Oberligatorjäger Christian Spill (Foto) begeistert mit spektakulären Treffern. Sven Drews trifft innerhalb einer halben Minute doppelt und kann sich trotzdem nicht darüber freuen. In der Kreisliga geht es turbulent zu - mal mit Platzverweisen, mal mit einer Torshow.

Fußballuntypische Begleitgeräusche verhagelten dem TuS Hamburg in der Landesliga Hansa fast die Begegnung gegen den SC Concordia II. Auf Grund des Polizeieinsatzes wegen der Demonstration der NPD am Berliner Tor kreiste bis zehn Minuten nach Anpfiff der zweiten Halbzeit ein Hubschrauber unentwegt über dem Stadion. Trainer Thorsten Beyer: "Das habe ich in meiner Karriere auch noch nicht erlebt. Ich denke, das hat alle Zuschauer und Spieler genervt und auch abgelenkt." Für seine Mannschaft konnte die These bestätigt werden. Erst als es am Himmel ruhiger wurde, drehten seine Jungs auf. Aus einem 0:2-Rückstand wurde ein 2:2 - und gegen Ende schrammte die Elf nur haarscharf am ersten Saisonsieg vorbei.

In der Kreisliga geht es gelegentlich hoch her, manchmal sogar etwas zu hoch für die Trainernerven. Bestes Beispiel dürfte Grün-Weiss Eimsbüttels Coach Nico Grabarczyk sein. In der Staffel sieben führte seine Mannschaft gegen den bis dahin verlustpunktfreien Tabellenführer Eidelstedt II schon mit 2:0, zum Erfolg langte es dank der Gegentreffer von Stefan Krause (75.) und Cihan Ercel (89.) trotzdem nicht. Was den frustrierten GWE-Trainer noch mehr gewurmt haben dürfte als die gefühlte Niederlage waren die vier Platzverweise (darunter beide Keeper), die sein Klub in den letzten acht Minuten hinnehmen musste.

Einen erneuten Beweis seiner Extraklasse lieferte Curslacks Oberligatorjäger Christian Spill in der Partie gegen den USC Paloma (3:2). Der letztjährige Torschützenkönig führte seine Mannschaft durch zwei spektakuläre Seitfallzieher zunächst zur 2:0-Führung, was ihm von einem Zuschauer den spaßigen Zuruf "Du Verrückter" einbrachte. Das spornte den ehrgeizigen Spill noch mehr an, er erzielte sein drittes Tor fast von der Außenlinie aus unmöglichem Winkel. Das Ganze hat auch noch Methode, wie er hinterher verriet: "Unter der Woche habe ich im Training Seitfallzieher geübt und noch häufiger getroffen. Zwei solche Dinger in einem Spiel sind aber auch für mich eine Premiere."

Kreativ muss man heutzutage sein, um in der Kreisliga Zuschauer zu gewinnen. Persias Trainer Christian Tiedemann versuchte es über eine Fanplattform des FC St. Pauli im Internet auf "meinvz" und rief zum Flashmob für das Topduell der Staffel 5, Persia - Eilbek, auf. Der erhoffte Zuschauerrekord blieb allerdings aus (wohl auch wegen der Konkurrenzspiele der beiden Ligateams des Kiezklubs). Etwa 150Zuschauer wurden m Stadion Am Heubergredder gezählt. Dennoch hatte Tiedemann jede Menge Grund zum Jubeln: Seine Mannschaft fertigte den hoch eingeschätzten Verfolger SC Eilbek trotz zweimaligen Rückstandes mit 7:2 (1:1) ab. Auch die erfahrenen Toptorjäger Stephan Meyer (zehn Saisontreffer) und Timur Pinar (elf) waren wieder erfolgreich.

