Durch einen Treffer von Luciano Dias gewann Eimsbüttel das Hamburger Pokalfinale gegen den SC V/W Billstedt und steht nun im DFB-Pokal.

Hamburg. Hammonia-Landesligist Eimsbütteler TV hat zum ersten Mal in seiner Vereinsgeschichte den Hamburger Oddset-Pokal gewonnen und steht in der 1. Hauptrunde des DFB-Pokals. Vor 3360 Zuschauern siegte das Team von Dennis Mitteregger völlig verdient mit 1:0. Luciano Filipe Dias erzielte das goldene Tor per Kopf nach einem Freistoß von Oliver Ruge aus der eigenen Hälfte. Er nutzte einen schweren Patzer vom Billstedter Innenverteidiger Oskar Sulinski, der zuvor ausgerutscht war. Die in der ersten Hälfte viel zu passiven Billstedter kamen zwar ab Mitte der zweiten Halbzeit auf, konnten das Blatt jedoch nicht mehr wenden.

Als Schiedsrichter Christian Henkel schließlich die Partie beendete, gab es kein Halten mehr. Hunderte ETV-Fans stürmten den Platz und feierten mit ihrem Team die Sensation.

„Es ist ein unglaublich geiles Gefühl. Jetzt wollen wir Bayern oder Dortmund als Gegner im DFB-Pokal“, sagte Ruge und schob verschmitzt nach: „Die sind wie wir. Die spielen auch guten Fußball.“ Auch der 19-Jährige Torschütze Dias, der schon in der Halbfinale gegen Altona 93 das 1:1 in der Nachspielzeit erzielt hatte, das den ETV in die Verlängerung rettete, wollte „die Bayern, aber lieber Dortmund. Lucas Barrios ist ein toller Spieler. Es wäre super, gegen ihn spielen zu dürfen.“

Ein spezielles Problem hat nun allerdings Trainer Dennis Mitteregger, von seinen Spielern mehrfach mit den obligatorischen Sektduschen bedacht. Standhaft hatte der 28-Jährige Erfolgscoach bisher behauptet, sich nicht mit dem DFB-Pokal zu beschäftigen. Auf der Pressekonferenz lieferte er den Beweis, als Spielausschussvorsitzender Joachim Dipner dem ETV „viel Glück für die erste DFB-Pokalrunde am letzten Juli-Wochenende“ wünschte. Mitteregger: „Da bin ich im Mallorca-Urlaub. Ich muss umbuchen. Vielleicht erstattet mir ja der Hamburger Fußball-Verband die Kosten.“

Kurz danach stürmete das komplette Eimsbütteler Team die Pressekonferenz und trug Mitteregger unter lauten „Dennis, Dennis“ rufen auf Händen hinaus. Um eine lange Nacht zum Tage zu machen. (misch)

Statistik

ETV: Lopes – Atamimi (80. Meins), Ruge, Mensah, Friebe – Barry – Zigta, Bahtiyar (73. Arican), Fonseca, Polaske – Filipe Dias (66. Karaschewski)

Billstedt: Kruschewski – Kahyaoglu, Bogunovic, Sulinski, Osinski – Liebermann, Kreutzer, Iwosa – Reichenbach (60. Nasimi), Scerbinin – Julardzija (60. Vo)

Tor: 1:0 Filipe Dias (31., Vorarbeit Ruge)

Schiedsrichter: Christian Henkel (VfL Lohbrügge)

Zuschauer: 3360

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Dennis Mitteregger und seine Jungs auf der Überholspur

Wenn heute Abend das Finale des Hamburger Amateurpokals V/W Billstedt gegen Eimsbütteler TV angepfiffen wird (19 Uhr, Hoheluft), bietet sich Dennis Mitteregger eine historische Chance. Im zarten Traineralter von 28 Jahren kann der Erfolgscoach des ETV mit seinem Team den ersten Pokalsieg der Vereinsgeschichte holen, gleichbedeutend mit der Qualifikation für die erste Runde des DFB-Pokals, die am 11. Juni ausgelost wird.

"Aufgeregt bin ich nicht", sagt der studierte Sportwissenschaftler. Aufregend ist dafür seine Geschichte. 2005 übernahm der Konzept-Coach, zuvor acht Jahre im ETV-Jugendbereich tätig, die "Zweite" des ETV in der Kreisliga. Nach zwei Aufstiegen wurde seine Mannschaft in der Landesliga ab 2009 zum ETV I. Und der schrieb in dieser Spielzeit ein unglaubliches Pokalmärchen und schaltete auf dem Weg ins Finale sechs Oberligisten aus.

"Gegen Oberligisten zu spielen war einfacher. Sie spielen strukturierter als unsere sonstigen Gegner", erklärt der Trainer und schiebt nach: "Das soll nicht arrogant klingen. Mir geht es um Fußball mit Plan." Fußball mit Plan - das ist das Credo des Dennis Mitteregger. Dreimal in der Woche bittet er zum Training, selten kürzer als zweieinhalb Stunden. Erkenntnisse aus Sportarten wie Handball oder Basketball fließen mit ein. Disziplin wird großgeschrieben, sonst gibt es Extraläufe.

Zur Vorbesprechung setzt Mitteregger Videoaufzeichnungen der Spiele ein. "Das dauert oft zwei Stunden, trotzdem hängen die Jungs an seinen Lippen", sagt ETV-Aufsichtsratsmitglied Peter Clasen. "Fachlich klasse, ein Riesenmotivator - Dennis wird nicht ewig bei uns bleiben. Dazu ist er viel zu gut."

Der Gelobte gibt sich bescheiden. Der Erfolg sei Sache der verschworenen Gemeinschaft. "Spieler wie Leandro Indulto oder Serdar Bahtiyar kenne ich seit der C-Jugend. Wir sind eine Einheit, und die Jungs sind sehr wissbegierig." So sehr, dass sie die abschließende Spielbeobachtung des Achtelfinalgegners Bergedorf 85 (4:3) selbst übernahmen, weil der Trainer verhindert war. Nun heißt die letzte Hürde V/W Billstedt, bevor Bayern, Schalke oder Dortmund auf den ETV warten. "Mit dem DFB-Pokal beschäftige ich mich noch nicht", sagt Mitteregger. Es klingt schon fast zu abgezockt.