Aus den USA schwappt ein neuer Camping-Trend zu uns herüber. Glamping soll das Schlafen unterm Sternenhimmel zum Luxus machen.

Hamburg. Zelten steht für das Erlebnis in der freien Natur, aber auch für Mückenstiche, Rückenschmerzen von der dünnen Iso-Matte und schnarchende Zeltnachbarn. Die meisten Urlauber kehren mit fortschreitendem Alter dem zweifelhaften Camping-Vergnügen den Rücken zu und nächtigen lieber in einem Hotel. Doch was man dort nicht bekommt und von einigen Reisenden vermisst wird: das Schlafen unter freiem Sternenhimmel.

Dass es vielen so geht, belegt ein neuer Trend aus der Welt der Lagerfeuer-Fans und Wohnmobilisten: „Glamping“ heißt er – eine Abkürzung für „glamourous camping“, also Zelten mit Luxus-Touch. In den USA und Großbritannien ist das nichts völlig Neues. Erstmals zu hören war von der Idee in der angelsächsischen Welt laut der britischen Reise-Journalistin Nicola Iseard im Jahr 2009.

Beliebt ist Glamping vor allem bei einer Klientel, die Luxus im Urlaub als gesetzt betrachtet, sich aber über die ökologischen Folgen eines Fünf-Sterne-Urlaubs inklusive Fluganreise Gedanken macht. Ihr Zelt bauen Glamper natürlich nicht selbst auf, geschweige denn dass sie es durch die Wildnis tragen. Und statt auf der Isomatte nächtigen sie im kuscheligen, frisch bezogenen Kingsize-Bett.

Das Angebot wächst auch außerhalb Großbritanniens und der USA. In den Niederlanden, wo Camping traditionell beliebt ist, gab es bereits erste eigene Glamping-Abteilungen auf den großen Touristikmessen, berichtet Klaus Schneider, Geschäftsführer der deutsch-holländischen Vacanceselect Gruppe mit Deutschlandsitz in Hamburg, die Camping auf gehobenem Niveau anbietet.

In Italien, Spanien, Portugal sowie Frankreich sind die Voraussetzungen für Glamping besser als hierzulande: Es gibt mehr unberührte Natur, spektakulärere Landschaften – und meist besseres Wetter. Vor allem unsere französischen Nachbarn haben das Glampen für sich entdeckt. Dutzendfach findet man im sonnigen Languedoc, in der ursprünglichen Dordogne oder im wildromantischen Massif Central Einrichtungen, die des Glampers Herz erfreuen. Ob waschechte Indianer-Tipis oder riesige Beduinenzelte, mittelalterliche Turnierzelte oder mongolische Jurten – sie sind oft Monate im Voraus ausgebucht.

Oder wie wäre es mit Urlaub im Roulotte, einem bunt bemalten Zigeunerwagen, durch dessen gläsernes Dach man nächtens zum Firmament aufschaut? Der Anbieter Roulottes de Campagne hat sie auf bereits mehr als 60 Plätzen in Frankreich aufgestellt. Zu den ungewöhnlichen fahrbaren Untersätzen gehören auch die Camping-Vans der Marke Airstream. Sie kosten ein Vermögen, zumal wenn es sich um Oldtimer handelt. Deshalb mietet man sie besser. Tage- oder wochenweise geht das zum Beispiel im Belrepayre Airstream Trailer Park südlich von Toulouse – zwei ehemalige Zirkusartisten führen ihn. Oder im Camp Silver auf der niederländischen Insel Texel: Ein Designer hat sie im kultigen Sixities-Stil ausgestattet.

In Deutschland muss man muss lange suchen, bis man eine Einrichtung findet, bei der sich hinter der Bezeichnung „luxuriöser Campingplatz“ der wahre Geist des Glampings zeigt. Im Ostseebad Dahme an der Lübecker Bucht versucht man, der Idee nahezukommen: Im Eurocamping Zedano stehen sie tatsächlich, die Zeltbehausungen der Oberklasse. Fertig aufgestellt, riesengroß und eingerichtet wie Meryl Streeps Farm in „Jenseits von Afrika“: „Luxus-Safari-Zelt“ heißt dieser Camping-Palast mit Himmelbett, Badewanne und sandfarbener Polstergarnitur.