Die HSV-Handballer scheitern beim spanischen Champions-League-Titelverteidiger BM Ciudad Real mit 27:35

Ciudad Real. Schweren Schrittes, die Blicke gen Boden gerichtet, schleppten sich die HSV-Handballer zur Auslinie hinter dem gegnerischen Tor, um sich bei ihren 26 mitgereisten Fans zu bedanken. Die hatten auf der Obertribüne bis zum Schluss die blauen Schilder mit dem weißen Aufdruck HSV Handball hochgehalten und mit ihnen den Glauben an ein gutes Ende. Das blieb aus. Die Hamburger verloren das Viertelfinalrückspiel der Champions League bei Ciudad Real 27:35 (11:18) und verpassten nach dem 26:22-Sieg im Hinspiel die Endrunde in Köln. Für das Final Four am 29./30. Mai sind neben Ciudad Real der FC Barcelona, Medwedi Tschechow (Russland) und der THW Kiel qualifiziert. "Mit dieser Leistung können wir unseren Titel verteidigen", meinte Ciudad Reals Trainer Talant Dujshebaev. Da mochte ihm an diesem warmen Frühlingsabend niemand widersprechen, zumindest kein Hamburger. "Wir sind sehr enttäuscht über unsere Leistung, wir haben ganz, ganz schlecht gespielt", sagte Pascal Hens.

Der HSV hatte zunächst dort begonnen, wo er vor einer Woche aufgehört hatte. Die Abwehr packte kräftig zu, und hinter ihr stand Per Sandström. Der Schwede hielt, was zu halten war - wie später sein Kollege Johannes Bitter - und auch diesmal ein bisschen mehr. Er schien aber einer der wenigen Hamburger zu sein, der keinen Respekt vor dem Gegner und der kleinen, aber lärmenden Kulisse zeigte. Fang-, Passfehler und Missverständnisse machten im Angriff die gute Deckungsarbeit immer wieder zunichte, allein Marcin Lijewski hatte den Schneid, das Spiel in die Hand zu nehmen. Der Pole warf dreimal und traf dreimal - der HSV führte nach elf Minuten mit 5:4; angesichts der zahlreichen Möglichkeiten eine höchst magere Ausbeute. Selbst Hans Lindberg scheiterte von der Siebenmeterlinie.

Die Nachlässigkeiten - oder war es Nervosität? - sollten sich rächen. Nach 16 Minuten hatten die Spanier beim Stand von 9:5 den Viertorerückstand aus dem Hinspiel aufgeholt und machten sich fortan daran, dem HSV eine Lektion an Willen und Effektivität zu erteilen. In dieser Saison hat man den Bundesliga-Tabellenführer wohl nie derart hilflos gesehen. Nach 25 Minuten drehte Rechtsaußen Luc Abalo den Ball zum 18:8 für Ciudad Real ins Netz.

Zu dem Zeitpunkt standen gerade noch vier Hamburger vor Sandström. Krzysztof Lijewski, er spielte trotz Schulterschmerzen, und Torsten Jansen schauten sich nach Zweiminutenstrafen das Desaster von draußen an. HSV-Trainer Martin Schwalb versuchte an der Seitenlinie Linie ins eigene Spiel zu bringen, Präsident Andreas Rudolph zog seine Stirn in Falten. In den letzten vier Minuten vor dem Seitenwechsel machten Guillaume Gille, Igor Vori und Stefan Schröder mit ihren Treffern zum 11:18 ihrer Mannschaft wenigstens noch etwas Mut. Das 11:18 war Schröders erstes Tor nach seinem Handbruch Anfang Februar. Zwei weitere sollte in den zweiten 30 Minuten folgen.

Die wurden nicht grundsätzlich besser. Die Hamburger hielten ihre Aussetzer zwar in Grenzen, das Halbfinale blieb jedoch eine Illusion. Beim Stand von 16:22 in der 38. Minute waren die Hoffnungen am größten. Das sagt alles. 50 Sekunden später sorgten Parrondo und Abalo mit ihren Treffern zum 24:16 für neue lautstarke Gefühlsausbrüche ihrer vorübergehend etwas beunruhigten Fans.

Deren Sorgen erwiesen sich als unbegründet. Zu schwach, zu unkonzentriert, dazu oft mutlos präsentierte sich der HSV diesmal in der Quijote-Arena. Die sechste Niederlage im achten Vergleich mit den Spaniern war zudem die höchste. "Wir waren in allen Belangen unterlegen", sagte Schwalb. "Jetzt müssen wir das Spiel schnell abhaken und uns auf die Meisterschaft fokussieren." Dazu bleiben bis zur Partie am Sonnabend in Düsseldorf sechs Tage Zeit.

Tore, Ciudad Real: Cañellas 7 (2 Siebenmeter), Abalo 5, Entrerrios 5, Källman 3, Morros 3, Parrondo 3 (3), Aginagalde 2, Metlicic 2, Davis 2, Fernandez 1, Rodríguez 1, Jewdokimow 1; Hamburg: M. Lijewski 4, Lackovic 3, Schröder 3, Hens 3, G. Gille 3, Duvnjak 2, K. Lijewski 2, Lindberg 2 (1), Vori 2, B. Gille 1, Flohr 1, Jansen 1. Schiedsrichter: Horacek/Novotny (Tschechien). Zuschauer: 5200. Zeitstrafen: 4; 5. Rote Karten: Vori und Aginagalde (beide 41.) nach Tätlichkeiten.