Christian Clemens, neuer Geschäftsführer von TUI Deutschland, will Hamburg als Reiseziel noch bekannter machen.

Wenn ein Manager aus Schweden, der erst seit Kurzem in Hamburg wohnt und in Hannover arbeitet, in Dubai die neuen Kataloge des deutschen Marktführers vorstellt, dann könnte das eine ziemlich steife Angelegenheit werden. Doch für Christian Clemens, der seit Oktober an der Spitze von TUI Deutschland steht, war das Meeting am Arabischen Golf eine gute Gelegenheit, sich inmitten von Anzugträgern im marineblauen Dubai-Polohemd zu zeigen - und so die Botschaft vom Kulturwandel auch optisch nach außen zu tragen. In der Firmenzentrale in Hannover, wo er seinen Mitarbeitern das Du anbietet, die Tür zur bislang verschlossenen Chefetage aufsperrte und auch sonst eher flache Hierarchien schätzt, hat der "skandinavische Führungsstil" schon Wirkung gezeigt.

Seit Juli lebt Christian Clemens in Hamburg, im feinen Elbvorort Hochkamp. Hanseatisches Understatement beherrscht der 50-Jährige bereits aus dem Effeff: "Ich fühle mich sehr wohl in Hamburg", sagt Clemens ungefragt, und es klingt nach mehr als nur einer Nettigkeit. "Vielleicht ist es eine der am meisten unterschätzten Städte in Europa", fügt er hinzu. "Viel zu wenige Menschen kennen das vielfältige gastronomische und kulturelle Angebot - besonders der Musicals. Auch wissen die wenigsten, wie grün die Stadt ist."

Obwohl Hamburg die Nummer eins ist unter den TUI Städtereisezielen - sogar noch vor den Metropolen Rom und Madrid -, will sich Clemens nicht zuletzt durch seine persönliche Begeisterung dafür einsetzen, die Stadt an der Elbe als lohnendes Reiseziel noch bekannter zu machen.

Zu Hause in Hamburg fühlen sich unterdessen auch Ehefrau Helen und die Kinder. Die fünfjährige Tochter Ines Catalina besucht die Vorschule am Goosacker, der neunjährige Sohn Adrian geht auf die Skandinavische Schule - der wichtigste Grund, warum die Familie nach Hamburg und nicht nach Hannover, Firmensitz der TUI, gezogen ist. Über die Schulen der Kinder haben sie schon einige neue Freundschaften geschlossen. Helen Clemens besucht Deutschkurse im Goethe-Institut - nicht nur, weil einmal ein Verkäufer an der Fleischtheke sehr irritiert darüber war, dass sie nicht besser Deutsch spricht. Dass man selbst als guter Kunde in manchen Geschäften nicht begrüßt wird, empfinden die Zuwanderer als eines der wenigen Mankos. "Die Deutschen sind Weltklasse in der Industrie", sagt er, "aber nicht Weltklasse im Service. Produkte kann man kopieren, aber Dienstleistungen zu kopieren, das ist sehr, sehr schwer". Da herrsche gewiss noch Nachholbedarf, meint der Touristikchef, der lange in Österreich und in Spanien gelebt hat.

Wenn er am Wochenende von Hannover nach Hause fährt, entspannt der Tourismusmanager beim Joggen an der Elbe, in Hirsch- und Jenischpark oder im Botanischen Garten. Auch das Blankeneser Treppenviertel hält ihn fit. Oder er führt das Pony, wenn das Töchterchen im Forst Klövensteen eine große Runde dreht. Immer mit Blick zum Boden, wo der Pilzsammler häufig fündig wird. Der Wald, sagt er, sei für ihn wie eine Therapie. Als Kontrastprogramm möchte er einem Ruderklub an der Alster beitreten, denn in Schweden hat er immer ein Ruderboot besessen.

In der Weihnachtszeit will die Familie auch wieder in die schwedische Seemannskirche gehen. "Während meine Frau und meine Kinder neulich einen Gottesdienst besuchten, habe ich nur nebenan im Café gesessen", gesteht er. Doch diesmal wollen sie alle gemeinsam dort das Luciafest feiern. Als Chef des Trikotsponsors von Hannover 96 hat er sich im September in Hamburg bereits das Heimspiel des HSV gegen Hannover 96 angeschaut. Das 1:0 ließ er dann lieber unkommentiert.