Frische Farbe, altbewährter Stil: Die Reederei Deilmann gönnte der “Deutschland“ einen neuen Anstrich und ließ sie vorsichtig modernisieren

Als die "Deutschland" am Montagabend in Kiel auslief, war die Farbe noch nicht getrocknet. Zwei Wochen hatte das "Traumschiff" aus der gleichnamigen ZDF-Serie im Bremerhavener Dock gelegen, nun ist es mit 480 Passagieren wieder in See gestochen. Etwa zwölf Millionen Euro haben die neuen Eigner nach inoffiziellen Angaben in das einzige Kreuzfahrtschiff unter deutscher Flagge investiert. Für den Chef der Reederei Deilmann, Konstantin Bissias, ist der Einsatz von Lack, Farbe und neuen Teppichen aber erst der Beginn vieler kleiner Verbesserungen: "Wir werden die ,Deutschland' behutsam auf neuen Kurs bringen, ohne ihren besonderen Charakter zu verändern."

Der Charme der Goldenen Zwanziger soll mit der Renovierung neuen Glanz bekommen. Das Decksmobiliar aus massivem Teakholz ist frisch lackiert, die Wände nahezu aller Kabinen haben neue Farbe bekommen, und die Teppichböden fühlen sich wieder bei jedem Schritt federnd an.

"Das ist aber fast schon das Einzige, was die Passagiere selbst von der Renovierung spüren", sagt Dominic Gross, der bei Deilmann für die Gestaltung der Bordprogramme zuständig ist. Der größte Teil der Investitionen sei unter Deck in die Technik wie zum Beispiel die Klimaanlage geflossen. Besonders aufwendig gestaltete sich zudem die Sanierung der Antriebsmaschinen, die in der Vergangenheit wiederholt für Probleme gesorgt hatten.

Der Schornstein kündet von Weitem vom neuen Geist an Bord des elf Jahre alten Schiffs. Er trägt das neue Logo der "Deutschland": einen stilisierten Schiffsbug über fünf große Sternen. Die Sterne symbolisieren den Anspruch der Reederei, mit ihrem einzigen Schiff ein schwimmendes Grand Hotel auf die Weltmeere zu bringen.

Mit ihrer Innenarchitektur, die den Stil zu Beginn des 20. Jahrhunderts imitiert, versprüht die "Deutschland" den Hauch des Besonderen. Auch den Vorstandsvorsitzenden der Aurelius AG, Dirk Markus, hat das "Traumschiff" damit für sich eingenommen. "Im Inneren ist es ein Rolls-Royce aus den 20er-Jahren", sagt Markus.

Seine Investorengesellschaft übernahm im August 2010 die Reederei Deilmann, als das einstige Familienunternehmen finanziell in Seenot geriet. "Wir glauben, dass es für dieses Konzept ein gutes Potenzial gibt." Obwohl er dem Charme des Schiffes erlegen ist, hat der Finanzexperte das Rechnen nicht vergessen. "Wir haben das Engagement sehr genau geprüft und eine Menge an Optimierungsmöglichkeiten festgestellt." Zu den Maßnahmen, die Reedereichef Bissias in den kommenden Monaten vornehmen will, zählt eine stärkere thematische Ausrichtung der Reisen. Mit Vicky Leandros durch die griechische Inselwelt, ein Klassikmusik-Programm mit Justus Frantz - solche Themen sollen die Deilmann-Angebote künftig prägen.

Bissias sieht sich dabei durchaus auch in der Tradition des verstorbenen Reedereigründers Peter Deilmann. Der hatte bewusst darauf verzichtet, sein Schiff mit Balkonen ausstatten zu lassen. "Er wollte nicht, dass die Passagiere auf ihren Kabinen hocken. Sie sollten miteinander ins Gespräch kommen", erklärt Bissias.

Aurelius-Chef Markus ist selbst wiederholt mit seinem Schiff auf Kreuzfahrt gegangen und plant bereits die nächste Tour rund um die britischen Inseln. Neue Pläne für ein weiteres Schiff hegt er dagegen vorerst nicht: "Man braucht keine großes Flotte, um erfolgreich zu fahren. Das Hotel Adlon lässt sich auch hervorragend betreiben, ohne dass man eine ganze Adlon-Kette benötigt." Reederei-Manager Bissias konzentriert sich lieber auf ein Schiff, als eine kleine Flotte ähnlicher Typen zu betreiben. Nicht zuletzt auch deshalb, weil er den besonderen Charakter der "Deutschland" nicht für reproduzierbar hält: "Wir haben allesamt Original-Kunstwerke an Bord." Plastik-Skulpturen wie auf anderen Schiffen im Stil der großen Passagierdampfer werde es bei Deilmann nie geben, versichert Bissias. Und auch bei der nächsten grundlegenden Renovierung soll die Patina auf den zahlreichen Bronze-Büsten unangetastet bleiben.