Manager Igel sorgt für Harmonie und bremst den Frust nach dem Torlos-Remis gegen den ETV.

Hamburg. Mit verschränkten Armen und gesenktem Kopf stand Sperber-Trainer Knut Aßmann nach Spielschluss angelehnt an der Barriere und haderte mit dem Spiel seiner Elf. Nur 0:0 im Landesliga-Spitzenspiel gegen den ETV, obwohl es gute Möglichkeiten zum Sieg gegeben hatte. Das sorgte zunächst für die eine oder andere enttäuschte Miene in Alsterdorf. "Wir wollen uns doch nicht ärgern", versuchte jedoch Neu-Manager Eugen Igel seinen Trainer zu beruhigen, und das war offenbar eine Art Soforthilfe. "Ich freue mich über den einen Punkt, statt mich über zwei verlorene zu ärgern", sagte Aßmann plötzlich, wirkte aber immer noch ein wenig knurrig.

Sein ehemaliger Coach bei Rasensport Elmshorn, Eugen Igel, ist jetzt die neue Galionsfigur beim SC Sperber, sehr zur Freude von Aßmann und Zweit-Manager Jens Stümpel. Beide sagen unisono: "Eugen ist unheimlich wichtig für uns." Beide hatten sich stark dafür eingesetzt, dass Trainerfuchs Igel nach seiner letzten Station beim FC Elmshorn nun in Alsterdorf mit an den Fäden zieht. "Ich wohne hier um die Ecke, kann zu Fuß zum Platz gehen", so Igel, der es sogar schaffte, dass ein jahrelanger Streit mit dem Wirt des Vereinslokals beigelegt wurde. Igel, der Schlichter. "Das schaukelte sich eben so auf", sagt Stümpel über das Verhältnis zum Klublokal auf dem Sperber-Gelände, "aber Eugen hat es geschafft, dass wir wieder aufeinander zugegangen sind."

Nun ist alles wieder gut. Und Igel sorgt mit seinen Geschichten aus dem Hamburger Fußball dafür, dass so mancher Abend in der Gaststätte für alle Beteiligten länger und zu einem Erlebnis wird. Igel, der Unterhalter. Für Sperber ist es ein Gewinn auf der ganzen Linie, denn die Mannschaft lebt von der Kameradschaft - und künftig von Freitagabend-Spielen. Igel, der Fußballer-Versteher: "Wenn die Jungs schon nichts verdienen, dann sollen sie wenigstens das Wochenende frei haben."

Am gestrigen Sonntag wurde vorerst das letzte Mal ein Sperber-Heimspiel angepfiffen. Sperber hätte in den Anfangsminuten gegen den ETV in Führung gehen müssen, lief dann jedoch den verpassten Chancen hinterher und baute stetig ab. Im zweiten Durchgang verflachte das Spiel komplett. Trainer-Altmeister Werner Thomsen befand auf der Tribüne: "Jetzt gibt es doch noch etliche Stolpereien zu sehen ..." Lediglich Alban Duka hätte den ETV noch zum Sieg schießen können, ja sogar müssen, doch aus elf Metern schoss er den Ball über das leere Sperber-Tor. Ein echter Kunstschuss: Während der Ball in die dritte oder gar vierte Etage flog, kippten etliche ETV-Team-Kollegen um und landeten vor Entsetzen auf dem Rasen. So blieb es im Aufsteiger-Duell beim leistungsgerechten 0:0. Sperber ist weiter ungeschlagen.

"Mein Ziel ist es, am Ende der Saison einen einstelligen Tabellenplatz zu belegen", gibt Knut Aßmann vor, "und es ist ein echtes Ziel, nicht nur ein Wunsch - sonst wäre ich hier der falsche Mann." Ein ganz besonderes Zeichen für die Mannschaft hatte vor dieser Partie Sperbers Lennart Ekelund gesetzt: Gegen seinen ehemaligen Verein ETV ließ er extra einen gut bezahlten Job in Berlin sausen. Statt in der Hauptstadt als Model Geld zu verdienen, zog es Ekelund vor, die Buffer anzuziehen und auf dem Fußballplatz zu ackern. Mit wenig Erfolg. "Es war nicht sein Tag", so Aßmann über seinen Schützling, der sonst zu den Leistungsträgern gehört. Ekelund wurde ausgewechselt und musste später gestehen: "Auf diesen Kick hätte ich lieber verzichten sollen."

SR: Althans (Dassendorf). Z.: 145.