Das Alte Stahlwerk in Neumünster wurde komplett neu errichtet - im Stil des Originals, das Produkte für Schifffahrt und Werften lieferte.

Mehr als 80 Jahre bot das Stahlwerk in Neumünster bis zu 250 Menschen Arbeit und fertigte Produkte für die Schifffahrt und Werften. Nach der Insolvenz 2001 folgte ein fast zehn Jahre dauernder Verfall, bis Investoren aus Flensburg das Objekt entdeckten und die Idee entwickelten, hier ein Hotel zu errichten, nur etwa eine Autostunde von der Hamburger Innenstadt entfernt. Bekannter als das Hotel ist den Hamburgern sicher das sich in unmittelbarer Nähe befindliche Design-Outlet-Center, das hochwertige Artikel namhafter Hersteller zu günstigen Preisen anbietet.

Nach dem Abriss des Stahlwerks wurde mit 8,5 Millionen Euro ein völlig neues Hotelobjekt errichtet, das aber in seiner Einrichtung und seiner architektonischen Ausrichtung an den Vorgängerbau, das alte Stahlwerk, erinnert. Neben Jan Pinno, einem der Geschäftsführer, haben besonders Christina und Bernd Storch, die das Hotel leiten, maßgeblich die Gestaltung beeinflusst. Das Ehepaar Storch, beide aus dem Hotelfach, leitete elf Jahre den Alten Meierhof an der Flensburger Förde und folgte dann einem Angebot in die hessische Heimat. Doch der Norden hatte beide mittlerweile so stark geprägt, dass Sehnsucht nach dem Landstrich aufkam. Zurück in Schleswig-Holstein, kam das Hotelprojekt "Altes Stahlwerk" wie gerufen. "Ein neues Hotel im 'Factory Style' aufzubauen war interessant und eine tolle Herausforderung", erzählt Christina Storch. "Natürlich mussten wir Kompromisse eingehen, aber es war auch sehr viel Raum, seine Ideen einzubringen."

Das lässt sich nun seit dem 1. November erleben. So habe man versucht, Elemente eines Stahlwerks in dieses Hotel zu übertragen. Der Tresen der Rezeption ist in rostigem Stahloutfit gehalten, gleich dahinter lodert in einem großen Kamin, umsäumt von kunstvoll mit Rostdesign kreiertem Stahl, ein Feuer. Das Restaurant spiegelt noch die alte Stahlwerksstruktur wider: Hängelampen, Betonträger, Haken von ehemaligen Laufkatzen. Ungewöhnlich auch der Name des Restaurants: "1500°C" - bei dieser Temperatur soll der Schmelzpunkt von Stahl liegen.

Uns fällt ein Graffito an der Stirnseite des Restaurants auf. Dieses ist ein Original, welches von Jugendlichen, die in dem verlassenen Stahlwerk Partys feierten, hier auf die Wand gesprüht wurde. "Wir haben das Sprühkunstwerk von damals ins Restaurant integriert", sagt Christina Storch. Kunst wird großgeschrieben. "Wir haben noch einiges an kulturellen Events vor. Im März tritt zum Beispiel eine Jazz-Band auf. Weitere Veranstaltungen sind geplant." Zu dem Ticket lässt sich auch das Konzert-Dinner buchen - als kulinarische Einstimmung auf das Konzert.

Neben der Kultur sind auch Tagungsangebote ein konzeptioneller Schwerpunkt des Hotels. Ausreichend Raum ist vorhanden, und durch ein flexibles Wandsystem können bis zu sieben Tagungsräume eingerichtet werden. Der große Veranstaltungsraum bietet 200 Teilnehmern Platz.

Ein rot aufgemalter Faden im Treppenhaus gibt Orientierung. Auch in der Einrichtung der Zimmer wurde der Industriecharme des Alten Stahlwerkes aufgegriffen, sie werden in den Kategorien M, L oder XL angeboten. Auf die komfortablen Betten, die auch einen Gast mit Rückenbeschwerden bequem und ruhig schlafen lassen, ist Christina Storch besonders stolz. Nicht nur ein optischer Hingucker ist der Fernseher, der in eine Drehvorrichtung eingebettet ist und vom Gast entweder zum Bett oder zur Sitzgruppe gedreht werden kann. Farbliche Akzente setzen die in leuchtendem Pink oder Violett gehaltenen Accessoires.

Entspannung findet der Gast über den Dächern von Neumünster nach einem Saunagang oder dem Dampfbad im Day-Spa "Schmelztiegel". Dazu kann man noch seine Haut mit karibischen Pflegeprodukten verwöhnen lassen.

Im Restaurant 1500°C erhält der Gast einen Einblick in die geschäftigen Abläufe einer offenen Küche, die bis zu 100 Restaurantbesucher bewirten kann. Sonntags ist Familienbrunch. Während der Woche gibt es einen Mittagstisch, der zunehmend unter den Neumünsteranern Stammgäste findet. Die Küche ist klassisch geprägt, hat aber auch eine asiatische Ausrichtung. Die Ente bietet Küchenchef Carsten Knebel in zwei Gängen an: Der erste Gang wird traditionell mit Rotkohl und Kartoffeln gereicht, während der zweite Gang asiatisch mit Nudeln und exotischen Gewürzen zubereitet wird. Eine weitere Spezialität ist Flammkuchen in verschiedenen Variationen.