In Ohe gibt es wichtigeres als Fußball. Wegen einer Hochzeit im Dorf und Unstimmigkeiten mit der A-Jugend fiel das Spiel am Wochenende aus. Warum Hamm-United-Boss Jörn Heinemann (Foto) so grimmig schaute, erfahren Sie in der Amateurkolumne.

Das ging blitzschnell. Nach dem Regionalliga-Spiel des HSV gegen Plauen sprangen Trainer Rodolfo Cardoso und sein Assistent Richard Golz in ein Auto, das mit ihnen zum "Tag der Legenden" ans Millerntor "flog". Beide kamen noch zum Einsatz. Von der zweiten HSV-Mannschaft wird es wohl kaum ein Spieler gesehen haben, aber sie müssen sich auch keine Gedanken darüber machen, ob auf sie eines Tages ein Auto wartet, das sie zum "Tag der Legenden" bringen soll. Es war ein erschütterndes 1:1 gegen den sieglosen Tabellenletzten aus Plauen. Die jungen HSV-Talente sterben in Schönheit, jeder tritt in 90 Minuten circa 20-mal auf den Ball, um ihn nach vorne zu rollen; bis zum gegnerischen Strafraum benötigen sie um die 68 Ballkontakte! Als der ersatzgeschwächte HSV (von den Profis nur Wolfgang Hesl dabei) in der 50. Minute dennoch mit 1:0 führte (Kopfballtor Hanno Behrens ), schien es einen Sieg zu geben, aber fortan wurde nur noch nach hinten gespielt. Und wer so um den Ausgleich bettelt, der erhält ihn auch. Kommentar eines HSV-Fans: "Die jungen Spieler sollten sich besser um einen Lehrvertrag bemühen, mit Fußball werden sie nie Geld verdienen können."

Einen ungewöhnlichen Spielausfall gab es beim Landesligaderby Ohe - Börnsen. Voran hatte die Begegnung zunächst in Abstimmung mit den Gästen von Freitag auf Sonnabend verlegen lassen. Grund: eine Hochzeit im Dorf! Unter den vielen Eingeladenen waren auch die fürs Stadion-Catering zuständigen Damen und Herren, sodass am Freitagabend ein Spiel ohne leckere Würstchen, Süßigkeiten und Bier gedroht hätte - samt finanzieller Einbußen. Am Sonnabend war der Platz jedoch unbespielbar. Trainer Peter Wiehle: "Er hat die Regenfälle nicht vertragen.. Wir hatten der A-Jugend am Freitag extra noch verboten auf dem Platz zu spielen. Wie ich hörte, spielte sie aber doch, und so ging am Sonnabend gar nichts mehr." Schlusswort von Börnsens Obmann Michael Rebsdat: "Ich könnte manches dazu sagen, aber ich decke mal den Mantel des Schweigens darüber."

Mangelnde Regelkenntnis gepaart mit zu großer Ehrlichkeit wurden dem Curslacker Oberligastürmer Matthias Reincke beim Spiel in Lohbrügge zum Verhängnis. Nach einem von Chris Flick an ihm verursachten Foulelfmeter wurde Reincke hinter dem Lohbrügger Tor behandelt und sah von dort den von Christian Spill verwandelten Strafstoß zum 2:1 für Curslack. Nach dem Treffer trottete Reincke samt Team zur Mittellinie, wo ihm schwante, vielleicht irgendetwas falsch gemacht zu haben. Mit der Frage: "Schiri, darf ich schon wieder rein?", richtete er sich an Spielleiter Andre Neumann (FC Elmshorn). Dieser bemerkte erst jetzt den Regelverstoß, begleitete Reincke zur Außenlinie - und zeigte dem bedröppelten Stürmer die Gelbe Karte für das nicht angemeldete Betreten des Platzes nach der Behandlungspause.

