Große Namen des Fußballs sind nicht beim WM-Turnier dabei: Van Nistelrooy, Ronaldinho, Ronaldo, Adriano, Totti und Toni fehlen.

Köln. Böses Erwachen für die Altstars: Am Dienstag erhielten zahlreiche ehemalige Leistungsträger von ihren Nationaltrainern die bittere Nachricht, dass bei der Fußball-WM in Südafrika kein Platz mehr für sie ist. Der Marktwert der nicht berücksichtigten Topstars zusammenaddiert ergibt die stolze Summe von 87 Millionen Euro (Quelle: transfermarkt.de) - dennoch werden diese Spieler die WM nur vor dem Fernseher verfolgen.

Der Niederländer Ruud van Nistelrooy vom Hamburger SV muss ebenso in der Heimat bleiben wie die Brasilianer Ronaldinho, Ronaldo und Adriano. Titelverteidiger Italien verzichtet auf Francesco Totti und Bayern Münchens ehemaligen Top-Stürmer Luca Toni.

Van Nistelrooy schaffte es nicht einmal in den 30-köpfigen, vorläufigen Kader von Bondscoach Bert van Maarwijk. "Ich habe ihm gesagt, dass wir ihn intensiv beobachtet und wir sein Vorhaben, zur WM fahren zu wollen, sehr respektiert haben", gab van Marwijk in einer Pressemitteilung bekannt: "Ich denke, er ist fit, aber er hatte seit seiner Knieverletzung nicht genug Zeit, um auf sein normales Level zu kommen."

Van Nistelrooy trat nach der Europameisterschaft 2008 als Nationalspieler zurück, entschied sich aber in dieser Saison, ein Comeback in Angriff zu nehmen. Insgesamt erzielte "Van the Man" für sein Land in 64 Länderspielen 33 Tore.

Hoffnungen auf einen WM-Start darf sich weiterhin van Nistelrooys Hamburger Klubkollege Eljero Elia machen, der es ins vorläufige Aufgebot geschafft hat. Wohl sicher mit bei der Endrunde in Südafrika, wo der Vize-Weltmeister von 1974 und 1978 in der Vorrunde auf Japan, Kamerun und Dänemark trifft, sind Khalid Boulahrouz (VfB Stuttgart), Joris Mathijsen (Hamburger SV) sowie Mark van Bommel und Arjen Robben vom deutschen Meister und Champions-League-Finalisten Bayern München.

WEN LÄSST JOGI LÖW ZU HAUSE?

Ohne WM-Rekord-Torschütze Ronaldo, den zweimaligen Weltfußballer Ronaldinho und Adriano, dafür aber mit den Wolfsburgern Grafite und Josue tritt Rekordsieger Brasilien bei der WM an. Nationaltrainer Dunga verzichtete in seinem 23-köpfigen Aufgebot für die Endrunde zudem auf Rafinha von Schalke 04 und Carlos Eduardo von 1899 Hoffenheim.

Grafite erhielt überraschend den Vorzug vor Adriano, der in den letzten Wochen wegen persönlicher Probleme nicht zu seinem Rhythmus fand. "Das ist einfach unglaublich, ich bin überglücklich. Es ist einer der emotionalsten Momente meines Lebens", gab Grafite nach seiner Nominierung auf der Homepage des VfL Wolfsburg bekannt: "Ich danke meiner ganzen Familie, meinen Freunden und Fans für ihre ständige Unterstützung. Speziell aber danke ich meinem Vater, der vor eineinhalb Jahren verstorben ist. Er schaut jetzt von oben zu und ist stolz auf mich."

Während Josue in der Ära Dunga stets zum Selecao-Kreis dazugehörte, bekam der Bundesliga-Torschützenkönig der Saison 2008/2009 erst im letzten Testspiel Anfang März gegen Irland seine erste Bewährungschance beim Nationaltrainer.

Neben Adriano ließ Dunga wie erwartet auch Ronaldinho und Ronaldo außen vor. Ronaldinho, 2004 und 2005 als weltbester Fußballer ausgezeichnet, hatte letztmals im April 2009 in der Selecao gespielt. Nachdem er in den vergangenen Monaten beim AC Mailand annähernd seine alte Form erreicht hatte, zählte er zumindest wieder zum erweiterten Kreis der WM-Kandidaten.

Dagegen bekamen die früheren Bundesliga-Stars Lucio (Leverkusen, München), Juan (Leverkusen) und Gilberto (Berlin) ihr Ticket zur WM-Endrunde. Die Namen von sieben Akteuren, die im erweiterten Aufgebot als Nachrücker bereitstehen, sollen erst später veröffentlicht werden.

Titelverteidiger Italien verzichtet in Südafrika auf Toni und Totti, die beide beim AS Rom spielen. Toni, Leihspieler von Bayern München, hatte zuletzt mit Verletzungen zu kämpfen. Totti hatte nach seinem Rücktritt mit einer Rückkehr in die Squadra Azzurra geliebäugelt.

Doch auch andere prominente Spieler wurden von Nationaltrainer Marcello Lippi in dessen 30-köpfigen vorläufigen Kader nicht berücksichtigt. Mario Balotelli, umstrittener Stürmer des Champions-League-Finalisten Inter Mailand, bleibt zu Hause. Damit steht kein Spieler des italienischen Topteams im Aufgebot.