Weil Co-Trainer Ede Korinth arbeiten musste und Cheftrainer Volker Jeglin mit den Spätfolgen eines Zeckenbisses im Krankenhaus liegt, gingen der Zweitvertretung des VfL Lohbrügge am Sonnabend im Bezirksliga-Ost-Punktspiel gegen Sporting Clube die Trainer aus. Kurzfristig sprangen Jeglins Sohn Gunnar und Mannschaftskapitän Sebastian Dietz ein, um ihre Mannschaftskollegen auf das Spiel einzustimmen. Brachte wenig - am Ende hieß es aus VfL-Sicht 1:4.

Anschauungsunterricht bei Meiendorfs Oberligaspieler Martin Weiss, der kürzlich beim Spiel in Curslack auf beiden Seiten traf, hat offenbar Sven Drews vom SC Concordia genommen. Nur war er noch schneller. Innerhalb von 30 Sekunden (!) traf Drews zum 1:0 für seine Concorden beim SC Condor - und unmittelbar danach für die Gastgeber zum Ausgleich. Seinen Rückpass hatte Torwart Björn Garvs auftropfen lassen und dann wegschlagen wollen. Da er ein Luftloch trat, kullerte der Ball seelenruhig ins Netz. Dies war der Auftakt für ein "überraschend schlechtes Spiel unserer Innenverteidigung", meinte Trainer Daniel Sager schonungslos. Kann man so sagen. Concordia verlor mit 1:4 - und das war bereits der Halbzeitstand.

Immer noch für Späße aufgelegt ist Peter Martens, Ex-Trainer von Barmbek-Uhlenhorst. Beim Oberligaspiel gegen Buchholz 08 (1:3) schaute er mal wieder auf dem Rupprechtplatz vorbei und kommentierte die "Andy-Möller-Gedächtnis"-Schwalbe von Jan Hoeft, die Schiedsrichter Lennart Wicke (TSV Glinde) tatsächlich mit einem Elfer belohnte, spontan mit den Worten: "Die Schiedsrichter werden auch immer schlechter." Auf die Nachfrage, wie er das gesehen hätte, wäre er noch Trainer in Barmbek, machte Martens augenzwinkernd aus seinem Herzen keine Mördergrube: "Dann wäre es natürlich ein klarer Elfmeter gewesen..."

Was haben der HSV, St. Pauli und der SV Hamwarde gemeinsam? Sie alle sind Besitzer einer elektronischen Anzeigetafel. Kreisliga-3-Primus Hamwarde darf sich seit letzter Woche mit einer Anlage schmücken, um die der Verein in ganz Hamburg beneidet werden dürfte. "Ein Sponsor hatte sich bei unseren Nachbarn in Geesthacht gemeldet, wollte denen neue Trikots ermöglichen. Aber der FSV verlangte 700 Euro für die Jerseys und 300 Euro, damit sie sie tragen, das wollte der Sponsor nicht machen", erzählt Hamwardes Stürmer und Pressesprecher Alexander Kobs. Der Sponsor, ein selbstständiger Steuerberater, ging stattdessen zu Hamwarde, wo man aber gerade neue Trikots hatte. "Wir haben uns dann überlegt, was wir brauchen könnten, und uns für eine elektronische Anzeigetafel entschieden", so Kobs weiter. Ein anderer Förderer, der Schreiner ist, schenkte dem Klub Holz und baute ein Gestell für die Tafel, auf der den im Schnitt rund 200 Zuschauern in Zukunft viele Führungen angezeigt werden sollen.

Gestern war ein Feiertag für Braun-Weiß. Neben dem knappen Profisieg in Frankfurt (3:2)konnten St. Paulis Fans auch einen echten Überraschungscoup bejubeln. Das mit Talenten gespickte Amateurteam von Trainer Jörn Großkopf, das in der Regionalliga eigentlich zu den Abstiegskandidaten zählt, bezwang Tabellenführer VfL Wolfsburg II überraschend mit 1:0. Umjubelter Torschütze war Stefan Winkel - in der 85. Minute.