Ein märchenhaftes Inselschloss, barocke Gärten, idyllische Uferpromenaden, richtiger Ostseesand und restaurierte Güter - auch ohne Bundesgartenschau ist die Landeshauptstadt ein Erlebnis.

Schwerin, die Schöne, inmitten von Seen und Wäldern. Sogar ein Inselschloss wie aus dem Märchenbuch gibt es hier, und jeder kann darin herumspazieren, als ob es ihm selber gehörte. Und für das Feriengefühl hat man sogar einen richtigen Strand von der Ostsee herangeschafft - ja, wirklich: 800 Meter schönsten weißen Sand. Von Hamburg aus sind es nur 106 Kilometer. Mit einem Satz: Das lohnt sich.

Schwerin hat aber auch Innenleben, und zwar reichlich. Kunst und Musik, barocke Gärten, schöne, klassizistische Gebäude, herrliche Lagen am Wasser und auch sonst manch idyllisches Plätzchen. Darüber hinaus stehen die Stadt und ihre Umgebung für die eine oder andere schräge DDR-Geschichte und gesamtdeutsche Zukunftsmusik.

Noch fehlen hier Arbeitsplätze. Schwerin ist bisher vor allem Verwaltungsstadt. Aber dass sich das ändert, ist vermutlich eine Frage der Zeit. Jetzt hat gerade die Bundesgartenschau, kurz BUGA, 75 Millionen Euro von Bund, Land und EU in die Stadt geschleust und ihr eine umfangreiche Schönheitsoperation ermöglicht.

Schwerin, 1160 von Heinrich dem Löwen gegründet, war jahrhundertelang Residenz der Mecklenburger Herzöge. Das von einer goldenen Kuppe gekrönte Schloss beherrscht das Stadtbild. Es hat mehr als 300 Zimmer und einen wunderbaren Garten drum herum, samt einer Orangerie. Mit diesem Kapital, eingebettet in sieben Seen, kann die Stadt wuchern.

Dazu gehören ebenso Schwerins Altstadt mit ihren zahlreichen architektonischen Kostbarkeiten, etliche hervorragende Museen, der allseits beliebte Zoo sowie die Freilicht-Opernfestspiele, die vor einer sagenhaften Schloss-Kulisse veranstaltet werden und in diesem Jahr wegen der BUGA sogar ausnahmsweise mit zwei Inszenierungen aufwarten. Gespielt werden Mozarts "Zauberflöte" und das Musical "Sorbas" nach dem Roman von Nikos Kazantzakis.

Schwerin zeigt zugleich ein reges Leben auf dem Wasser, das vor allem bestimmt wird von den Fahrgastschiffen der Weißen Flotte. So kann man auch vom Wasser aus die Schönheiten der Stadt und der sie umgebenden Natur genießen. Hier und da lässt sich die alte Pracht herrschaftlicher Güter und der ursprüngliche Charme der Dörfer erahnen, die in ihrer ländlich-schlichten Schönheit einst die Gegend prägten.

Vom alten Leben und Treiben in Schwerin zeugen so manche musealen Orte - zum Beispiel die alte Schleifmühle: Ein Findling von ungefähr 50 Zentimetern Durchmesser liegt schwer in seiner Holzhalterung. Im 18. Jahrhundert begann man solche Steine hier zu bearbeiten. Neun Jahre sägt der Schleifmüller jetzt schon an diesem, zu Vorführungszwecken. Das Wasser des Faulen Sees bringt ein schweres Holzrad zum Drehen und dieses wiederum setzt die Eisensäge und den Poliertisch daneben in Gang. Früher ließen die baufreudigen Herzöge von Mecklenburg aus Steinen der Umgebung auf diese Weise Tischplatten, Fensterbänke, Treppenstufen und Kaminablagen fürs Schloss schneiden und polieren. Heute wird nur noch gezeigt, wie das funktionierte.

Steinschleifer Leide zieht auf jeden Fall den Hut vor der Leistung seiner Vorgänger: "Gucken Sie sich doch mal den Sockel von Herzog Paul Friedrich rechts vorm Schloss an. Der wurde hier aus einem Findling geschnitten. Da brechen Sie vor Ehrfurcht zusammen, der ganze mannshohe Denkmalsockel!" Damals arbeiteten die Steinmüller und -schleifer dementsprechend noch 80 Stunden in der Woche ...

Schwerin kann man natürlich auch zu Fuß oder per Rad entdecken. Die Altstadt ist sehr gut zu erwandern, um den Pfaffenteich herum lässt sich herrlich flanieren und zwischendurch Kaffee trinken, jedes der umliegenden Gebäude hat seine eigene kleine Geschichte. Und wer Lust auf Theater hat, der wird am Abend im schönen Mecklenburgischen Staatstheater mit Schauspiel, Ballett, Musiktheater und Konzerten erfreut.

Wasserratten zieht es sicherlich an die Ufer der vielen Seen von Schwerin und Umgebung. Direkt am Zippendorfer Strand, das ist der mit dem Ostseesand, steht übrigens das Naturschutzhaus, in dem Alt und Jung sich über Fauna und Flora der Gegend schlau machen können. Und ganz am Ende des Strandes kehrt man bei "Gundula" im Garten ein, dort kann man mit Chance so mancher Schweriner Anekdote lauschen. Überhaupt lohnt es sich, nicht nur in der Stadt, sondern auch auf der hübsch angelegten Uferpromenade spazieren zu gehen, sehr schön ist es auch den Franzosenweg am See entlang, das ist eine etwa vier Kilometer lange Route für Fußgänger, Radfahrer und Inline-Skater. Wer etwas mehr Atem hat, macht eine Radtour um den Innensee - dabei kann man auch gut Teile der Strecke mit dem Bus zurücklegen, da dieser Fahrräder mitnimmt. Nur das Aussteigen nicht vergessen, um rechts und links des Weges die Gegend zu erkunden. Die Tageskarte für den Bus kostet 6,90 Euro.

Eine der besten Touren von Schwerin aus ist die nach Osten, zum Schloss Basthorst- das Zeugnis davon liefert, wie - in diesem Fall von zwei Holländern - nach der Wende der Glanz alter Häuser wiederhergestellt wurde. Hier wächst am Ende einer reizvollen Kopfsteinpflasterstraße das schöne alte und das schöne neue Deutschland in einem restaurierten alten Schloss wieder zusammen. Schon der Weg dorthin - auf Alleen geht es durch die Felder - ist das Erlebnis wert. Auf dem Gut angekommen, kann man köstliche hausgemachte Kuchen oder andere Spezialitäten essen, im Schlossrestaurant, im Wintergarten, in der Bibliothek oder auf der Terrasse mit Blick auf den englischen Garten und den Glambecksee.

Entspannungsbedürftige tun hier in der Wellness-Landschaft gerne auch etwas für ihre Gesundheit, angeboten wird im Speziellen Licht- und Aromatherapie. Und gleich um die Ecke liegen ein Reiterhof und ein Golfplatz. Das alles kann man übrigens auch als Tagesgast für insgesamt 22 Euro genießen.

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