Sylt. Sven Fritzsche, Direktor der Nobelherberge auf Sylt, ist beruflich schon weit gereist. Über seinen spannenden Karriereweg.

Es ist schon ein ziemlicher Schnitt: Beruflich hatte es Sven Fritzsche zuletzt in die Karibik verschlagen. Dort legte der 48-Jährige als Hoteldirektor an Bord des Kreuzfahrtschiffes „Aidasol“ mit 1100 Kabinen und bis zu 2500 Gästen auf Inseln wie Barbados oder Curaçao an. Jetzt lebt er auf der Nordseeinsel Sylt und empfängt das Abendblatt an seiner neuen Wirkungsstätte: Seit vier Monaten ist der Hotelkaufmann Direktor vom A-Rosa Resort in List. „Ich habe mich gut eingelebt. Es kommt mir vor, als wenn ich schon länger an diesem Ort wäre, im positiven Sinne.“

Nach seiner Ausbildung in Bad Dürrheim am Rande des Schwarzwaldes war Fritzsche in der großen weiten Welt unterwegs – aber dazu später mehr. „Ich selbst habe vor vielen Jahren mal auf Sylt Urlaub gemacht. Sylt ist eine Marke und eine der beliebtesten deutschen Urlaubsdestinationen. Das in Verbindung mit dem Haus wie A-Rosa ist für mich die perfekte Kombination.“

Sylt: Fritzsche für 150 Mitarbeiter verantwortlich

Der gebürtige Werdauer – das liegt in Sachsen – ist jetzt verantwortlich für 150 Mitarbeiter und 177 Zimmer. Die sollen demnächst modernisiert werden, ein Musterzimmer gibt es schon. Die Konkurrenz auf der Nordseeinsel ist groß, deshalb wird auch in das 2010 eröffnete Haus dem Vernehmen nach ein Millionen­betrag investiert. Seit bald 30 Jahren ist Fritzsche in der Branche und immer noch begeistert von seinem Job. „Ich arbeite in der Hotellerie, weil es mir Spaß macht. Ich sehe mich als Gastgeber, deshalb hat für mich ein perfekter Service oberste Priorität.“

Sven Fritzsche stammt gebürtig aus Sachsen.
Sven Fritzsche stammt gebürtig aus Sachsen. © Arosa

Durch eine entsprechende Ausstattung fünf Sterne zu erhalten, das sei keine Kunst, aber dem Gast auf höchstem Niveau zu umsorgen, das sei das Ziel. Und diese Einstellung erwartet er auch von seinen Mitarbeitern. „Ich bin ein Teamplayer. Das heißt, ich möchte nicht einfach nur bestimmen, wo es langgeht, sondern gemeinsam mit meinen Kollegen an einem Strang ziehen, um den Aufenthalt für die Gäste zu einem Erlebnis zu machen.“

A-Rosa sucht dringend Mitarbeiter

Mit der Nachfrage ist Fritzsche zufrieden. In den nächsten Wochen sei das A-Rosa sehr gut gebucht, berichtet der neue Direktor. Es gibt da allerdings eine Herausforderung, vor der sich die gesamte Branche gestellt sieht. Das Personal fehlt. Auch das A-Rosa sucht Mitarbeiter im Bereich Küche und Service. Das hauseigene Restaurant The Fish Club wurde seit der Wiedereröffnung des Hotels nach Corona im Mai vergangenen Jahres nicht wieder geöffnet. „Wir suchen einen Küchenchef für The Fish Club, da Dirk Seiger nun für die Gastronomie im gesamten Haus verantwortlich ist. Wir wollen dieses lässige Konzept unbedingt wieder öffnen, sowohl für unsere Haus- als auch für externe Gäste.“

Doch bis es so weit ist, wird im Rahmen der Halbpension abends im Dünenrestaurant vom Büfett gespeist. Sven Fritzsche nimmt einen Schluck von seiner Apfelschorle. „Wissen Sie, was ich an meinem Beruf so mag? Kein Tag ist wie der andere, und jeden Tag muss man Lösungen finden. Und natürlich hat es mir ermöglicht, die Welt kennenzulernen.“

Fritzsche arbeitete 14 Jahre lang für Kempinski Gruppe

Zu seinen Stationen gehörten die USA – hier arbeitete er als Servicemitarbeiter für den Walt Disney Themenpark in Orlando –, die Schweiz, Malta und China. Bevor Fritzsche auf die Aida wechselte, war er in Dubai tätig. 14 Jahre lang hat er für die Kempinski Gruppe gearbeitet, die ausschließlich Häuser im Fünfsternesegment betreibt.

Seinen ersten Direktorenposten hatte Fritzsche in Ulan Bator, der Hauptstadt der Mongolei. Da war er 35 Jahre alt. „Die Erfahrungen dort haben mich am meisten geprägt. Dort musste man viel improvisieren, es ist ein anderes Arbeiten als in Europa.“ In seiner Zeit im Kempinski Khan Palace in Ulan Bator hatte Fritzsche Spitzenpolitiker wie die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg zu Gast.

Sylt: Fritzsche wohnt in der Nähe vom A-Rosa

Zurück auf die Insel. In der Nachbarschaft vom A-Rosa sind die Mitarbeiterhäuser, dort hat fürs Erste auch Fritzsche eine Wohnung bezogen. „Das ist ideal. Da habe ich einen kurzen Weg ins Hotel.“ Eine strikte Fünftagewoche mit 40 Stunden, die hat sich der Chef nicht auferlegt. „Ich schaue bei der Arbeit nicht auf die Uhr. Ich bin immer da, wenn ich gebraucht werde.“ Und mal im Service auszuhelfen oder beim Abendessen die Gäste zum Tisch zu begleiten ist für ihn auch kein Problem. In seiner Freizeit ist er auf dem Golfplatz anzutreffen. Und Sven Fritzsche lernt Kitesurfen – dafür bietet die Nordsee die besten Voraussetzungen.