Reichlich Giftpfeile waren vor dem Spitzenspiel der Landesliga Hansa zwischen Hamm United und dem Bramfelder SV hin- und hergeflogen. Während Hamms Präsident Jörn Heinemann "beleidigende Äußerungen über unseren Verein" von Bramfelds Obmann Uwe Herzberg zu Ohren bekommen haben wollte, sah Bramfelds Trainer Michael Noffz die Sache nach dem 2:1-Sieg seiner Jungs anders: "Die Provokationen kamen allesamt von Hamm United. So was ist nicht unser Stil. Aber so haben sie uns eben noch heißer gemacht, und wir können jetzt schön ein kühles Bierchen trinken ..."

Wenn Trainer nach sechs Saisonspielen noch keinen Punkt auf dem Konto und ein Torverhältnis von 5:17 haben, sind sie normalerweise bald arbeitslos. Davor braucht Uetersens Coach Peter Ehlers keine Angst zu haben. "Der Trainer steht nicht zur Diskussion, wir werden mit absoluter Sicherheit bis zum Saisonende gemeinsam weitermachen", sagte der Manager des Oberliga-Schlusslichts, Arne Hennings, nach der 1:3-Niederlage bei HR. Den größten Jubel aller Torschützen heimste übrigens ein alter Bekannter ein: Antonio Ude.

Manche Profis beschweren sich schon bei zwei Spielen pro Woche über zu hohe Belastung. Sparrieshoops Benjamin Meinhart kann darüber nur lachen: Der Verteidiger spielte erst am Vormittag 90 Minuten bei der zweiten Mannschaft, um nachmittags beim 1:1 der ersten gegen Osdorf ebenfalls bester Spieler auf dem Platz zu sein. "Das war ganz stark von dem Jungen, auch wenn er nicht wie letzte Woche zwei Tore erzielt hat", sagte TSV-Coach Jürgen Wolfgramm.

Einen torreichen Heimauftakt in die Landesliga-Saison erlebte der SC Concordia II. Die Elf von Andreas Führer war mit fünf Auswärtsspielen gestartet, da der heimische Sportpark Hinschenfelde noch umgebaut wurde. Gegen V/W Billstedt musste sich die Mannschaft nun wohl erst einmal eingewöhnen. Zur Pause lag "Cordi" II mit 0:4 hinten, kam nach dem Pausendonnerwetter von Führer innerhalb von zehn Minuten noch auf 3:4 heran - und ging schlussendlich mit 3:7 baden.

Gewonnen hätte die zweite Mannschaft von Rot-Weiß Wilhelmsburg ihre Partie der Kreisklasse 2 gegen Sporting Clube II wohl eh nicht. Doch zum regulären Abpfiff kam es gar nicht erst: Das Team von Spielertrainer Emrah Kiremitci lag mit 2:4 zurück, als der Schiedsrichter das Spiel in der 70. Minute abbrach, weil er sich bedroht fühlte. Schon in der Anfangsphase flogen zwei Wilhelmsburger Spieler vom Platz - einmal mit Gelb-Rot wegen Meckerns und einmal mit glatt Rot. Die Gelb-Rote Karte konnte Kiremitci noch verstehen, war hingegen aber ratlos, wofür es die Rote gab. "Der Schiedsrichter hatte das Spiel überhaupt nicht unter Kontrolle", ärgerte er sich, "er kam im Spiel sogar zu uns und sagte, dass er Herzprobleme habe."

Christian Johanson, Torwart des Bezirksligaaufsteigers Paloma II, war am Bahnhof Saarlandstraße so unglücklich in eine Glasscheibe gestolpert, dass er sich beide Arme aufschnitt und fast verblutet wäre (Abendblatt berichtete). Der Keeper erholte sich im Krankenhaus rasch von den Verletzungen und drückte seinem Team nun beim Auswärtsduell gegen Hammonia die Daumen. Vergeblich. Paloma verlor 2:5. Und eine bittere Nachricht hatte Johanson auch noch: Derzeit sieht es schlecht aus, dass er zwischen die Pfosten zurückkehren kann.