Ein Kommentar von Alexander Laux

Es gehört zu den kniffligsten Aufgaben eines Fußballvereins, trotz veränderter Rahmenbedingungen und Anforderungen über Generationen die Tradition zu bewahren, seien es Konventionen oder Sitten. Dem HSV gelang dies beim Stadionneubau 1998 vorbildlich, als sich die Fans erfolgreich gegen ein reines Sitzplatzstadion mit bunten Sitzen wehrten. Und auch der FC St. Pauli schaffte es beinahe in Perfektion, viele Merkmale des alten Millerntor-Stadions wie die Stehplatzgegengerade in die Moderne zu überführen, das Stammpersonal zu pflegen und zugleich attraktiv für neue Kundenschichten zu werden.

Umgekehrt wird es in vielen Clubs immer dann gefährlich, wenn mit alten Werten Stillstand verbunden ist und die erforderliche, stetige Weiterentwicklung von Strukturen verpasst wird – wie bei Altona 93, auch ein echter Traditionsverein. Noch immer genießen Hunderte Besucher an den Wochenenden den marode-morbiden Charme der Adolf-Jäger-Kampfbahn. Doch längst kämpft der Verein, der vom dominierenden Profigeschäft und der dadurch konzentrierten Medienaufmerksamkeit geradezu erdrückt wird, einen aussichtslos erscheinenden Überlebenskampf. Es ist einfach grausam, dass es in einer wohlhabenden Stadt wie Hamburg nicht möglich sein soll, eine Kultstätte zu erhalten und ambitionierten (Regionalliga-) Fußball zu bieten. Potente Fans wie Klaus-Michael Kühne oder auch Unternehmen sollten nicht unterschätzen, welch ein Imagegewinn mit einem möglichen Investment bei Altona 93 verbunden wäre.