Urlauber auf Segeberger Campingplätzen ärgern sich zwar über den Regen, mit der richtigen Einstellung finden sie aber trotzdem genug Erholung

Kreis Segeberg. Nicht nur jede Menge Camper im Kreis Segeberg fragen sich zurzeit: "Wann wird es endlich wieder Sommer? Ein Sommer, wie er früher einmal war." Wohl alle im Kreis wünschen sich die heißen Tage zurück, die es im April und Mai dieses Jahres ja sogar schon gab. Besonders betroffen von bewölkten und vernieselten Tagen sind jetzt jedoch in der Tat die Camper im Kreis Segeberg. Sie leben mit dem Wetter und in der Natur. Von Wakendorf II bis Itzstedt verbringen Menschen aus ganz Deutschland ihre Ferien auf hiesigen Campingplätzen. Bei den derzeitigen Temperaturen um 20 Grad mit oft mehr Wolken als Sonne sind die Sommer-Touristen trotzdem glücklich mit ihrer Urlaubswahl. Das Hamburger Abendblatt fragte bei ihnen nach: "Was tun Sie eigentlich beim norddeutschen Schietwetter?"

"Ich baue ein Modellschiff", sagt der 70-jährige Peter Kaiser. Der Berliner steht in dunkler Jogginghose und weißem Unterhemd vor seinem Wohnwagen mit Vorzelt. Es duftet nach zubereiteten Bratkartoffeln. "Meine Frau kocht gerade", sagt er. Im Gegenzug habe er heute schon die Wäsche gewaschen - an dem Waschplatz des Henstedt-Ulzburger Campingplatzes Ulmenhof. Jeden Sommer kommt das Ehepaar hier her, um der Hektik der Hauptstadt entfliehen. Kaiser geht zurück in sein Zelt - das Modellschiff wartet. "Für eines brauche ich mindestens einen Sommer, wenn nicht zwei", so Kaiser. Damit sei er vorerst beschäftigt. Selbst bei Wolken oder Nieselregen.

Auch die 62-jährige Doris Braun aus Bremen findet bei jedem Wetter Beschäftigung. Sie verbringt ihren vierwöchigen Urlaub auf dem Itzstedter Campingplatz. "Mir ist das Wetter eigentlich egal", sagt sie und kommt mit einem Putzeimer aus ihrem Wohnmobil heraus. Neben Staub wischen nehme sie sich oft Zeit, mit ihrem Mann nach Hamburg zu fahren, wo auch ein Teil ihrer Familie lebt. Oder sie vereinbart Friseur- und Kosmetik-Termine in Itzstedt. So fühle sie sich jedenfalls bestens entspannt und erholt - "wenn ich schon nicht im Liegestuhl auf dem Rasen lesen kann", sagt sie und schaut auf die gut gepflegte Wiese nebenan.

Auf dem saftigen Grün verbringt Guido-Jens Kowohl seine Freizeit trotzdem immer gerne: "Für mich ist immer Sommer, auch wenn die Sonne nicht scheint", sagt der 47-Jährige, der auf dem Itzstedter Campingplatz sein Zuhause gefunden hat. Jeden freien Tag sei er draußen - ob zum Kartenspielen oder zum Lesen. Für ihn sei das pure Erholung: Seine beiden Hunde toben um ihn herum, passen auf, dass auf dem Camping-Gelände kein Fremder die Ruhe stört.

Das tut auch der "kleine Racker" von Karl-Heinz Helk, 66, dessen Wohnmobil nur weniger Meter von Kowohls entfernt steht. Das teils schlechte Wetter nerve ihn zwar, raus möchte er aber trotzdem unbedingt. "Dann puzzle ich hier halt so rum", sagt er und zupft an einem Apfelbaum. Mit dem Garten sei er sehr pingelig hier - schließlich würde der ihm zu Hause fehlen. Weil auf seinem Balkon in der Norderstedter Innenstadt für solch schöne Dinge kein Zentimeter übrig sei.

Szenenwechsel: Itzstedter Campingplatz Seerögen. Hier fährt der siebenjährige Tom mit einem roten Spielzeug-Traktor kreuz und quer, grüßt alle Camper. Winken sie zurück, freut er sich. "Ich habe hier immer Spaß", sagt er. Und trotzdem findet er es doof, dass es nicht mal richtig Sommer sein kann. Vor allem jetzt, da es sein letzter freier Sommer vor dem Schulbeginn ist. Langweilig werde ihm trotzdem nie. "Mit seiner freundlichen Art und dem hupenden Traktor kann er jedem gute Laune machen", sagt sein Vater Gerd Rathje, der auch Inhaber des Campingplatzes ist.

Nebenan kontrolliert der 64-jährige Bernd Hermann den Ölstand seines Autos. "Wir wollen morgen vielleicht an die Ostsee fahren oder in die Innenstadt - mal gucken", sagt der Hamburger. Er finde es angenehm ruhig auf dem Itzstedter Campingplatz. Seine Frau und er haben Spaß daran, sich dort alles schön zu machen: Mit Blumen und Windrädern. Hier könne er noch richtig Kraft tanken und abschalten.

Auch Doris Wiese kommt aus Hamburg und verbringt so viel Zeit wie möglich auf dem Campingplatz Seerögen. Momentan ist es ihr nicht warm genug, um draußen zu sitzen - deshalb näht sie drinnen weiße Gardinen. "Ich freue mich schon darauf, die bald an meine Vorzelt-Fenster zu hängen", sagt sie. Im Wohnwagen hält Enkelsohn Frederik ein Nickerchen. Ehemann Manfred liest eine Zeitschrift: "Wir machen hier alles, wozu man im Alltag doch meistens keine Zeit findet", sagt er. "Uns geht es hier richtig gut." Am liebsten würden sie das ganze Jahr über im Camping-Mobil bleiben. Auch bei Schnee, Regen und Eiseskälte.