Wolfgang Stark ist als einziger deutscher Schiedsrichter bei der Fußball-WM dabei. Insgesamt werden 30 Referees im Einsatz sein.

Frankfurt/Mai/Ergolding. Anpfiff für Südafrika: Wolfgang Stark aus Ergolding ist als einziger deutscher Schiedsrichter für die Fußball-Weltmeisterschaft nominiert worden. Der 40-Jährige steht auf der Liste der 30 Referees, die der Weltverband FIFA für das Turnier vom 11. Juni bis 11. Juli veröffentlicht hat. „Ich bin dabei und freue mich unheimlich. Das ist natürlich nicht nur für mich, sondern für alle beteiligten Schiedsrichter das größte Ziel, das man erreichen kann. Ein echtes Highlight“, sagte Stark am Freitagabend.

Nach einem knallharten Auswahlverfahren fährt der Bankkaufmann von der Sparkasse Landshut zusammen mit seinen Assistenten Jan-Hendrik Salver (Stuttgart) und Mike Pickel (Mendig) nach Südafrika. Der 41- jährige Salver stand schon bei der EM 2004 in Portugal und WM 2006 in Deutschland im Gespann von Markus Merk an der Seitenlinie. Ebenso wie Stark war er zudem bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking im Einsatz. Für den 35-jährigen Pickel ist es das Debüt auf internationaler Bühne. Das Trio hatte vom 5. bis 7. Mai in Zürich einen letzten Lehrgang absolviert, danach sollte die Liste der Schiedsrichter von er FIFA eigentlich von 24 auf 30 reduziert werden. Doch nun hat Stark Gewissheit. Er war ebenso wie seine Kollegen in Zürich noch einmal von den FIFA-Instruktoren gebrieft worden. Zudem standen Fitnesstests an.

Körperlich wird den WM-Spielleitern einiges abverlangt: Beispiele? „40-Meter-Sprints jeweils unter 5,6 Sekunden, sechs Stück in sechs Minuten“, erklärte Stark. Oder: 3200 Meter in zwölf Minuten rennen. Regelmäßig mussten die WM-Kandidaten der FIFA ihre Pulsdaten schicken, unter Sonderbeobachtung standen sie ohnehin.

Stark hat vor knapp drei Jahren seine Stelle im Vertriebsmanagement der Sparkasse auf 50 Prozent reduziert. Das Schiedsrichter-Dasein ist mit Spieleinsätzen an den Wochenenden, Lehrgängen und dreimal Training die Woche längst mehr als ein Nebenjob. „Bei dem Aufwand muss man schon die Arbeitszeit reduzieren“, sagte Stark. Der Eishockey- und Motorrad-Fan hat ja auch noch ein Familienleben: Töchterchen Selina (6) weiß inzwischen, dass sie ihren Papa öfter auch im Fernsehen sehen kann. Seit zweieinhalb Jahren sind Stark, Salver und Pickel ein Schiedsrichter-Gespann – und arbeiten mit Akribie zusammen. Einmal im Monat treffen sie sich zum fachlichen Austausch außerhalb der Stadien, zudem halten sie nach jedem Spiel Telefonkonferenzen mit Videoanalyse ab. „Wenn man eine Entscheidung verbockt hat, macht man denselben Fehler kein zweites Mal“, sagt der Mann mit der Pfeife. Stark fährt mit der Erfahrung von 221 Bundesliga-Partien, 28 Länderspielen und 54 Europacup-Spielen nach Südafrika. Er hat schon vier Wochen in der japanischen J-League gepfiffen und leitete bei der U 20-WM 2007 in Kanada ein ganz schwieriges Halbfinale zwischen den Rivalen aus Chile und Argentinien: Nach dem Spielende war der deutsche Schiedsrichter von Spielern und Fans attackiert worden. Zuletzt bewies er bei dem von Ausschreitungen überschatteten Zweitligaspiel zwischen Düsseldorf und Rostock Fingerspitzengefühl.

„Es ist ein ungeheurer Reiz, Verantwortung zu übernehmen, ein Spiel zu leiten, die Atmosphäre im Fußballstadion zu erleben“, erklärte Stark. Sein Vater, damals ebenfalls Referee, hatte den Filius bestärkt, sich der Schiedsrichterei zu widmen, obwohl dieser als A-Jugendlicher bei der SpVgg Landshut in der Bayernliga spielte. „Ich habe aufs richtige Pferde gesetzt“, sagte Stark.