Amateurfußball: Altona stürzt Dassendorf ohne Schauspielerei mit 3:0 von Rang eins, Ruhsers Predigt wirkt, Ralf Palapies Opfer niveauloser Anrufe

Standfestes Opfer. Jan Schönteich, Trainer des Oberligisten TuS Dassendorf, gab selbst zu, dass er nicht sehr geübt darin ist, Niederlagen zu kommentieren. Der Meister der vergangenen Serie geriet jedoch bei Altona 93 mit 3:0 unter die Räder und musste so die erste Saisonniederlage hinnehmen – und die erste Auswärtspleite in einem Punktspiel seit über zwei Jahren, die den Sturz von der Tabellenspitze bedeutete. Benjamin Lipke (13.), Mustafa Hadid (31.) und Sven Körner (45.) trafen in Hälfte eins, sodass Schönteich sogar von einem „Klassenunterschied“ sprach. Zudem musste er einen Ausraster seines Spielers Kristof Kurczynski mitansehen, der wegen Nachtretens die Rote Karte sah (52.). Altonas Pechvogel war John Gyimah, der erstmals in der Startelf stand, ein Abseitstor erzielte und einmal die Querlatte traf, jedoch wegen groben Foulspiels ebenfalls mit Rot in die Kabine musste (65.).

Dassendorfs Keeper Christian Gruhne ließ sich in der hitzigen Szene nach dem Gyimah-Foul zu einem Kopfstoß gegen Altonas Benjamin Lipke hinreißen, der jedoch von Schiedsrichter Konrad Oldhafer nicht geahndet wurde. Das Opfer zeigte sich standfest und nahm Dassendorfs Keeper in Schutz: „In der Bundesliga wäre ich wohl gefallen, aber da sind Emotionen dabei, das muss man verstehen. Ich habe keinen Schmerz verspürt, keine Platzwunde davongetragen und daher habe ich das nicht ernst genommen“, erklärte Lipke.

Condor hat keine Krise. Immer wieder einen überraschenden Auftritt hat Oberligist FC Elmshorn für seine Fans parat. Die extrem schwankenden Leistungen vereinte die Mannschaft nun in einer Partie. Gegen Condor lag Elmshorn bereits mit 0:3 hinten – und schlug dann mächtig zu. Max Waskow (72.), Marc Lange (74.) und Ahmed Osmanov (90.+4) sorgten tatsächlich noch für ein 3:3. „Ich habe den Spielern am Montag eine kleine Predigt gehalten, Tacheles gesprochen. Es hat gewirkt. Wir haben uns nie aufgegeben und eine sensationelle Aufholjagd geschafft“, sagte Elmshorns Trainer Bernd Ruhser. Condors Coach Christian Woike musste daher das siebte Remis im elften Spiel verkraften. Obwohl Condor momentan die eigenen Ansprüche tabellarisch nicht erfüllt, will Woike von einer Krise nichts wissen. „Ich kann mit dem Begriff im Fußball nicht viel anfangen. Wenn Geld oder Medikamente knapp werden oder Menschen nichts zu essen haben, ist das eine Krise“, so Woike. „Was uns angeht, so hatten wir 70 Minuten alles im Griff. Ärgerlich, aber es geht weiter. Also Helm auf, Visier runter und ran an die Buletten.“

Guter TV-Tipp. Für die Leistung des HSV II in der Regionalliga Nord werden langsam die Superlative knapp. In einem atemberaubenden Spiel gelang dem Tabellenführer gegen Hannover II der elfte Sieg im zwölften Spiel vor der Rekordkulisse von 1400 Fans, unter ihnen HSV-Trainer und Ex-U23-Coach Joe Zinnbauer. Tolcay Cigerci (14., 37.), Mohamed Gouaida (21.) und Ahmet Arslan (51.) pulverisierten den Führungstreffer von Hannovers Fabian Ernst (7.). „Das war das beste Spiel unter meiner Regie“, lobte HSV II-Trainer Daniel Petrowsky. Sogar live im Fernsehen zu sehen gibt es heute den FC St. Pauli II beim SV Meppen (20.15 Uhr, Sport 1). Das letzte Aufeinandertreffen der beiden Teams am 24. März – ebenfalls live bei Sport 1 vor in der Spitze bis zu 500.000 Zuschauern – trug zum guten fachlichen Ruf von St. Paulis jetzigem Cheftrainer Thomas Meggle bei. St. Pauli II siegte mit 4:0. Aus sportlich-lokalpatriotischer Sicht erfreulicherweise nicht live im Fernsehen zu begutachten war die Partie Norderstedt – Bremen II. Norderstedt ging 0:5 unter...

Aus, an, aus. Abgebrochen werden musste die Partie der Landesliga Hansa zwischen dem MSV Hamburg und Harburger TB beim Stand von 0:0. Nach einer Viertelstunde fiel das Flutlicht aus. Die Ersatzsicherung hielt nur wenige Minuten, bevor es erneut dunkel wurde an der Kandinskyallee. Das Spiel wird vermutlich neu angesetzt.

Niveaulose Trittbrettfahrer. Gut aufs Derby bei Paloma hat sich Barmbek-Uhlenhorst vorbereitet. Verdient siegte das Team von Trainer Frank Pieper 3:0 gegen Pinneberg, fuhr nun 13 Punkte aus fünf Spielen ein. „Wir haben gezeigt, dass wir uns vor keinem Gegner verstecken müssen“, freute sich Pieper.

Nicht nur wegen der Niederlage unwohl fühlte sich Pinnebergs Trainer Michael Fischer. Wenige Tage vor der Partie war herausgekommen, dass Pinneberger Spieler sich Verfehlungen gegenüber Lokalrivale Rugenbergen geleistet haben, so die Entwendung von Rugenbergener Trikots bei einem Derby. Sie sollen auch Schmähanrufe bei Rugenbergens Trainer Ralf Palapies getätigt haben. „Die Geschichte geht mir auf den Sack. Ich habe das mannschaftsintern geklärt, aber es gibt nun Trittbrettfahrer, die nachts bei Ralf anrufen. Oberligaspieler, die ihn in dem Glauben lassen, sie spielen bei uns und sich zu unseren Lasten amüsieren. Es tut mir leid für Ralf. Ich wünsche mir, dass das aufhört“, sagte Fischer.