben. Nach ihrer Beichte waren sie Parias der Szene, die Kollegen zeigten mit dem Finger auf sie. Vernünftige Angebote bekamen sie nicht mehr.

Der beschuldigte Platzhirsch Lance Armstrong wird sich auch in diesem Fall zu wehren wissen, wie er das in der Vergangenheit immer geschafft hat. Und er weiß eine willfährige Sportorganisation an seiner Seite, die davon faselt, noch sei nichts bewiesen. Wie einfach es doch ist, den langjährigen Doping-Leugner Landis als unglaubwürdig abzustempeln.

Aber wie glaubwürdig ist ein Weltverband, der es nicht schafft, überführte Doper fernzuhalten? Die jüngsten Erfolge von Alexander Winokurow oder Alejandro Valverde machen jedes Vorgehen gegen den Sportbetrug zur Farce. Wer Landis' Angebot nicht wenigstens sichtet, gibt diesen Kampf von vornherein auf.